DRK Kreisverband & Rettungsdienst versorgen Menschen im Schwalm-Eder-Kreis mit „Mund-Nasen-Bedeckungen“
SCHWALMSTADT. Zu den „vorsichtigen ersten Schritten zurück in eine neue Normalität“ empfiehlt die Hessische Landesregierung auch eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Doch Schutzkleidung ist allerorts rar. Hilfe zur Selbsthilfe in diesen Zeiten der Krise ist inzwischen überall spürbar und auch erforderlich.
Nicht nur findig, sondern auch fleißig sind die haut- und ehrenamtlichen Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Seit nunmehr drei Wochen sind sie bereits am Werk und schneidern mit rund 1.500 freiwilligen Helfern, Mund-Nasen-Beckungen in Eigenregie. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: insgesamt circa 70 000 Mund-Nase-Bedeckungen sollen demnächst fertiggestellt sein und verteilt werden. „Vorrangig müssen jedoch die Menschen geschützt werden, die im medizinischen Dienst arbeiten“, erklärt Thomas Lampp, der Initiator der Aktion. Etwa 10.000 Mund-Nase-Bedeckungen sind bereits in Einrichtungen des Gesundheitswesens verteilt worden, an den Stellen also, wo sie am nötigsten gebraucht werden, – nämlich bei den Menschen, die für die Allgemeinheit derzeit ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.
Am Montag, dem 20. April, Mittwoch, dem 22. April und Donnerstag dem 23. April, können an vier Standorten, vom 8 Uhr-16 Uhr im Schwalm-Eder-Kreis Mund-Nase-Bedeckungen zum Schutze der Allgemeinheit verteilt werden.
Wie es dazu kam?
Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen!
Nicht abwarten, sondern handeln ist angesagt. Mit einer klugen Idee, Mund-Nasen-Bedeckungen selbst zu produzieren, wollen die findigen DRK Helfer nicht nur sich selbst schützen, sondern auch ihre Mitmenschen. Die Mund-Nase-Bedeckung bietet auch die wirkungsvollste Möglichkeit die Verbreitung des Corona Virus bei denen zu verhindern, die arbeiten müssen, um das System am Laufen zu halten.
Bereits Mitte Februar stellte man fest, dass es auf dem Markt für Schutzkleidung zu Engpässen kommt. „Als Ende Februar nicht mal mehr Rückstände geliefert wurden, haben wir uns Gedanken über eine Alternative gemacht“, erzählt Thomas Lampp, Hygienetechniker vom DRK Rettungsdienst Schwalm-Eder. So wurde intensiv überlegt und man kam zu dem Ergebnis, dass die klassisch Mund-Nase-Abdeckung, ein entscheidender Faktor ist, zur Verminderung der Virusausbreitung, was gerade im Rettungsdienst eine entscheidende Rolle spielt: er schützt vor Erregern, die über die Atemwege verbreitet werden. Um so fataler ist es, dass es gerade hierbei die größten Engpässe in der Beschaffung gibt. Die Umsetzung erfolgte sogleich bei den Rettungskräften selbst. Um sich selbst und andere zu schützen, wird bei Begegnungen mit Patienten und Kollegen immer einen Mundschutz getragen. Bei durchschnittlich 110 Einsätzen am Tag, wird hinsichtlich der Lagerbestände ganz schnell klar, dass diese Schutzmaßnahme keine zwei Wochen mehr durchzuhalten gewesen wäre. An dieser Stelle kommt die entscheidende Idee, eine Mehrweg Mund-Nasen-Bedeckung zu schaffen.
Zufrieden über die Lösung wird ein Hersteller kontaktiert, ein Angebot eingeholt und kurz darauf ein Auftrag erteilt. Doch, weit gefehlt: zwei Tage nach Erteilung des Auftrages kommt die Rückmeldung der Firma, dass es aufgrund der jetzigen Situation zu viele Anfragen gäbe und zudem noch ein Teil der Näherinnen in Quarantäne stecke- eine Lieferung sei deshalb in der nächsten Zeit erst mal nicht möglich.
Doch die Rettungsdienstler geben so schnell nicht auf. „Als Chef Marco dann mit dem ersten Schnittmuster auf mich zugekommen ist, und mir die Frage gestellt hat, ob wir das nicht selber hinbekommen, wird die Idee mit den eigenen Händen umgesetzt“, berichtet Thomas Lampp. Er berät sich mit Kollegin Karolin, die hat ein Kleingewerbe und schneidert Kinderkleidung. Sie ist sofort dabei und verfasst – unter Beibehaltung des Schnittes – eine möglichst einfache Anleitung zum Schneidern für jedermann. „Der Nasen-Mund-Bedeckung, entspricht noch dem OP-Standard von 2010 und ist derzeit absolut alltagstauglich“, ergänzt Lampp.
Nicht nur schnelles Denken, sondern auch schnelles Handeln ist nun erforderlich. Ziele werden entwickelt und die sind hoch, -aber-: „Für uns stand von Anfang an fest, dass wir uns als Hilfsorganisation in der Pflicht sehen, hier zu helfen und nicht nur uns, sondern auch unseren Mitmenschen, um damit so viel Leben wie möglich zu retten“, erklärt Lampp.
Versorgt werden sollen alle DRK Geschäftsstellen Schwalm-Eder, alle Gesundheitseinrichtungen, Seniorenheime im Kreis, die Hilfe benötigen und darüber hinaus jeder Bürger des Kreises.
Doch ohne Unterstützung ist das große Vorhaben nicht umzusetzen. Ein Aufruf über das Internet löst eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Innerhalb von vier Tagen wird eine verantwortungsvolle Mannschaft zusammengestellt, die sich um Organisation und Umsetzung kümmert. Menschen bringen geeignete Stoffe und Materialien zur Verarbeitung. Viele helfende Hände packen zu. Sie sortieren, schneiden Muster, bügeln und versenden – alles unter strengen hygienischen Vorgaben und mit dem derzeit gebührenden Abstand.
Über tausend Näherinnen und Näher im Land wollen helfen. Lieferdienste bringen die Pakete mit Materialien und Nähanleitung zu den fleißigen Helfern nach Hause. Einige hundert Pakete sind auf dem Weg zur Fertigstellung und können bald verteilt werden. (pm)
Auch Sie können helfen. Bitte spenden Sie für diese Aktion: #SchützeDieAnderen
Spendenkonto:
Kreissparkasse Schwalm-Eder
IBAN: DE27 5205 2154 0203 0002 03
BIC: HELADEF1MEG
Standorte
1. Fritzlar
Waberner Str. 4
Vereinsheim der FKG Die Eddernarren e.V
2. Melsungen
Fritzlarer Straße 59
DRK Rettungswache
3. Homberg
August-Vilmar-Str. 18
DRK Rettungswache
4. Schwalmstadt
Krusborn 1
DRK Rettungswache
1 Kommentar
Ich habe jetztschon Leute im Wald mit Maske gesehen ,, die wollen die Füchse und Hasen nicht anstecken…lol
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