G.u.T. Schwalmstadt zu den Auswirkungen der Corona-Krise
SCHWALMSTADT. Die Corona-Krise und die verordneten Schutzmaßnahmen greifen in das gesellschaftliche Leben, die täglichen Abläufe, das Berufs- und Arbeitsleben, das Einkaufsverhalten und den Wirtschaftskreislauf massiv ein.
Allein wären viele Gastwirte, Einzelhändler, vor allem solche mit Saisonware, aber auch Handwerker und Dienstleister kaum imstande, dieser Herausforderung zu trotzen. Dies wird in den nächsten Wochen nur gemeinsam möglich sein. An dieser Stelle sind auch die Gewerbevereine als Selbstorganisation von Handel, Handwerk, Dienstleistung und Gastronomie gefordert. nh24-Redakteur Rainer Sander hat in den Wirtschaftsvereinigungen der beiden größten Städte im Hauptverbreitungsgebiet von nh24, der Wirtschaftsgemeinschaft Baunatal und dem Gewerbe- und Tourismusverein Schwalmstadt, nachgefragt. Hier sind die Antworten von Björn Sparknebel, Vorsitzender von G.u.T., aus Schwalmstadt.
Rainer Sander: Welche Auswirkungen haben die Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des neue Coronavirus auf das Wirtschaftsleben in Schwalmstadt?
Björn Sparknebel: Wie nahezu überall, so auch in Schwalmstadt, haben Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Infektion gravierende Auswirkungen auf unsere Wirtschaftsleistung. Offensichtlich ist zunächst der eingeschränkte Einzelhandel in Schwalmstadt, fortgesetzt jedoch auch die Einbrüche im Dienstleistungsbereich, die besonders unsere freiberuflich arbeitenden Kollegen bzw. Handwerksbetriebe wie. z.B. Friseure betrifft. In vielen Gesprächen, die wir in den letzten Wochen ich mit Mitgliedern der G.U.T. geführt haben, wird das wirkliche Ausmaß des „Herunterfahrens“ deutlich. Der tatsächliche Schaden wird wohl erst mit der Zeit zu beziffern sein. Die Folgereaktionen wie z.B. rückläufige Steuereinnahmen und das daraus resultierende, zu erwartend geringere Förderverhalten der öffentlichen Haushalte sind aus unserer Sicht auch noch nicht zu erfassen.
Rainer Sander: Fühlen sich die Betriebe ausreichend unterstützt?
Björn Sparknebel: Viele Betriebe trifft die Situation hart. Die von der Bundesregierung aufgelegten Hilfsprogramme laufen. Einige Betriebe teilten uns mit, dass die versprochenen Geldmittel zum nicht unerheblichen Teil bereits gezahlt werden. Wir hoffen, dass für die wirklich betroffenen Betriebe hier die Hilfen weiterhin schnell und vor allen Dingen unkompliziert gewährt werden. Auch die Möglichkeit zu Kurzarbeit wird viel genutzt. Diese Unterstützung wird von den Betrieben geschätzt. Auf Unverständnis trifft zum Teil die Auswahl der Betriebe, die weiterhin Kundenverkehr zulassen dürfen. Wir erinnern an eine Neueröffnung die vor Kurzem für Aufsehen gesorgt hat. Das hier den Einzelhandelskollegen, die Ihre Geschäfte geschlossen halten müssen, das Verständnis ausgeht, ist wohl nachvollziehbar.
Rainer Sander: Was sollte noch passieren?
Björn Sparknebel: Wir brauchen dringend ein „Wiederhochfahrszenario“ auf das sich unsere Mitglieder einstellen können. Die zeitliche Ungewißheit erschwert das wirtschaftliche Krisenmanagement und zehrt an den Nerven der Unternehmer. Das hier der Ausschluss einer Gefährdung für Kunden und Mitarbeiter an vorderster Stelle stehen muss, ist selbstverständlich. Wir wünschen uns einen Maßnahmenkatalog an Sicherheitsvorkehrungen wie. z.B. Abstandsregelungen, evtl. Schutzmaskenpflicht o.ä. , den unsere Mitglieder berücksichtigen würden, um eine schnellere Wiedereröffnung ihrer Betriebe zu erzielen.
Rainer Sander: Was tun die Betriebe jetzt selbst?
Björn Sparknebel: Die Betriebe leisten alle Anstrengungen, um in dieser schweren Zeit ihrer Strukturen aufrechtzuerhalten, ihren Verpflichtungen nachzukommen und zu „überleben“. Dies verdient besondere Anerkennung, da auch staatliche Mittel erst erwirtschaftet werden müssen und das geschieht in Betrieben. Unsere kleinen und mittelständigen Betriebe sind das Rückgrat unsere Wirtschaft und der deutsche Jobmotor. Ihn gilt es zu erhalten.
Rainer Sander: Was können die Bürger jetzt tun?
Björn Sparknebel: Wir appellieren an alle Bürger, die Schutzmaßnahmen der Regierung mitzutragen, um schnellstmöglich aus der Krise zu kommen. Nutzen Sie den angebotenen Lieferservice unsere Betriebe. Unterstützen Sie z.B. soweit möglich unsere Gastronomen insoweit diese Essen zur Abholung anbieten. Sprechen Sie unseren Handwerksbetrieben auch über Aufträge, die mittelfristig vergeben werden sollen. Dies erleichter den Unternehmen die Planung und schafft Perspektive.
Rainer Sander: Auf der G.u.T. Internetseite ist der letzte aktuelle Eintrag vom Rotkäppchensonntag 2019. Kommen noch aktuelle Informationen über die Leistungen in der Krisensituation?
Björn Sparknebel: Die Hauptversammlung mit Neuwahlen fand kurz vor Beginn der Krise statt. Als nächstes wäre der Veranstaltungskalender für 2020 eingestellt worden. Die Vorbereitungen zum Frühlingsfest „Fit in den Frühling“ liefen auf Hochtouren. Die Unternehmergespräche mit Vortragenden waren für den Sommer / Herbst angesetzt. Aufgrund der derzeitigen Situation haben wir den Veranstaltungskalender natürlich nicht eingestellt. Sobald Termine absehbar sind, werden diese Abgestimmt und veröffentlicht.
Rainer Sander: Die Schwalm Touristik hat ein Gutscheinportal für die Betrieben aufgebaut. Gibt es von G.u.T. weitere spezielle Service-Ideen?
Björn Sparknebel: Wir konnten bereits an einigen Stellen tatsächliche Hilfe und Unterstützung für Mitgliedsbetriebe vermitteln. Besonders bei den Personal- und Mietkosten drängt es sehr. Wir leisten das persönlich, nach unseren Möglichkeiten, kollegial diskret und ohne uns dafür im Internet zu feiern.
Die G.U.T. verfügt nicht über die personelle und räumliche Infrastruktur anderer, aus Steuermitteln finanzierter Institutionen. Sämtliche Veranstaltungen und Aktionen werden aus Beiträgen und Umlagen finanziert. Wir werden versuchen, alle ausgefallenen verkaufsoffene Sonntage nachzuholen. Natürlich unterstützen wir darüber hinaus jede sinnvolle Aktion uns freuen uns über eine Zusammenarbeit mit anderen Vereinen. Hieraus würde sicher auch ein verstärkender Effekt hervorgehen. Wir bieten allen Mitgliedern, die sich an uns wenden auch weiterhin unsere Unterstützung an. Es ist dabei zu beachten, dass wir keine Steuer- oder Rechtsberatung auf unsere Homepage anbieten oder durchführen. In einem aktuellen Rundschreiben haben wir alle Mitglieder ermuntert, sich bei Fragen, Problemen und Anregungen an uns zu wenden.
Rainer Sander: Wie gehen Sie privat mit der Situation um?
Björn Sparknebel: Ich halte mich an die sozialen Abstands-Regelungen der Landesregierung, die ich persönlich für zwingend erforderlich halte, um die Pandemie einzudemmen.
Wir haben das Abstandsgebot eingehalten und G.u.T. um eine schriftliche Beantwortung der Fragen gebeten. Die Antworten durften wir nicht mehr verändern und deshalb haben wir auch keine Korrekturen in Grammatik oder Rechtschreibung vorgenommen.
Mitgliedsbeiträge eingezogen
Für etwas Verwunderung hat bei den G.u.T. Mitgliedern gesorgt, dass am Tag des Interviews der Einzug der Mitgliedsbeiträge gleichzeitig per E-Mail angekündigt und sofort vorgenommen wurde. Dies geschah mit dem Hinweis auf zukünftige Veranstaltungen. Die Wirtschaftsgemeinschaft Baunatal hat darauf aktuell verzichtet. (rs)