Nach Aufruf des Vizelandrats: Geflüchtete nähen Gesichtsmasken
KASSEL. Die Nähmaschinen rattern von morgens bis abends. 16 Frauen und Männer nähen zurzeit jeden Tag neue Gesichtsmasken. Es sind Geflüchtete aus der Gemeinschaftsunterkunft Pommernanlage, die sich freiwillig gemeldet haben.
Sie alle wollen angesichts der Corona-Pandemie helfen. Wer ihnen genau zuhört, spürt auch den Wunsch, mit ihrer Arbeit den Menschen in der Region etwas zurückzugeben.
Einer von ihnen ist Aziz Balotsch. Er hat im Iran als Schneider gearbeitet, bevor er nach Deutschland flüchten musste. Das Nähen fällt ihm im Moment noch leichter als die deutsche Sprache. Trotzdem möchte er eine Botschaft loswerden: „Ich finde helfen gut. Ich möchte helfen und Masken nähen, damit alle Menschen gesund bleiben. Wir können uns nützlich machen und die Menschen hier unterstützen, so dass sich der Virus nicht weiter ausbreitet.“
Farzane Javan Miri: „Ich liebe das Nähen und möchte in dieser schweren Zeit gerne etwas tun und helfen.“
Integrationsmanagerin Kathrin Schacht, die die Näharbeiten betreut, hat das schon öfter gehört. „Eigentlich denken alle so“, sagt sie. Die Hilfsbereitschaft, die sie gerade bei den Geflüchteten erlebe, sei sehr groß. „Genauso wie der Wunsch sich endlich nützlich machen zu können“, sagt sie.
Alia Ahmadi: „Wenn ich höre, dass ich älteren Menschen hier helfen kann, dann bin ich gerne dabei.„
Keimzelle der Hilfsbereitschaft war die erst vor wenigen Wochen eröffnete Nähstube. „Eigentlich wollten die Bewohner hier Kleider reparieren. Auch eine Kooperation mit dem Kasseler Modelabel SOKI war bereits in Vorbereitung. Doch dann kam das Coronavirus. „Das hat unsere Pläne durchkreuzt“, so Schacht, „aber mit dem öffentlichen Aufruf von Vizelandrat Andreas Siebert zur Produktion von Behelfsmasken für Seniorenheime und Pflegedienste, entstand auch hier die Idee, sich der kreisweiten Initiative anzuschließen.“
Ali Yasseri: „Wir möchten helfen. Viele Menschen stecken sich an. Mit unseren Masken können wir versuchen die Ansteckungsgefahr zu minimieren.“
Lange fragen musste Schacht nicht. Im Gegenteil: „Als sich das rumgesprochen hat, sind sofort viele Bewohner der Pommernanlage, aber auch Geflüchtete die bereits in Wohnungen unterkommen sind, zu mir gekommen und haben angeboten mitzumachen“, berichtet sie. So viele, dass auf die Schnelle neue Räumlichkeiten und auch zusätzliche Nähmaschinen organisiert werden mussten. Der Landkreis besorgte passende Stoffe.
Yassin Balatsch: „Ich möchte jetzt nicht zu Hause sitzen. Ich möchte jetzt anderen Menschen helfen, so wie auch mir geholfen wurde.„
„Auch in Hofgeismar und Fuldatal haben sich Geflüchtete gemeldet, die gerne Gesichtsmasken nähen wollen. Auch dort unterstützen wir die freiwilligen Helfer mit Material“, erklärt Vizelandrat Andreas Siebert. Die fertigen Masken aller Freiwilligen werden beim Fachbereich Soziale Dienste und Migration in Fuldabrück zentral gesammelt und verpackt. In diesem Zusammenhang dankte der Vizelandrat auch der Ausländerbehörde für Stadt und Landkreis sowie der Arbeitsförderungsgesellschaft im Landkreis Kassel (AGiL) für die schnelle und unbürokratische Unterstützung. „Sobald wir einen ausreichend großen Bestand aufgebaut haben, werden wir die Gesichtsmasken, dort wo Bedarf besteht, an Seniorenheime und Pflegedienste kostenlos weiter geben“, so Siebert abschließend.
Wichtiger Hinweis:
Gesichtsmasken entsprechen nicht den Anforderungen einer medizinischen Schutzmaske, können aber eine hilfreiche Alternative sein. Sie können das Risiko einer Übertragung reduzieren, in dem sie die Verteilung von Tröpfchen verhindern, die beim Sprechen, Husten oder Niesen entstehen. Jedoch sind sie kein zuverlässiger Schutz vor Ansteckung mit dem Coronavirus. Deshalb sind weiterhin die Hygienevorschriften zu beachten. Dies betrifft insbesondere die Niesetikette, regelmäßiges und gründliches Händewaschen und das Abstandsgebot.