Infos aus dem Schwalm-Eder-Kreis und angrenzenden Landkreisen – Fallzahlen, Bürgertelefon, Kurzarbeit
SCHWALMSTADT. Am Freitag wurden in Hessen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus weitere Maßnahmen beschlossen. Restaurants und Gaststätten werden geschlossen – Zusammenkünfte an öffentlichen Orten auf fünf Personen begrenzt. Eine mögliche Verschärfung der Ausgangsbeschränkungen will man in Hessen noch vermeiden.
Das sei die letztmögliche Maßnahme, sagt Ministerpräsident Volker Bouffier am Nachmittag auf einer Pressekonferenz.
Stadt Kassel: 38 infizierte Personen – Landkreis Kassel: 38 infizierte Personen
STADT UND LANDKREIS KASSEL. Sieben der infizierten Personen werden derzeit in Krankenhäusern behandelt, zwei davon auf Intensivstationen. Alle anderen befinden sich ebenso wie die Kontaktpersonen in häuslicher Isolation.
Bisher wurden sowohl die Infizierten als auch die Kontaktpersonen täglich durch das Gesundheitsamt kontaktiert. Vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Zahl der Betroffenen kann das so nicht mehr erfolgen, die Zahl der Kontaktpersonen liegt im hohen dreistelligen Bereich. Die Infizierten werden auch weiterhin regelmäßig durch das Gesundheitsamt telefonisch kontaktiert.
Ab Samstag, 21. März, 12 Uhr, werden, wie in ganz Hessen, Restaurants und Gaststätten geschlossen haben. Nur ein Abhol- und Lieferservice ist dort noch möglich. Die Zusammenkunft an öffentlichen Orten ist auf fünf Personen begrenzt. Ausgenommen davon ist der Öffentliche Nahverkehr.
Auflagen zur Hygiene und Steuerung des Zutritts für geöffnete Einrichtungen
Für die Betreiber der weiterhin geöffneten Einrichtungen wie unter anderem Lebensmittelhandel, Apotheken und Drogerien gilt die von der Stadt Kassel erlassene Allgemeinverfügung über Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen zur Eindämmung der Verbreitung des Corona-Virus SARS-CoV2 erlassen, die seit Donnerstag, 19. März, in Kraft ist. Danach ist folgendes zu gewährleisten:
eine regelmäßige, gründliche Reinigung und Desinfektion von Berührungsgegenständen und -flächen, eine Steuerung des Zutritts dergestalt, dass der Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen allen Personen jederzeit eingehalten wird, Sicherstellung einer regelmäßigen Händehygiene der Mitarbeiter ein möglichst kontaktarmer Bezahlvorgang, gut sichtbarer Aushang des Merkblatts „Virusinfektionen – Hygiene schützt!“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Eingangsbereich.
Gesundheitsamt: Nicht notwendige Operationen verschieben
Das Gesundheitsamt Region Kassel sowie der Rettungsdienst von Stadt und Landkreis Kassel bitten Patientinnen und Patienten, geplante Krankenhausaufenthalte wie beispielsweise operative Eingriffe in Rücksprache mit ihren Krankenhäusern zu verschieben, um die Kapazität in den Krankenhäusern vorrangig schwer akut erkrankten Menschen zu Gute kommen zu lassen.
„Durch die Corona-Pandemie ist die Situation in den Krankenhäusern in und um Kassel derzeit besonders angespannt, so dass jede denkbare Entlastung weiterhelfen kann“, sagt Dr. Karin Müller, Leiterin des Gesundheitsamtes Region Kassel. Jede nicht notwendige Operation und jeder nicht notwendige Krankenhausaufenthalt, die auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden können, setzen Ressourcen frei, die derzeit dringend gebraucht würden.
Dr. Müller bittet zudem um Verständnis für die Besuchsverbote in Krankenhäusern. Besuchsverbote seien ein wichtiger Baustein, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen und Patienten und Personal vor einer Ansteckung zu schützen: „Die Frauen und Männer, die in den Krankenhäusern und im Rettungsdienst eine tolle Arbeit machen, sollen wissen, dass wir an sie denken, dass wir ihren Dienst wertschätzen und dass wir alles dafür tun, damit sie in dieser Krise bestmöglich unterstützt werden.“
Kreis richtet Bürgertelefon ein
Der Landkreis Kassel richtet ein Bürgertelefon unter der Nummer 0561/1003-1177 ein. „Wir wollen damit eine Möglichkeit schaffen, auf die vielen berechtigten Fragen der Bürgerinnen und Bürger Antworten geben zu können“, informiert Vizelandrat Andreas Siebert. Auch wenn es auf den offiziellen Internetseiten des Hessischen Sozialministeriums, des Robert-Koch-Instituts und auch der Bundesministerien viele hilfreiche Informationen zur Verfügung gestellt werden, „ist die Möglichkeit am Telefon seine Fragen zu stellen, ein Weg, um die Information in der Bevölkerung zu verbessern“, betont Siebert weiter. Das Bürgertelefon ist von Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 18.00 Uhr besetzt – am Samstag ist das Bürgertelefon zwischen 9.00 und 13.00 Uhr zu erreichen.
Einschränkungen beim Rufbus-Angebot im Kreis Marburg-Biedenkopf – Jetzt 44 Fälle /
Schutzmaßnahmen sollen Ansteckung verhindern
MARBURG-BIEDENKOPF. Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen im Landkreis Marburg-Biedenkopf hat sich auf 44 erhöht (Stand: 20.03.2020, 17:00 Uhr). Wegen der aktuellen Corona-Situation weist die Arbeitsgemeinschaft Linienverkehr (ALV) Oberhessen zudem darauf hin, dass der Rufbus-Verkehr im Landkreis Marburg-Biedenkopf beginnend ab Samstag, 21. März 2020, eingeschränkt werden muss. Fahrten für den Folgetag bis 11:00 Uhr müssen über die Rufbus-Zentrale am Vortag bis spätestens 20:00 Uhr bestellt werden. Spät-Fahrten bis 23:00 Uhr werden vorerst nicht mehr angeboten.
Der Einstieg durch die Vordertüren ist ab sofort nicht mehr möglich. Außerdem kommt es zu Einschränkungen des Platzangebots in den Fahrzeugen. Kunden mit Arbeitgeber-Bescheinigungen haben für den Transport Vorrang.
Eine Voranmeldung über die Rufbus-Zentrale ist täglich nur noch bis 20:00 Uhr unter der Telefonnummer 06421 405-1717 möglich. Bei all diesen Vorkehrungen kann es zu Fahrtzeitverschiebungen und Verspätungen kommen.
Trotz all dieser Maßnahmen versucht das Verkehrsunternehmen möglichst jedem Kunden ein Fahrtangebot zu ermöglichen.
Weitere Informationen sind unter der Telefonnummer der Rufbus-Zentrale unter 06421 405-1717 und online unter https://alv-oberhessen.de/, https://www.rmv.de/c/de/start/ und https://www.rmv-marburg-biedenkopf.de/ erhältlich.
Absage Sitzung der Verbandsversammlung Zweckverband Europabad Schwalmstadt
SCHWALMSTADT|HOMBERG/EFZE. Aus aktuellem Anlass wird aus Gründen des Gesundheitsschutzes und der Verhinderung der Ausbreitung des Coronavirus die für Donnerstag, 26.03.2020 um 17:30 Uhr terminierte Sitzung der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Europabad abgesagt. Ein neuer Sitzungstermin wird zu gegebener Zeit öffentlich bekannt gegeben, berichtet ein Sprecher des Schwalm-Eder-Kreises.
Aktuell 29 bestätigte Corona-Fälle im Landkreis Hersfeld-Rotenburg
HERSFELD-ROTENBURG. Mit Stand von Freitagnachmittag, 16 Uhr, sind im Landkreis Hersfeld-Rotenburg neun weitere Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Zahl der bestätigten Infektionen ist damit auf insgesamt 29 angestiegen. Erneut handelt es sich hierbei um Reiserückkehrer aus Italien und Österreich beziehungsweise um deren Kontaktpersonen.
Die Neu-Infizierten weisen derzeit keine bis leichte Symptome auf und befinden sich in häuslicher Quarantäne. Indes konnten sechs weitere Personen symptomlos aus der Quarantäne entlassen werden. Das teilt das Gesundheitsamt des Landkreises mit.
Massiver Anstieg bei Kurzarbeit-Anzeigen in Hessen
Die Anzeigen auf Kurzarbeit, die bei den Agenturen für Arbeit in Hessen aufgrund der aktuellen Lage eingingen, sind binnen einer Woche rasant angestiegen.
In Folge der Coronakrise sind indieser Woche hessenweit bisher rund 7.300 Anzeigen auf Kurzarbeit bei den Arbeitsagenturen eingegangen, so erste Schätzungen.
Im Vergleich: Für das gesamte Jahr 2019 wurden in Hessen lediglich rund 1.100 Anzeigen gezählt. Im Januar und Februar 2020 gab es insgesamt 219 Anzeigen für Kurzarbeit.
Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, sieht die Agenturen für Arbeit vor einer der größten Herausforderungen der letzten Jahre:
„Uns erreichen derzeit täglich tausende Beratungsanfragen zum Kurzarbeitergeld. Die Anzahl erreicht Größenordnungen, die wir so noch nicht kannten. Wir setzen alles daran, die Arbeitgeber dennoch gut zu beraten, Anzeigen auf Kurzarbeit schnell entgegenzunehmen und bestmöglich zügig zu bearbeiten. Das Personal wurde bereits in diesen Bereichen massiv verstärkt und wird täglich weiter hochgefahren.“
In Bezug auf die kommenden Wochen ergänzt er: „Wir stemmen uns dagegen, dass aus einer vorübergehenden Stilllegung eines Betriebs nicht eine Insolvenz oder Entlassungen entstehen. Entscheidend wird jedoch die Dauer der Krisensituation sein.“
Parallel arbeite man an weiteren Vereinfachungen des Verfahrens, damit Arbeitgeber schnell und möglichst unbürokratisch Kurzarbeit anzeigen und Kurzarbeitergeld beantragen können.
Die Bundesagentur bittet Arbeitgeber, neben den Servicerufnummern auch das Online Angebot zu nutzen. Sowohl die Anzeige als auch die Beantragung von Kurzarbeitergeld können schnell, sicher und jederzeit online erfolgen (https://www.arbeitsagentur.de/eservices-unternehmen) . (pm|beg)
Hintergrundinformationen
Informationen zum Thema Kurzarbeit und zu den neuen Regelungen finden Arbeitgeber auch auf den Internetseiten der BA: www.arbeitsagentur.de/kurzarbeit
Weitere Hilfen bieten die Videos zum Kurzarbeitergeld:
Voraussetzungen: https://www.youtube.com/watch?v=GZnn1Ra1Jxs
Verfahren: https://www.youtube.com/watch?v=gRopyp-PEUI
1 Kommentar
20.03.2020, 19:38 Uhr | dpa
Debatte um Ausgangssperre: So wirken sich Sozialkontakte auf die Virus-Verbreitung aus. (Quelle: t-online.de)
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Redaktion
Während immer weitere Bundesländer Ausgangssperren verhängen, äußern sich führende Wissenschaftler skeptisch. Die Datengrundlage sei viel zu dünn, sagt zum Beispiel der Berliner Virologe Christian Drosten.
In der Debatte um Ausgangssperren wegen der Coronavirus-Pandemie weist der Berliner Virologe Christian Drosten auf einen Mangel an Daten hin. Es sei relativ schwer zu sagen, ob eine zusätzliche Maßnahme wie eine Ausgangssperre einen Unterschied mache. „Dafür gibt es überhaupt keine Daten“, sagte der Charité-Wissenschaftler am Freitag im NDR-Podcast. Entsprechende Daten werde es erst in zwei oder drei Wochen geben.
„Man kann ja nicht sagen, man macht einfach die Maßnahmen immer strikter – ohne zu wissen, ob das überhaupt einen Unterschied noch bringt oder ob man schon eigentlich die Durchschlagskraft erreicht hat, die man braucht“, sagte Drosten. Die Politik stehe vor der Schwierigkeit, ein Augenmaß zu finden, ob die Maßnahmen reichten oder ob nachgesteuert werden müsse.
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