KASSEL. Bisher wurden sowohl die Infizierten als auch die Kontaktpersonen täglich durch das Gesundheitsamt kontaktiert. Vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Zahl der Betroffenen kann das so nicht mehr erfolgen, die Zahl der Kontaktpersonen liegt im hohen dreistelligen Bereich, teilt die Stadt Kassel am Donnerstag mit. Die Infizierten werden auch weiterhin regelmäßig durch das Gesundheitsamt telefonisch kontaktiert.
Übersicht der bestätigten Fälle der Atemwegserkrankung COVID-19, verursacht durch den Erreger SARS-CoV-2 aus der Familie der Coronaviren, im Bereich des Gesundheitsamts Region Kassel (Stand: Donnerstag, 19. März, 11 Uhr):
Stadt Kassel: 34
Landkreis Kassel: 32
Spielplätze seit Montag gesperrt – Auch Goetheanlage geschlossen
Die Stadt Kassel weist noch einmal mit Nachdruck darauf hin, dass die Spielplätze im Stadtgebiet seit Montag nicht mehr benutzt werden dürfen. Allerdings kann vernünftigerweise nicht jeder Spielplatz so abgesperrt werden, dass er nicht mehr betreten werden kann.
Der Drang auf die Spielplätze ist angesichts des angenehmen Frühlingswetters menschlich nachvollziehbar – und so sind sie in den vergangenen Tagen zu einem beliebten Treffpunkt von Familien oder auch von Kindern und Jugendlichen ohne elterliche Begleitung geworden. Genau dieses Aufeinandertreffen vieler Menschen ist aber dieser Tage in Anbetracht der Corona-Pandemie unbedingt zu vermeiden. Hier können nicht mehr nachvollziehbare Infektionsketten ausgelöst werden, die sich potenzieren. Jeder einzelne trägt hier Verantwortung für die Gesundheit aller.
Die Stadt Kassel fordert daher alle Menschen auf, das Verbot einzuhalten. Eltern übernehmen bitte auch die Verantwortung für ihre Kinder. Die Einhaltung des Verbots wird ordnungspolizeilich kontrolliert.
Mittlerweile hat die Stadt Kassel auch die Goetheanlage und den Stadthallengarten im Vorderen Westen vorsorglich abgesperrt. Vermehrt haben sich in den vergangenen Tagen Personen in größeren Gruppen dort versammelt.
Viele Menschen in Kassel verhalten sich umsichtig – Appell von OB Geselle
Insgesamt berichten die Einsatzkräfte von Ordnungsamt und Polizei von einer unter den gegebenen Umständen vergleichsweise ruhigen Lage in der Stadt. „Es hilft uns sehr bei der Bewältigung der sehr ernsten Lage, dass sich der Großteil der Menschen in Kassel so umsichtig verhält“, sagte Oberbürgermeister Christian Geselle. Obwohl rechtliche Verordnungen teils noch nicht in Kraft gewesen sind, haben viele Ladenbesitzer von sich aus bereits ihre Geschäfte geschlossen.
Leider befolgen aber nicht alle Menschen die empfohlenen Verhaltensregeln, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Oberbürgermeister Geselle appellierte: „Es zählt die Mithilfe und Disziplin eines jeden. Denn wir müssen die Menschen schützen, die besonders gefährdet sind, einen schwereren Verlauf der Atemwegserkrankung zu erleiden: Ältere Menschen, solche mit Vorerkrankungen und weniger Widerstandskraft. Mit jedem Tag, an dem es uns gelingt, die Verbreitung des neuartigen Virus – für das in der Bevölkerung noch keine Immunität vorhanden ist – einzudämmen, retten wir Menschenleben. Ich zähle auf unsere Gemeinschaft.“
Auflagen zur Hygiene und Steuerung des Zutritts für geöffnete Einrichtungen
Am Mittwochabend hat die Stadt Kassel eine Allgemeinverfügung über Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV2 erlassen, die seit Donnerstag, 19. März, in Kraft ist. Danach haben Betreiber von nach wie vor geöffneten Einrichtungen folgendes zu gewährleisten: eine regelmäßige, gründliche Reinigung und Desinfektion von Berührungsgegenständen und – flächen, eine Steuerung des Zutritts dergestalt, dass der Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen allen Personen jederzeit eingehalten wird, Sicherstellung einer regelmäßigen Händehygiene der Mitarbeiter ein möglichst kontaktarmer Bezahlvorgang, gut sichtbarer Aushang des Merkblatts „Virusinfektionen – Hygiene schützt!“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Eingangsbereich.
Weiterhin geöffnet haben nach einer entsprechenden Verordnung des Landes Hessen folgende Einrichtungen: Lebensmittelhandel, Futtermittelhandel, Wochenmärkte, Getränkemärkte, Banken und Sparkassen, Abhol- und Lieferdienste, Apotheken, Drogerien, Sanitätshäuser, Poststellen, Waschsalons, Tankstellen, Reinigungen, Frisöre, Zeitungsverkauf, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte und der Großhandel.
Notbetrieb der Stadtverwaltung: Keine Sprechzeiten mehr
Die Lage durch das Coronavirus hat auch Auswirkungen auf den Dienstbetrieb innerhalb der Stadtverwaltung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Bereichen sind bis auf Weiteres nur eingeschränkt erreichbar. Es kann zu entsprechend länger andauernden Bearbeitungszeiten in allen Bereichen kommen, die Stadt Kassel bittet dafür um Verständnis.
Die Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, alle mit der Stadtverwaltung zu regelnden Angelegenheiten möglichst zu verschieben. Ab sofort werden Termine nur nach vorheriger Vereinbarung über Telefon oder Internet angeboten.
Die Sprechzeiten entfallen, das gilt ohne Ausnahme für alle Bereiche. Es wird empfohlen, verstärkt den Online-Service über www.kassel.de/online-services zu nutzen oder telefonisch bzw. per E-Mail den Kontakt zur Stadtverwaltung aufzunehmen. Die Stadt Kassel bittet um Verständnis, dass mit Wartezeiten zu rechnen ist und nicht alle Anrufe und E-Mails sofort beantwortet werden können.
Erreichbarkeit Servicecenter – Aktuelles auf www.kassel.de/coronavirus Informationen zum Thema Corona gibt die Stadt Kassel über das Servicecenter. Wegen der besonderen Situation hat das Servicecenter seine Kapazitäten aufgestockt und ist nicht nur unter der üblichen Rufnummer 115, sondern auch unter 0561/787-1900 zu erreichen. Allerdings kann es auch dort aufgrund der Vielzahl von Anrufen zu Wartezeiten kommen. Die telefonische Erreichbarkeit wurde erweitert: montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 16 Uhr.
Aktuelle Informationen gibt es fortlaufend auf www.kassel.de/coronavirus.