Ein Jahr Arbeitsgemeinschaft im Baunataler Bildungsforum
BAUNATAL. Demokratie erlernen durch Erleben – das ist kurz gefasst das Anliegen der Demokratiepädagogik, bei der Kinder und Jugendliche in Bildungseinrichtungen an demokratische Grundwerte herangeführt werden sollen. Seit einem Jahr gibt es beim Baunataler Bildungsforum die AG Demokratiepädagogik.
Demokratieverständnis entwickeln
Ziel ist, die Fähigkeit zur aktiven Mitbestimmung und Mitsprache zu fördern, Demokratieverständnis zu entwickeln und die eigenen Kompetenzen zu stärken. Dabei setzt die Auseinandersetzung mit den eigenen Wertvorstellungen als Voraussetzung für Teilhabe und Mitwirkung an gesellschaftlichen und politischen Lebens– und Gestaltungsformen schon frühzeitig an. Denn positive Partizipationserfahrungen von Kindern und Jugendlichen in der Schule und bereits im Hort und in der Kindertagesstätte prägen entscheidend die Fähigkeit und die Motivation, im späteren Leben mitzuentscheiden.
Kinder– und Jugendbeteiligung
In Baunatal ist die Kinder– und Jugendbeteiligung in vielen Bereichen seit über 20 Jahren fest verankert. Seit dem Jahr 2000 werden Kinder und Jugendliche bei Angelegenheiten, die sie betreffen, gefragt. Im Jugendbildungswerk gibt es extra eine Koordinationsstelle für verschiedene Beteiligungsprojekte. Auch viele demokratiepädagogische Angebote wie zum Beispiel Klassenräte, Schulvertretungen und Kinderräte sowie Projekte und themenbezogene Veranstaltungen in Schulen, Kitas, Vereinen und anderen Institutionen sind fester Bestandteil der Baunataler Demokratiepädagogik.
AG Demokratiepädagogik im Bildungsforum
Diese verschiedenen demokratiepädagogischen Aktivitäten sollen in der städtischen Bildungslandschaft aufeinander aufbauend konzeptionell verfestigt werden, das haben sich die Mitglieder der AG Demokratiepädagogik auf die Fahne geschrieben. Im Frühjahr 2019 gründete sich die Arbeitsgemeinschaft als eine von vier neuen AGs unter dem Dach des Bildungsforums. Nach der Entwicklung und Verabschiedung von gemeinsamen Leitzielen für das Bildungsforum hatten sich die Akteure aus den Bildungseinrichtungen gemeinsam überlegt, welche Themen für die weitere Entwicklung der Bildungslandschaft in den nächsten Jahren besonders wichtig sind. Sie verständigten sich auf die Themen sozial-emotionale Entwicklung von Kindern, Inklusion, Ganztagsbetreuung von Schulkindern und Demokratiepädagogik. Zu diesen vier Themen haben sich neue Arbeitsgruppen gebildet, die seit 2019 zusätzlich zu den bereits länger bestehenden AGs – Frühe Bildung, Übergang Kita-Grundschule, Übergang Schule-Beruf, Kulturelle Bildung, Elternbegleitung und Medienpädagogik – tätig sind.
Netzwerktreffen
Nach dem ersten Jahr ziehen Bettina Pauli und Frank Grasmeier vom Bildungsforum eine positive Bilanz über die bisherige Tätigkeit der AG Demokratiepädagogik. Erfolgreich verlief das erste Netzwerktreffen, das die AG im November vorbereitet hatte, um einen gemeinsamen Überblick zu verschaffen, welche Angebote im Themenfeld Demokratiepädagogik entlang der Bildungskette bereits vorhanden sind.
Große Bandbreite
„Da gibt es eine große Bandbreite. In der AG wollen wir daraus eine Art ‚Gesamt-Bild‘ erarbeiten, um die in den Baunataler Einrichtungen bestehenden Angebote und Projekte zu erfassen und zu bündeln und die Akteure zu vernetzen“, erläutert Bettina Pauli. Anliegen sei, im Alltag der Einrichtungen demokratische Verhaltensweisen zu etablieren. Entstehen solle ein aufeinander aufbauendes
System, bei dem jeder vom anderen lernen und sich austauschen könne. Geplant seien auch Workshops und Fortbildungen der Fachkräfte etwa in den Kindereinrichtungen.
Zauberwort „Selbstwirksamkeit“
Die Beteiligung von Kindern in den Kindereinrichtungen wie Hort und Kita solle weiter gestärkt werden, beispielsweise durch Hort– und Kindergartenräte oder Kita-Verfassungen, die es in Ansätzen bereits gibt, so Pauli. „Mit Kindern werden Regeln entwickelt; sie sollen lernen, eigene Meinungen zu bilden, diese zu äußern und gemeinsam Lösungen zu finden und umzusetzen“, erläutert sie. „Das Zauberwort lautet ,Selbstwirksamkeit‘, die sollen die Kinder erfahren, darum geht es“, ergänzt Frank Grasmeier. Wichtig sei, die Eltern mit ins Boot zu holen und sie in einzelne Prozesse einzubeziehen. (bn | rs)