FRIELENDORF. Wir riegeln Städte und Gemeinden ab, wir streichen Flüge, wir schränken den öffentlichen Personennahverkehr ein, wir machen Grenzen dicht, wir schließen Schulen, wir verschieben Messen, wir sagen öffentliche Veranstaltungen wie Fußballspiele ab oder lassen einfach keine Zuschauer mehr in die Stadien, es gibt keine Konzerte mehr und es gibt weder Tütensuppen, Seife noch Toilettenpapier in Supermärkten.
Toll! Corona kommt! Und Corona lässt sich – egal was wir tun – nicht aufhalten und scheinbar auch nicht ausbremsen. Egal, welche Schutzmaßnahme getroffen wird oder ob keine, das Ergebnis könnte im Wesentlichen das Gleiche sein.
Aber nicht nur das, wir produzieren nichts mehr, tauschen uns nicht mehr aus, verdienen weniger Geld, handeln weniger, verhängen Quarantäne und setzen damit einer Weltwirtschaft so mächtig zu, dass sie gerade gefährlich ins Wanken gerät. Und diese wankende Weltwirtschaft trifft jetzt auf ein Weltfinanzsystem, das immer noch in dem Glauben verhaftet ist, mit sinkenden oder gar negativen Zinsen und Milliarden von Euro und Dollar, die in Märkte gepumpt werden, die Folgen der letzten Finanzkrise in den Griff zu bekommen. Sie hat deshalb keine Spielräume mehr. Was kommt jetzt? 2, 3, 4 oder gar 5 Prozent und mehr Negativ-Zinsen, bis auch Omas letztes Sparbuch in 10 oder 15 Jahren bei Null angekommen ist? Für was dann eigentlich noch private Altersvorsorge aufbauen? Auf dem Weg dahin fliegt uns dann auch die Immobilienblase, die in unseren Großstädten längst entstanden ist, mit aller Wucht um die Ohren?
Wir hätten es aber nicht anders haben wollen. Politik ist dafür zuständig, dass es uns allen – und zwar immer – gut geht.
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das aus Angst vor dem Tod, das eigentliche Leben zum völligen Stillstand bringt. Er stirbt quasi vorsorglich, um zu leben. Wie logisch ist das denn? Während ich das schreibe blicke ich online auf eine Zahl: 3.809 Menschenleben hat das Coronavirus weltweit bis eben gefordert. Weltweit! Bei 8 Milliarden Menschen sind das 0,00005 Prozent. In 104 Ländern ist er zur Stunde bereits angekommen, der schlimme Feind. Mehr als 109.000 Infizierungen sind bekannt, vermutlich sind es aber 10, 100 oder 1000-mal mehr, weil die meisten Menschen nur eine normale Grippe, einen Schnupfen oder – womöglich die meisten – überhaupt nichts von dem Virus spüren. Erst Flächentests über den Grad der Immunisierung machen deutlich, wie stark er tatsächlich verbreitet ist und letztlich auch, wie harmlos er in der gesamten Masse wirkt. Manche Wissenschaftler glauben, dass die Sterblichkeit nur unwesentlich über der einer ganz normalen Grippe liegt, die alljährlich über die Welt hinwegfegt und der wir immer nur den Impfstoff gegen den schon bekannten Grippe-Virus der letzten Jahre entgegensetzen. Tausende sterben daran jedes Jahr, ohne dass Stadien geschlossen und Messen verhindert werden.
Seit vielen Jahren müssen wir die immensen Kosten des weltweiten Gesundheitssystems damit erklären und rechtfertigen, dass Medizin im Grunde alle Probleme lösen kann. Egal wie wir leben und wie wir uns verhalten, ob wir uns gesund oder ungesund ernähren, ob wir uns bewegen oder nicht, ob wir viel Zucker essen oder wenig, ob wir Chemie, wie in irgendwelchen synthetischen Cola- oder Energy-Getränken literweise schlucken oder natürliches Wasser, die Medizin hat immer eine Lösung für unsere Krankheiten. Bei Diabetes gibt es tolle automatische Spritzen, ein neues Kniegelenk hier, ein neues Hüftgelenk dort, ein Schmerzmittel für dies, ein Schlafmittel bei Unruhe, ein Aufputschmittel bei Müdigkeit. Und immer neue Impfungen, die am Ende dazu führen sollen, dass alle Krankheiten ausgerottet sind.
Und dann kommt so ein kleines, verschmitztes Virus, das wir nicht auf dem Schirm hatten und zerstört mit einem Schlag all unsere Träume von der völligen Gesundheit, der Unangreifbarkeit des Systems. Und wir suchen die „wahren“ Schuldigen: die Mediziner, die zu blöd sind zu behandeln, die Pharmaindustrie, die zu egoistisch ist, um eine wirksame Medizin oder einen Impfstoff zu entwickeln, die Politiker, die nicht in der Lage sind Katastrophenschutzpläne zu entwickeln oder Grenzen zu schließen und schließlich all diejenigen, die sich irgendwo aufhalten, einfach da sind und andere anstecken. „Mörder!“
Zur gleichen Zeit sterben Zig-Tausende weltweit an Hunger und anderen Viren, die sich bloß nicht zu uns ausbreiten, deren Opfer uns deshalb in Wirklichkeit sch… egal sind, eben weil wir sie weder sehen, noch sehen wollen und wir persönlich von der Ursache nicht bedroht werden. Und dass uns der Klimawandel weit mehr bedroht, ist vermutlich noch zu weit weg? Da sind wir weniger hysterisch. Eigentlich gar nicht. Die weit mehr Verkehrstoten als Virusopfer jedes Jahr, die ein Tempolimit neben dem Klimaschutz verhindern würde, kennen wir nicht, weil uns persönlich ganz bestimmt nichts passiert?
Könnte es sein, dass wir – abgesehen von der Hysterie – einem gewaltigen Irrtum aufsitzen? Es gibt diese Sicherheit und diese Genialität der Medizin vielleicht einfach nicht? Wir können uns mit Impfungen nicht vor allen Krankheiten schützen, weil die Natur in ihrer ganzen, schlauen Komplexität immer wieder etwas Neues parat hat und wir womöglich doch Schritt für Schritt systematisch unser Immunsystem schwächen? In jeder Generation haben die Menschen geglaubt, jetzt endlich alles zu wissen und im Griff zu haben. Pustekuchen! Die Natur weiß immer noch ein bisschen mehr und wenn ihr eine Spezies zu viel wird oder ihr zu sehr auf die Pelle rückt, dann wird sie genau das tun, was sie schon immer getan hat. Sie sorgt dafür, dass das Starke, das Schwache überlebt. Das ist vielleicht nicht schön, das entspricht vielleicht auch nicht unserer Sozialethik, aber es scheint am Ende die einzige zuverlässige Wahrheit zu sein.
Ihr
Rainer Sander
2 Kommentare
Der Text ist sehr gut geschrieben, und entspricht nur der Wahrheit.
Ich finde es gut das Sie sich Trauen so klare Worte zu Schreiben.
Denn Leider ist es so, Der Mensch denkt Leider nur an sich Selbst, aber nicht an seinen Nächste.
Ich für meinen Teil kann nur sagen, daß weder Ich noch meine Familie keine Hammsterkäufe getätigt haben.
Da Wir uns sagen, es gibt jedes Jahr was neues, und es ist uns zwar nicht egal.
Aber wenn es uns trifft dann trifft es uns eben.
Auch wenn Ich zu der Personengruppe dazu gehöre die schneller betroffen sind wie gesunde Leute. Aber diese Panik mache finde ich echt Mist.
LG Ralph.
Sehr geehrter Herr Sander.
Vielen Dank für Ihre Kolumne.
Es ist für mich immer wieder ein Hochgenuss sie zu lesen.
Auch dieses Mal haben Sie erfolgreich Ihren Finger in die Wunde der verlogenen (wenn es Andere betrifft) und selbstherrlichen von Hysterie strotzenden (wenn es uns selber betrifft) Menschheit gelegt. Ich kann mich auch in diesem Ihrem Post nur uneingeschränkt anschliessen.
Danke nochmals!
Micha
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