SCHWALMSTADT-TREYSA. Neue Gefahren durch immer globalere Warenkreisläufe, Herausforderungen durch mangelnde Auszubildende sowie Chancen durch Inklusion waren Themen des zehnten Tags der Hauswirtschaft.
Zu dem bundesweiten Fachtag kamen am vergangenen Freitag 100 Fach- und Führungskräfte aus ganz Deutschland auf das Hephata-Stammgelände in Schwalmstadt-Treysa. Die Organisation lag in den Händen des Bereichs Wirtschaft und Versorgung der Hephata Diakonie.
„Aktueller kann ein Fachtag gar nicht sein, als den, den wir heute haben“, sagte Hephata-Vorstand Klaus Dieter Horchem zu Beginn der Veranstaltung. Die Hauswirtschaft gehöre neben Pflege und Betreuung zum Kerngeschäft sozialer Einrichtungen. Dass es dabei um mehr geht als Kochen, Waschen, Nähen und Bügeln, wurde während des Fachtags schnell deutlich. „In zehn Jahren sind bereits 1000 Teilnehmer bei uns gewesen“, sagte Beate Nebel, Leiterin der Zentralen Hauswirtschaft Hephatas, die den Fachtag leitete und Martina Krug, Mitarbeiterin der Hephata Diakonie, als neue Landesvorsitzende des Bundesverbands hauswirtschaftlicher Berufe Hessen begrüßte. Annette Müller-Sgundek, Hephata-Personal- und Sozialberatung, moderierte den Fachtag.
Assistieren, Anleiten sowie in Fragen der Hygiene, Lebensmittelsicherheit und des Lebensstils Kunden kompetent zur Seite stehen, seien wichtige Fähigkeiten und Aufgaben der Hauswirtschaft, so Christa Anna Fischer von der Firma Hauswirtschaft bewegt – Bildung & Beratung in der Hauswirtschaft Köln. Fischer forderte die Fach- und Führungskräfte auf, sich selbstbewusst einzubringen.
„Je dezentraler die Hauswirtschaft wird, umso entscheidungsfreudiger müssen wir Mitarbeiter trainieren“, sagte Marie Christine Klöber von Klöber Kassel. Dringend nötig seien neue Konzepte, um Personal zu gewinnen – das durchschnittliche Alter von Beschäftigten in der Hauswirtschaft liege bei 56,7 Jahren und es gebe deutschlandweit nur 3000 Auszubildende. Die Abbrecherquote liege bei 55 Prozent. Das Problem: Viele Arbeitsplätze in der Hauswirtschaft seien nicht adäquat ausgestattet, um sowohl Anreize für junges Personal zu bieten als auch alternden Mitarbeitern gerecht zu werden. Klöber: „Die Suppe ist nicht heiß, sie kocht schon über.“ Wenn sich nichts bewege, drohe vielen hauswirtschaftlichen Abteilungen das Aus.
Neben dem Vortrag „Wanzen, Läusen und Co.. Eine bissige Begegnung und ihre Folgen“ von Robert Diede von Ecolab Deutschland, ging es auch um Gefahren, die von Lebensmitteln wie Räucherlachs, Rohwurst oder Feinkostsalaten ausgehen, da diese leicht Listerien beinhalten können, und um immer globalere Warenkreisläufe. Dr. Elke Jaspers von mikro Logos, Duisburg: In vielen sozialen Einrichtungen herrsche ein enormer Kostendruck, „Das Problem ist, dass das Tiefkühlhähnchen aus China billiger ist als das frische aus der Region.“ Sie sagte, dass es 2012 Erdbeeren aus China gewesen seien, die zum Ausbruch des Norovirus geführt hätten.
Um vor den Folgen des Coronavirus gewappnet zu sein, sollten hauswirtschaftliche Betriebe untereinander Netzwerke bilden, Corona-Beauftragte installieren und nicht zuletzt für eine sichere Händedesinfektion sorgen. (pm)
Das Bild: (von links) Moderatorin Annette Müller-Sgundek, Marie Christine Klöber, Beate Nebel, Christa Anna Fischer und Dr. Elke Jaspers.