HERINGEN. Die Grenzen zwischen Konservativen und Rechtsextremisten drohen zu verschwimmen. Dies stellte der Europaabgeordnete Dr. Udo Bullmann beim Politischen Kehraus in der Stadthalle in Heringen fest.
So seien die Grenzen in der EVP-Fraktion und weit extremistischen Parteien nicht immer klar. „Die Europäische Union ist nicht nur ein großer Binnenmarkt. Europa baut auf Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit und Rechts- und Sozialstaatlichkeit. Wenn die EVP mit den Regierungsparteien Ungarns und Polens kungelt, liegt kein Segen darauf,“ schildert Bullmann seine Erfahrungen im EU-Parlament. Das ist nicht das, was die Bürgerinnen und Bürger in Europa wollen. „Denn,“ so Bullmann, „es ist doch nicht schwer zu erkennen, dass der hart erarbeitete Reichtum des stärksten Wirtschaftsraums der Welt nicht nur in die Taschen einiger weniger fließen darf. Wir müssen die Jugendarbeitslosigkeit und die Altersarmut ebenso angehen, wie einen Mindestlohn in ganz Europa“.
Der werde je nach Wirtschaftskraft in den Staaten unterschiedlich ausfallen. Hauptmerkmal sei allerdings, dass er auskömmlich ist. In diesem Zusammenhang bedauerte Bullmann den Brexit. Viele britische Freundinnen und Freunde sind mit einer demagogischen Kampagne hinters Licht geführt worden. Und es werden nicht die Demagogen sein, die die Zeche zahlen werden, sondern gerade die, die nicht so viel haben. Das zeichne sich in der britischen Industrie bereits ab. Abschließend wies Bullmann in seiner ergreifenden Rede darauf hin, dass es die Sozialdemokratie sei, die in der Zeit der Zunahme an Verunsicherung und rechtsterroristischer Gewalt für die Gemeinschaft und Mitmenschlichkeit stünde. Seit 1863 sei es die Sozialdemokratie, die für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität eintrete.
Eröffnet hatte den 21.ten Kehraus der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) der SPD Hersfeld-Rotenburg mit einem Grußwort Bürgermeister Daniel Iliev. Ausdrücklich bedankte sich Iliev für die Unterstützung der K+S Beschäftigten durch die Solidarität der SPD und der AfA Hersfeld-Rotenburgs in den vergangenen Jahren. Für die IGBCE hob der Bezirksleiter Friedrich Nothhelfer die Notwendigkeit hervor, in einer Zeit der immer neuen Herausforderungen sich für Stabilität einzusetzen. Gewerkschaftsarbeit heiße, sich den Wandlungen zu stellen, aber die Errungenschaften wie beispielsweise die Mitbestimmung nicht abräumen zu lassen. Gerade die Solidarität im Werratal habe gezeigt, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gemeinsam eindrucksvoll ein Zeichen setzen können.
Eine für ihn überraschende Ehrung erfuhr der ehemalige AfA-Vorsitzende Bernd Stahl aus Friedewald. Bedankte sich doch der SPD-Unterbezirksvorsitzende Torsten Warnecke herzlich bei ihm für seine langjährige Arbeit und für die gelungenen „Politischen Kehrausse“ in Heringen. Stahl erhielt eine Stracke und einen Roten (Wein).
Begleitet wurde die von gut 100 Gästen besuchte Veranstaltung vom Eisenbahnblasorchester Bebra. Das vom Orchester musikalisch begleitete und gemeinsam gesungene Steigerlied war wieder einmal ein eindrückliches Zeichen. Das anschließende gemeinsame Heringsessen bildete mit vielen Gesprächen den Abschluss des Kehraus der AfA. (pm)