Generationswechsel im Traditionsbackhaus: Christoph Schwarz übernimmt
GUDENSBERG. Bäckermeister Christoph Schwarz ist vor Kurzem an die Spitze des traditionsreichen, in Gudensberg und Bad Wildungen beheimateten Backhauses getreten und folgt damit seinem Vater Günter Schwarz, der es aus Altersgründen etwas ruhiger angehen lassen möchte.
Bei einem Besuch von Bürgermeister Frank Börner im Gudensberger Stammhaus-Café erläutert der Chef von rund 150 Mitarbeitern, welche Herausforderungen er sieht und welche unternehmerischen Pläne er hat.
Handwerk hat zwar goldenen Boden, muss sich aber heute in einem harten Wettbewerb behaupten. Im Bäckerhandwerk sind es die industriell erzeugten Massenprodukte, die es mittelständischen Unternehmen wie dem Backhaus Schwarz schwer machen. „Da hilft nur eine Qualitätsoffensive“, sagt Christoph Schwarz. Dazu gehörten in der Region erzeugte und vorverarbeitete Rohstoffe von hoher, kontrollierter Qualität ebenso wie individuelle Produkte, die nicht am Fließband, sondern in einer von viel Handarbeit geprägten Backstube entstünden: „In der Branche nennt man das ‚Functional Food‘. Mit diesen Produkten können wir viel stärker auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen“, erläutert Schwarz. Dazu gehören vor allem gesundheitsorientierte Backwaren, wie mit Dinkel, regionalem Urgetreide oder auch hefe- und laktosefreie sowie zuckerreduzierte Produkte, die den Kunden neben dem Genuss noch einen weiteren Mehrwert böten. Neu sei auch ein Vitalkornbrot, in dem überhaupt kein Mehl verbacken wird.
Neben der Produktentwicklung will Schwarz auch ein besonderes Augenmerk auf die betriebliche Entwicklung des fast 130 Jahre alten Backhauses legen. Während das Filialgeschäft (2 Erlebnis-Cafés und 8 Filialen) im gegenwärtigen Umfang weiterbetrieben werden soll, sieht der junge Unternehmenschef durchaus noch Expansionsmöglichkeiten im Liefergeschäft. Hier zählen bereits zahlreiche Institutionen wie Krankenhäuser, Schulen in der Region, aber auch Wiederverkäufer zum Kundenkreis, den Schwarz noch für ausbaufähig hält. Geeignetes Personal für diese Unternehmensstrategie zu gewinnen, hält Schwarz angesichts leergefegter Arbeitsmärkte für schwierig, aber nicht unmöglich.
Auch bietet der Traditionsbetrieb jedes Jahr in verschiedenen Bereichen unterschiedliche Ausbildungsstellen an.
Bäckermeister und Technischer Betriebswirt
Wichtig war es Christoph Schwarz, auch einmal die Region zu verlassen. Seine Ausbildung als Bäcker absolvierte er daher nicht im elterlichen Betrieb, sondern in Hamburg, wo er parallel dazu ein Studium als Technischer Betriebswirt abschloss. Den Meisterbrief erwarb er nach dem Besuch der Bäckerfachschule in Olpe. Nach einer kurzen Phase in verschiedenen Unternehmen setzte sich bei Christoph Schwarz das Selbständigkeits-Gen durch: 2009 startete er seinen Bäckerei Catering Service, der neben dem Kerngeschäft des Backhauses betrieben wurde für Veranstaltungen und Firmenfeiern. (pm | nh)
Bild:
Backhaus-Chef Christoph Schwarz (l.) und Bürgermeister Frank Börner mit 2 innovativen Schwarz-Produkten: Das Vitalkornbrot (auf dem Brett) und das ausschließlich aus Gemüse und Saaten hergestellte „Broot“ enthalten kein Mehl © Foto: privat | nh