Valentinstag im Backhaus Schwarz – mit „Fingerspitzengefühl“
GUDENSBERG. Es war eine wirklich schöne „Schnapsidee“ von „Schmeckefuchs“ Thomas Hof und Bäckermeister Günter Schwarz, unter dem Thema „Liebe geht durch den Magen“ zum Valentinstag 2020 in das Café in Gudensberg zu Liebesgedichten, Liebesliedern und Liebesbriefen – bei liebevoll zubereiteten Köstlichkeiten – einzuladen.
Das Konzept war auf den ersten Blick ganz einfach: ein bisschen Poesie, ein wenig Prosa, etwas Melodie und dazwischen leckere Häppchen. Viele leckere Häppchen. Und viel vom Thema Liebe. So weit, so gut! Tatsächlich sind es aber die Komplexität, die einfache Lösungen suchen. Was aber ist an der Liebe einfach? Es ist Unsinn, sagt die Vernunft; es ist Unglück, sagt die Berechnung; es ist nichts als Schmerz, sagt die Angst; es ist aussichtslos, sagt die Einsicht; es ist unmöglich, sagt die Erfahrung; es ist was es ist, sagt die Liebe. Diese Fragmente aus dem Gedicht „Was es ist“ von Erich Fried, vorgetragen von Schauspieler Thomas Hof, verraten es…
Dass uns jede Krise, so wie diese nur stärker macht
Von Rainer Maria Rilkes Gedichten bis Julia Engelmanns Poetry Slam, von Morgenstern bis Freddie Mercury Worte der Liebe und Reime über die Liebe, dabei nicht nur Kitschiges, Verliebtes, sondern auch erotische Texte und solche für Menschen, die schon länger zusammen sind. Da weiß man zum einen was man hat, zum anderen was man hasst. Und auch dann wird es versöhnlich: „dass uns jede Krise, so wie diese, nur stärker macht!“
„Man traut sich ja oft nicht“, sagt Thomas Hof. Er traut sich aber und fragt auch sein Publikum: „wie habt ihr euch kennengelernt? Wer hat Liebesbriefe geschrieben? Wer hat Ja-Nein-Vielleicht-Briefe geschrieben? Die Besucher erzählen. Zwei haben sich im Internet kennengelernt, vor mehr als zehn Jahren schon und sind noch immer zusammen. Das Internet gab es noch nicht, als Ludwig van Beethoven seiner „Unsterblichen Geliebten“ schrieb: „ewig Dein, ewig mein, ewig uns. Leben? Nur ganz mit Dir oder gar nicht…!“
Tausendmal berührt…
Der Schmeckefuchs präsentierte auch Lieder und das noch dazu als Rätsel: „All you Need“, sagt Thomas Hof, „is Love“ antwortet das Publikum. So geht es von den Beatles bis Adele. Voller Romantik fragt Rainer Maria Rilke, „Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an Deine rührt?“. „Ich weiß nicht, wie ewig wir uns schopp kennen“, antwortet Klaus Lage: „Und es hat Zoom gemacht…“ „Tausendmal berührt“, sind das Publikum mit.
Moderne Liebe ist anders als die klassische? Prinzip nicht – oder doch? „War es die Nachtigall oder die Lerche, die tagverkündend aus dem Schlaf uns sang, fragt Julia Engelmann in Anspielung auf Romeo und Julia, das berühmteste Liebespaar der Geschichte. Nein! Der Vogel ist dein iPhone-Wecker, der durch unsre bangen Ohren drang! Stell doch auf Snooze … Falls wir uns nicht mehr wiedersehen, ich lerne Dich gerne kennen … Egal, wie oft die Erde sich noch dreht, sie wird sich an uns erinnern…“
Leckeres aus der Region und Bildung
Und zwischen den Zeilen gibt es den Feurigen Liebhaber, Leckeres von Bauer Stefan Itter oder den Gudensburger, einen Burger mit regionaler Herkunft. Lauter Köstlichkeiten aus Küche und Backstube.
Woher kommt der Valentinstag? Der Tag selbst geht auf den heiligen Bischof Valentin von Terni zurück, der während der Christenverfolgung im römischen Reich Soldaten traute. An einem 14. Februar wurde er hingerichtet… Als Tag für die Liebe kam er mit den Amerikanern nach Deutschland.
Natürlich darf Goethes Werther nicht fehlen, aber auch nicht der berühmte Admiral Nelson. Auch Feldherren können lieben: „ich kann weder denken noch schlafen, weil ich immer an Dich denke!“ Da kann man nur wie Rainer Maria Rilke sagen: „Das Leben wäre vielleicht einfacher, wenn ich Dich nicht getroffen hätte … Aber es wäre nicht mein Leben.“
Lass uns Singles ärgern – Ängste darf man im Flugzeug umsonst mitnehmen!
Charles Baudelaire weiß, „im Schlaf fließt das Dunkle zusammen … ich bin aus der Welt und will nie in sie zurück Erotisches. Das Publikum fragt „geht es auch etwas lauter?“ Man ahnt, hier geht es um „Fingerspitzengefühl“. Und wenn man schon lange und sicher zusammen ist? „Komm, nimm meine Hand und lass uns Singles ärgern…“ Und alle „Ängste darf man im Flugzeug umsonst mitnehmen!“ Nach der Krise? „Vielleicht wird alles wieder gut, aber es ist so stressig darauf zu warten…“
Aber egal! Liebe verzeiht: „Lass uns Fehler machen!“ Und schließlich: „Ich bin zu Hause, kommst Du?“ (rs)