Am 11. Februar 2020 ist der „Europäische Tag der 112“
KASSEL|SCHWALMSTADT. Nur die wenigsten Deutschen wissen, dass sie über den Notruf 112 schnelle Hilfe von Feuerwehr und Rettungsdienst erhalten – und das in ganz Europa. Bei der Leitstelle der Feuerwehr Kassel gehen pro Tag mehr als 1400 Notrufe aus der Stadt und dem Landkreis ein.
Am 11. Februar 2020 ist der „Europäische Tag der 112“ – die Nummer des Notrufs „112“ steckt an diesem Tag im Datum. Ziel ist, die einheitliche Notrufnummer besser bekannt zu machen. Grund genug also, an diese wichtige und im Notfall möglicherweise lebensrettende Telefonnummer zu erinnern.
Stellen Sie sich vor, Sie sind zu Hause, in Deutschland unterwegs oder im Urlaub oder auf Geschäftsreise in einem Land der Europäischen Union – und Sie brauchen einen Rettungswagen, die Feuerwehr oder die Polizei. Wüssten Sie dann, welche Notrufnummer Sie wählen müssen? Nur die wenigsten Deutschen wissen, dass sie in Notfällen schnelle Hilfe über die Notrufnummer 112 erhalten – egal in welchem Land der Europäischen Union sie sich befinden. Der Notruf ist grundsätzlich kostenfrei, unabhängig davon, ob man aus dem Festnetz oder mit einem Mobiltelefon anruft. Bei letzterem ist allerdings eine eingelegte SIM-Karte erforderlich.
In Kassel gehen die Notrufe über die Rufnummer 112 bei der Leitstelle der Feuerwehr der Stadt Kassel in der Feuerwache 1 in der Wolfhager Straße ein. Im vergangenen Jahr waren es 500.000 Hilfeersuchen aus dem Stadtgebiet und dem Landkreis Kassel, die von den Einsatzsachbearbeiterinnen und Einsatzbearbeitern in der Leitstelle entgegengenommen wurden. „Die Einsatzkräfte in unserer Leitstelle sind bestens ausgebildet, um bei medizinischen Notfällen, Unfällen und Bränden schnelle Hilfe der Feuerwehr und des Rettungsdienstes zu organisieren“, erklärt Kassels Brandschutzdezernent Dirk Stochla anlässlich des Europäischen Tages des Notrufes 112 am kommenden Dienstag, 11. Februar (siehe Hintergrund).
Deshalb sollten möglichst alle Menschen wissen, dass sie bei einem Notfall die 112 anrufen sollen. Doch viele wissen das nicht. Stochla appellierte vor allem an Kindergärten und Schulen, die Notrufnummer im Zuge der Brandschutzerziehung bereits den Kindern beizubringen. Denn über diese können erfahrungsgemäß auch die Eltern erreicht werden, erklärt der Brandschutzdezernent.
Der europaweite Notruf gilt in allen EU-Staaten, der Schweiz, Island, Norwegen und Großbritannien sowie in weiteren EU-Nachbarstaaten wie Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro, der Republik Moldau, Russland, Serbien, Türkei und der Ukraine. Da er in vielen weiteren Staaten der Welt gewählt werden kann – etwa in Südafrika – sollte man sich vor Reisantritt darüber informieren.
In den meisten EU-Ländern ergänzt die 112 die bestehenden nationalen Notrufnummern. In Deutschland gibt es neben dem Notruf 112 für Feuerwehr und Rettungsdienst noch den Notruf 110, über den man die Polizei erreicht. „Zwischen unserer Leitstelle und der Einsatzzentrale der Polizei gibt es aber eine direkte Telefonverbindung“, erklärt Tobias Winter, der stellvertretende Leiter der Kasseler Feuerwehr. „So können Anrufer, die einen Notfall melden, schnell an die richtige Leitstelle weitergeleitet werden.“ Dänemark, Finnland, die Niederlande, Portugal, Schweden und auch Rumänien haben sich für die 112 als einzige Notrufnummer entschieden.
Man sollte keine Scheu haben, in einer Notsituation die 112 anzurufen, rät Tobias Winter. „Uns ist es lieber, dass wir einmal zu viel, als einmal zu wenig alarmiert werden und dadurch Menschen zu Schaden kommen.“. Wer im guten Glauben, dass eine Notsituation vorliegt, die Feuerwehr oder den Rettungsdienst ruft, müsse keine Konsequenzen fürchten – auch dann nicht, wenn sich herausstelle, dass ein Eingreifen der Retter nicht notwendig war. „Wer den Notruf jedoch böswillig missbraucht, muss mit einem Strafverfahren rechnen“, sagt der stellvertretende Feuerwehrchef und verweist darauf, dass alle Anrufe in der Leitstelle zurückverfolgt werden können.
Etwa 500.000 Notrufe gehen pro Jahr in der Leitstelle der Kasseler Feuerwehr ein – Tendenz steigend. Etwa zwei Drittel davon sind Einsätze für den Rettungsdienst. In der Regel fünf bis 20 Sekunden nach dem ersten Klingeln wird der Notruf von einem der Einsatzsachbearbeiter entgegengenommen. Die Einsatzbearbeiterinnen und Einsatzbearbeiter erfragen vom Anrufer, was und wo passiert ist, und gibt Hinweise für die Erste Hilfe oder wie man sich vor den Flammen in Sicherheit bringen kann. Dann alarmiert er die erforderlichen Rettungs- und Notarztfahrzeuge oder die Feuerwehr, die bereits wenig später ausrücken.
Wer einen Notruf absetzt, sollte sich an die fünf „W-Fragen“ halten:
- Wo ist es passiert? Nennen Sie den Straßennamen und die Hausnummer, den Ort oder den Ortsteil. Dies ist besonders wichtig, wenn Sie mit dem Handy Ihren Notruf absetzen. Befindet man sich auf den Landkreisgrenzen, kann es vorkommen, dass der Notruf bei der „Nachbarleitstelle“ einläuft. In diesem Fall würde man jedoch zur korrekten Leitstelle weiterverbunden, falls man sagt, wo man gerade ist.
- Was ist passiert? Beschreiben Sie was passiert ist. Zum Beispiel: „Aus unserem Kellerfenster kommt dichter, schwarzer Rauch“, „Meine Nachbarin ist im Bad gestürzt und hat sich am Bein verletzt“ oder „Auf der Autobahn 44 sind in Richtung Dortmund zwischen den Anschlussstellen Wilhelmshöhe und Zierenberg sind zwei Autos und ein Lastwagen verunglückt. Zwei Menschen sind verletzt und bei einem Auto gehen die Türen nicht auf.“
- Wer ruft an? Nennen Sie Vor- und Familiennamen und Ihre Telefonnummer für Rückfragen.
- Wie viele Menschen sind in Gefahr?
- Warten auf Rückfragen – wichtig!
Beenden Sie den Anruf nicht, ohne eventuelle Rückfragen der Mitarbeiter der Leitstelle zu beantworten. Falls Sie vergessen haben vollständige Angaben zu machen, wird der Leitstellendisponent Sie gezielt danach fragen. Wenn er alle Informationen hat, wird er Sie bitten aufzulegen. Kurz darauf wird er die erforderlichen Einsatzkräfte zu Ihnen entsenden.
Bei großen und unübersichtlichen Gebäuden oder bei Notfällen im Gelände kann es hilfreich sein, die Rettungskräfte an oder in der Nähe der Einsatzstelle zu erwarten und diesen den Weg zum Unglücks- oder Brandort zu erklären. Dadurch können die Rettungskräfte den betroffenen Personen schneller zur Hilfe eilen.
Hintergrund: Europäischer Tag des Notrufs 112 Den Euro-Notruf 112 gibt es mittlerweile seit 29 Jahren. Das Europäische Parlament und die Kommission der EU erklärten im Februar 2009 den 11. Februar zum Europäischen Tag des Notrufs 112. Das Ziel ist, die einheitliche Notrufnummer besser bekannt zu machen. Denn nur 26 Prozent der befragten EU-Bürger wissen, dass sie über die Notrufnummer 112 in ganz Europa in Notfällen Hilfe anfordern können. In Deutschland wissen das nur 21 Prozent. Zum Europäischen Tag des Notrufs 112 werden jedes Jahr in ganz Europa Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen veranstaltet. (pm)