Gute Marktposition, Volumens- und Ertragsziele erreicht
ALSFELD | SCHWALMSTADT. Stets sehr schnell ist die VR Bank HessenLand eG mit ihrem Jahresabschluss. Schon vor zwei Wochen konnte die Bank ihre Ergebnisse präsentieren. Das Geschäftsjahr 2019 schließt sich nach Angaben des Vorstandes nahtlos an die gute Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre an.
Die Kennzahlen zu den wirtschaftlichen Verhältnissen befinden sich, weiterhin im vorderen Bereich des Finanzdienstleistungsgewerbes. Dabei ist die gegenwärtige Situation gekennzeichnet von einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld, steigendem Aufwand durch Regulierung, einem veränderten Wettbewerbsumfeld, Rückgängen in der Ertragslage, einem erwarteten Konjunkturabschwung und den Folgen der Digitalisierung.
Die Digitalisierung schreitet voran
Im letzteren Bereich ergeben sich für die VR Bank HessenLand allerdings auch Chancen. Die digitale Girocard und die kontaktlosen Zahlungen sind 2019 sprunghaft auf 100.000 Vorgänge angestiegen und haben sich damit etwa vervierfacht. Gleichzeitig wird die Smartphone-App immer häufiger genutzt. Etwa 10.000 Kunden haben die App installiert.
„Die Vorbereitung und Umsetzung von Digitalisierungsprojekten beschäftigt uns zunehmend“, erläutert Vorstand Werner Braun. Die digital-persönliche Beratung via „VR@home – wir sind, wo Sie sind“ startet nun auch für Gewerbekunden, nachdem im Jahr 2019 sämtliche Privatkundenberater geschult wurden. Der Ansatz, nicht auf die klassische Videoberatung zu setzen, die die Privatsphäre berührt, hat sich bestätigt. Die Kundenzufriedenheit ist hervorragend. Der seit Kurzem auf der Homepage sichtbare digitale Assistent (Chatbot) „Fritz“ erfreut sich großer Beliebtheit. Im laufenden Geschäftsjahr werden wir unter anderem unseren Firmenkunden ein umfassendes Portal einschließlich einer neuen Firmenkunden-App anbieten.
In diesem Jahr wird die VR Bank HessenLand mit einem innovativen Produkt auf den Markt kommen. Das Projekt myFamilyFinance wird in der Familie mitwachsen und – einmalig in der Republik – Finanzentscheidungen innerhalb des Familienkreises steuern und ermöglichen, sowie mit dem digitalen Sparschwein „myPiggy“ dafür sorgen, dass Sparen auch im Niedrigzinsumfeld Spaß und Sinn macht. Drei weitere Banken sind an myFamilyFinance beteiligt.
Helmut Euler: Extreme Entwicklungen
„Hinter uns liegen extreme Entwicklungen“, berichtet der Vorstandsvorsitzende Helmut Euler. Die Renditen deutscher Bundesanleihen markierten historische Tiefstwerte. Zehnjährige Anleihen weisen ein Minus von 0,33 Prozent aus. Die Erwartung an eine bevorstehende Zinswende ist verflogen. Die Finanzdienstleistungsbranche muss sich in den nächsten Jahren auf das Negativ- bzw. Nullzinsniveau der Europäischen Zentralbank einstellen und nach Ansicht von Euler müssen die Banken stringent an der Effizienz der Leistungserbringung arbeiten. „Die aktuell gute Situation darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sehr anspruchsvolle Jahre vor uns liegen“.
Immerhin war 2019 ein gutes Börsenjahr, der Dachs stieg um 2669 Punkte bzw. 25,2 Prozent. Auch Edelmetalle legten um 20 Prozent zu, der Goldpreis sogar um 21,3 Prozent. Das verändert auch die Anlageformen und das Kundenverhalten.
Steigende Kundeneinlagen
Die betreuten Kundeneinlagen der Genossenschaftsbank stiegen insgesamt um 6 Prozent auf 1,79 Milliarden Euro. Aufgrund des guten Börsenjahres und der erfolgten Zuflüsse erhöhte sich das Vermögen in den Kundendepots um 18 Prozent auf 390 Millionen Euro. Im Vorsorge- und Bauspargeschäft konnten ebenfalls überdurchschnittliche Wachstumswerte erzielt werden.
Die klassischen Bankguthaben erhöhten sich lediglich um 2,3 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro, was vor dem Hintergrund der Negativzinsentwicklung nachvollziehbar ist. Die Kreditneuzusagen erzielten sowohl bezüglich des Volumens mit 211 Millionen Euro (+ 15 Prozent) als auch der Vertragsanzahl von 2.185 (+ 12 Prozent) Bestmarken. Nach Berücksichtigung der Darlehenstilgungen ergibt sich ein Wachstum der bilanziellen Kundenforderungen in Höhe von 39 Millionen oder 4 Prozent auf 1,01 Milliarden Euro. Die Kreditzusagen lagen noch nie höher.
Solide Stärkung des Eigenkapitals und Überschüsse – gute Dividende
Das in allen Sparten zu verzeichnende Wachstum führte bei abnehmenden Margen zu einem leichten Anstieg des Zins- und Provisionsüberschusses auf 38,2 Millionen Euro. Umfangreichen Investitionen in Digitalisierungsprojekte stehen rückläufige Personalaufwendungen gegenüber. Der gesamte Verwaltungsaufwand stieg um 0,4 Millionen Euro auf 22,3 Millionen Euro an. Die gute Kosten- und Ertragsrelation von 58 Prozent trägt zu einer soliden Stärkung des Eigenkapitals um 8,2 Millionen Euro bei. Der Durchschnitt aller Banken liegt lediglich bei 67 Prozent.
Der Jahresüberschuss beträgt 2,3 Millionen Euro, die Rücklagen belaufen sich auf 1,8 Millionen Euro. Die Hälfte davon sind gesetzliche Rücklagen. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Vertreterversammlung vor, den 40.078 Mitgliedern eine an die Marktentwicklung angepasste Dividende von 3 Prozent (Vorjahr 4 Prozent) auszuschütten. Gleichzeitig können jetzt Anteile in Höhe von 6.000 Euro (bisher 1.200 Euro) gezeichnet werden. Damit passt die Bank ihr Eigenkapital den Bedingungen, die immer noch aus der Finanzkrise resultieren, weiterhin an und schafft gleichzeitig eine interessante Anlagemöglichkeit, die über dem Niveau liegt.
Wertschöpfung und Steuerzufluss für die Region –
Durch die Wirtschaftskraft der Bank fließen 5,1 Millionen Euro Ertragssteuern, davon 2,7 Millionen Euro Gewerbesteuer, in die öffentlichen Kassen. Die soziale Infrastruktur unterstützte die Bank mit Spenden in Höhe von 199.000 Euro an 208 Vereine und Institutionen.
Neue Geschäftsfelder im Plan
Die neuen Geschäftsfelder entwickeln sich planmäßig. Der Bereich Immobilienmanagement umfasst derzeit ein Volumen von rund 80 Millionen Euro. Die Hausverwaltung Wigbert Hill verzeichnet starke Zuwächse, derzeit werden 1.200 Einheiten betreut. Das Gleiche gilt für die Tochterunternehmen GenoIT und GenoRisk, die Leistungen in den Geschäftsfeldern IT-Sicherheit, IT-Service und Datenschutz anbieten. Sämtliche Gesellschaften suchen weiterhin Fachkräfte, um das Wachstum bewältigen zu können. Ab diesem Jahr startet die GenoDienste GmbH, die Servicedienstleistungen rund um die Immobilie anbietet.
2020 wird ebenfalls eine zufriedenstellende Entwicklung erwartet
Der Vorstand ist zuversichtlich, trotz des herausfordernden Umfeldes auch im laufenden Geschäftsjahr 2020 durch die vielfältigen Marktaktivitäten wieder eine zufriedenstellende Geschäfts– und Ergebnisentwicklung zu erreichen. (rs)