Testspiel zur Vorbereitung auf Gehörlosen-U21-EM 2020
BAUNATAL. Am 5. Mai vor knapp zwei Jahren fand in Baunatal das Halbfinale zur Deutschen Meisterschaft im Gehörlosen-Fußball statt. Für Bürgermeister Manfred Schaub einer seiner letzten Termine. An diese Wegbereitung erinnerte auch der Gehörlosen-Sportverband bei der Präsentation für die U 21-Europameisterschaft im Sommer 2020 im Parkstadion.
Ein weiteres sportliches Großereignis ist auf dem Weg in der Sportstadt Baunatal. Die Deutsche Gehörlosen Sportjugend lädt elf Mannschaften aus ganz Europa ein, um in der Volkswagen Stadt den Europameister zu ermitteln. Ziel ist es, so der Verband in einer Pressemitteilung, Jugendliche aus ganz Europa zusammenzubringen. Sport verbindet Menschen jeden Alters, Geschlechts, Herkunft und Behinderung.
300 ausländische Gäste und 5000 Besucher pro Spiel erwartet
Es sind die dritten Europameisterschaften des Nachwuchses und diese werden stets intensiv beobachtet und auch gut besucht. 300 Gäste werden mit den Teams anreisen, als Zuschauerschnitt pro Spiel sind 5000 anvisiert. Um den Sport zu präsentieren und zu zeigen, dass es ganz normal ist – auch ohne den Pfiff eines Schiedsrichters zu hören – gut Fußball zu spielen, hatten sich die Gehörlosen Sportjugend mit ihrer Auswahlmannschaft und eine Stadtauswahl von Baunatal zu einem sportlichen Vergleich verabredet.
Am vergangenen Samstag spielte, wie Bürgermeisterin Silke Engler betonte, zum aller ersten Mal überhaupt ein Team aus allen sechs Baunatal Fußball-Vereinen zusammen gegen die U21-Nationalmannschaft der Gehörlosen. Deren Spielführer Dylan Volkmann erklärte, es war das erste richtiges Spiel der neu formierten Mannschaft mit neuem Trainer. Sie sind gut klargekommen miteinander, was ohne Sprachanweisungen einen anderen Stellenwert hat, das Spiel lief nach den Regeln des FairPlay und ohne Streit. Gefreut habe man sich, dass die Baunataler Auswahl, vor der man schon Respekt hatte, im zweiten Durchgang mit Ohrstöpseln gespielt hat.
Respekt und Unterstützung
Chris Michelmann Spielführer des ersten Baunataler Auswahl-Teams erklärte die Aktion mit den Ohrstöpseln. Man hatte Chancengleichheit herstellen wollen, um einen echten Leistungsvergleich zu gewährleisten. Die Baunataler waren ebenfalls mit sehr viel Respekt vor einer Nationalmannschaft auf den Platz gegangen. Einmaliges Erlebnis, so Michelmann: „die Jungs haben es schon echt drauf! Wir können uns rufen, sie müssen das alles so hinbekommen!“ Die Baunataler Sportler werden ihre neu gewonnenen Freunde im Deutschen National-Team unterstützen.
Bürgermeisterin Silke Engler, die – wegen eines familiären Hintergrunds – selbst Gebärdensprache beherrscht, wurde in der Pressekonferenz von den Offiziellen und den Sportlern auch ohne Gebärden-Dolmetscherin „verstanden“. Sie betonte, dass Baunatal eine „Inclusive Stadt“ ist, in der sich außerdem 47 Nationalitäten versammelt haben. Erstmals habe die Mannschaft aus allen 6 Vereinen unter Federführung des kleinsten darunter überhaupt zusammengespielt. Auch als „Zeugwart“ war sich die Bürgermeisterin nicht zu schade und steckte die neuen Gesamt-Baunataler-Trikots höchstpersönlich für den ersten Waschgang in die Maschine.
Stadt unterstützt und will Inklusives Sportfest feiern
Ricardo Scheuerer (Vorsitzender Deutsche Gehörlosen Sportjugend) brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass überhaupt EM stattfindet und mit der Entscheidung für Baunatal habe es einen großen Ruck im Organisationsteam gegeben. Jens Becker (Leiter Organisationskomitee) erinnerte sich an den freundschaftlichen Erstkontakt mit Manfred Schaub. Er ist Teil eines 15köpfigen Teams, das vom Stadtmarketing Baunatal unterstützt wird. Für Stadtmanager Dirk Wuschko sind 11 Kader mit Tross keine außergewöhnliche Herausforderung, die Hotels in Baunatal sind eingerichtet auf Sportler. Das Geno-Hotel unterstützt die Veranstaltung bereits offiziell.
Das Stadtmarketing freut sich über jede Großveranstaltung und in diesem Falle auf ein schönes „Sommerfest“. Norbert Hensen (Vizepräsident Deutscher Gehörlosen Sportverband) erklärte, dass im April bereits ein Trainingslager stattfinden wird. Für ihn ist das Turnier eine gute Gelegenheit, um zu zeigen, „wer sind.“ Der Gehörlosenverband habe eine eigenständige Sportkultur.
Frau Engler ergänzte, dass die Stadt gleichzeitig ein inklusives Sportfest organisieren möchte. (rs)