MELSUNGEN. Die MT Melsungen schließt das Jahr positiv ab, bringt beide Punkte vom Auswärtseinsatz in Nürnberg mit. Am letzten Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga in 2019 belohnen sich die Nordhessen mit einem 30:25 (14:11)-Sieg gegen den HC Erlangen.
Bis auf eine kurze Schwächephase zu Beginn der zweiten Halbzeit, aus der sich die Mannschaft von Trainer Heiko Grimm in souveräner Manier herauskämpfte, waren die Rotweißen unterm Strich das gefestigtere Team auf dem Feld. Beste Torschützen von 7.129 Zuschauern in der Arena Nürnberger Versicherung in Nürnberg waren der Ex-MT’ler Johannes Sellin (6/2) für die Hausherren und Yves Kunkel (7) für die Gäste. Bestnoten verdiente sich zudem HCE-Keeper Nikolas Katsigiannis, der 17 Bälle abwehrte. Aufgrund der Europameisterschaft ruht der Bundesligaspielbetrieb im Januar. Den ersten HBL-Einsatz im neuen Jahr hat die MT Melsungen am 6. Februar in Mannheim bei den Rhein-Neckar Löwen.
Die MT Melsungen war ohne den erkrankten Finn Lemke (noch rekonvaleszent nach leichter Lungenentzündung) und den verletzten Michael Allendorf (Muskelfaserriss) nach Nürnberg gereist. Insofern griff Trainer Heiko Grimm bei der Startaufstellung auf die gleiche Besetzung zurück, wie zuletzt beim siegreichen Heimspiel gegen Balingen: Yves Kunkel, Julius Kühn, Lasse Mikkelsen, Marino Maric, Kai Häfner, Tobias Reichmann, im Tor Nebojsa Simic. Für die Abwehr wechselte Mikkelsen zugunsten von Felix Danner, der dort zusammen mit Marino Maric den Innenblock der 6:0-Formation bildete.
Die Nordhessen hatten Anwurf und gestalteten gleich ihren ersten Angriff erfolgreich: Marino Maric wurde auf Kosten eines Strafwurfs gefoult und Lasse Mikkelsen verwandelte sicher zum 0:1. Auch die Gastgeber holten zum Auftakt einen Siebenmeter heraus. Doch den Wurf von Florian von Gruchalla machte Nebojsa Simic mit tollem Reflex unschädlich. Auf der anderen Seite ließ Yves Kunkel das 0:2 folgen. Der Linksaußen hatte kurz darauf gar das 0:3 auf der Hand, scheiterte jedoch frei an Nikolas Katsigiannis. Sebastian Firnhaber erlöste die Erlanger schließlich nach knapp sechs gespielten Minuten mit dem 1:2.
In der Folge entwickelte sich eine Art Schlagabtausch, bei dem die MT aber stets die Nase mit ein oder zwei Toren vorne hatte – bis zum 5:7 (11.). Dann stellten beide Kontrahenten für die nächsten knapp vier Minuten das Torewerfen ein. Warum? Zum einen, weil auf beiden Seiten die Torhüter auf ihren Posten waren. Möglicherweise aber auch, weil sich hüben wie drüben die Spieler erst an neue Trainervorgaben gewöhnen mussten. Heiko Grimm ließ in einer Überzahlsituation mit zwei Kreisläufern operieren und brachte mit Timm Schneider für Lasse Mikkelsen einen neuen Mann für die Abwehr. Adalsteinn Eyjolfsson stellte nach einem Timeout seine Hintermannschaft von 6:0 auf 5:1 um, dabei übernahm Routinier Michael Haaß die Rolle des Vorgezogenen.
In der 15. Minute platzte dann endlich wieder der Knoten, Tobias Reichmann erzielte die erste Drei-Tore-Führung für die Gäste (5:8). Kurz darauf hätten er und sein Pendant Yves Kunkel gleich auf 5:9 erhöhen können, aber beide vergaben jeweils freistehend gegen den immer stärker werden Katsigiannis. Stattdessen pirschten sich die Franken dank Kreisläufer Petter Överby und Rückraumspieler Nico Büdel auf 7:8 heran (16.).
Die MT indes ließ sich davon nicht nervös machen, spulte weiterhin gekonnt ihr Programm ab. Um dann kurz vor dem Pausenpfiff wieder den schon einmal herausgeworfenen Drei-Tore-Vorsprung zu erzielen. Den Weg dazu hatte Tobias Reichmann in der 25. Minute mit einem perfekten Steal gelegt, den er zum 10:13 abschloss. Lehrbuchmäßig dann auch der Treffer von Marino Maric zum 11:14- Halbzeitstand.
Sollte nun die MT geglaubt haben, sie könne sich mit diesem Zwischenstand auf der sicheren Seite wähnen, wurde sie schnell eines Besseren belehrt. Denn die Gastgeber kamen eindeutig wacher aus der Kabine zurück und düpierten die noch in der Findungsphase weilenden Rotweißen innerhalb von nur 235 Sekunden. Diese kurze Zeitspanne nutzten nacheinander Nikolai Link, Johannes Sellin, Sime Ivic und Christopher Bissel, um den Rückstand in eine 15:14-Führung umzuwandeln. – Kam jetzt der Favorit etwa ins Wanken?
Nein! Denn noch schneller, als sie in Rückstand geraten waren, schafften es die Nordhessen, das Bild wieder zu ihren Gunsten gerade zu rücken. Nämlich genau 92 Sekunden benötigten der für Julius Kühn frisch hereingekommenen Domagoj Pavlovic, Yves Kunkel und Tobias Reichmann für die 15:17-Führung. Keine Frage, die MT hatte Erlangens Warnschuss verstanden und den Fuß wieder aufs Gaspedal gesetzt. Das untermauerten die Nordhessen eindrucksvoll mit einer vierfachen Torsalve, nachdem Sime Ivic für seine Farben auf 16:17 verkürzt hatte. Yves Kunkel, Domagoj Pavlovic, der sich immer mehr als belebendes Element für den Angriff entpuppte, Tobias Reichmann und Kai Häfner stellten bis zur 40. Minute auf 16:21. War dieser erste Sechs-Tore-Vorsprung etwa schon die Vorentscheidung? Wenn nicht, dann aber bestimmt das 20:26, nachdem Domagoj Pavlovic sein drittes Tor im dritten Versuch markiert und auch eine zwischenzeitliche Auszeit der Erlanger die MT nicht vom Weg abgebracht hatte.
Fakt ist, die Franken erholten sich von diesen beiden deutlichen Nackenschlägen nicht mehr, auch wenn sie in der 56. Minute noch einmal auf drei Tore herankamen (24:27). Spätestens als Kai Häfner 106 Sekunden vor dem Abpfiff das 24:30 markierte, war sozusagen die Messe gelesen. Zu dem 25:30-Endergebenis zugunsten der MT Melsungen hat neben der stabilen Abwehr nicht zuletzt der im zweiten Durchgang hereingekommene Johan Sjöstrand beigetragen. Der Schwede entschärfte in dieser Zeit sieben gegnerische Würfe, darunter einen Siebenmeter von seinem ehemaligen Mannschaftskameraden Johannes Sellin.
Nach diesem Sieg überwintert die MT mit 25:15 Punkten auf Platz sieben, hinter den Rhein-Neckar Löwen (28:12 Punkte), dem nächsten Auswärtsgegner.
Heiko Grimm zum Spiel:
Wir haben heute zum dritten Mal in Folge eine gute, konstante Leistung gezeigt. Das galt auch für das Spiel in Magdeburg, welches wir mit einem Tor im letzten Augenblick verloren haben. Es war heute insgesamt eine überzeugende Vorstellung unserer Mannschaft in Nürnberg, wo es bekanntlich nicht einfach ist, zu gewinnen. Erst recht nicht angesichts der besonderen Konstellation, sprich letztes Heimspiel der Erlanger in nahezu ausverkaufter Halle. Basis unseres Erfolgs war die engagierte Abwehr, mit der wir den Gegner zu Fehlern gezwungen haben. Als wir zu Beginn der zweiten Halbzeit kurzzeitig in Rückstand gerieten, haben wir die Ruhe bewahrt und uns durchaus beeindruckend zurück gekämpft. Mein einziger Kritikpunkt: Wir werfen zwar 30 Tore, aber bei besserer Chancenverwertung hätten es noch einige mehr sein müssen. (pm)
Statistik
HC Erlangen: Katsigiannis (1. – 60. Min., 17 Paraden / 30 Gegentore), Lichtlein (n.e.) – Sellin 6/2, Överby 1, Haaß 1, Firnhaber 1, Ivic 4, Büdel 4, Bissel 5, Murawski 1, Schäffer, Metzner 1, Link 1, Minel, von Gruchalla – Trainer Adalsteinn Eyjolfsson.
MT Melsungen: Simic (1. – 23. Min., 3 Paraden / 10 Gegentore), Sjöstrand (23. – 60. Min., 7 P. / 15 G.) – Maric 5, Kühn 2, Reichmann 5, Ignatow, Kunkel 7, Mikkelsen 5/2, Danner, Schneider, Sidorowicz, Häfner 3, Backs, Salger, Pavlovic 3 – Trainer Heiko Grimm.
Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck (Reutlingen) / Simon Reich (Metzingen)
Zeitstrafen: 8 – 6 Minuten (Firnhaber, Bissel, 2x Link – 2x Maric, Kunkel).
Strafwürfe: 2/5 – 2/2 (von Gruchalla scheitert an Simic, 3. Min., Selin trifft den Pfosten, 30., Sellin scheitert an Sjöstrand, 58.).
Zuschauer: 7.129, Arena Nürnberger Versicherung, Nürnberg
Die nächsten Spiele:
HBL: Do., 06.02.2020, 19:00 Uhr, Rhein-Neckar Löwen – MT Melsungen, SAP Arena, Mannheim
EHF: So., 09.02.2020, 15:00 Uhr, MT Melsungen – KPR Gwardia Opole, Rothenbach-Halle Kassel