MELSUNGEN. Im letzten Heimspiel des Jahres hat die MT Melsungen gegen den HBW Balingen-Weilstetten erfolgreich Revanche genommen für die empfindliche Klatsche aus dem Hinspiel. Kurios war das Ergebnis, das mit 36:23 (15:11) exakt das erste Aufeinandertreffen kopierte – nur diesmal mit einem anderen Sieger.
War es in der ersten Hälfte noch eine eher glanzlose Überlegenheit, zeigten die Melsunger den Schwaben im zweiten Durchgang deutlich ihre Grenzen auf. Einmal mehr mit dem bärenstarken Nebojsa Simic im Rücken, der unter seinen 18 gehaltenen Bällen auch zwei Siebenmeter hatte. Als MT-Torschütze stand Lasse Mikkelsen mit sieben Treffern vornan, während für die Gäste Lukas Saueressig und Martin Strobel mit jeweils vier Toren erfolgreich waren.
Die erste Spielminute war noch nicht abgelaufen, da führte die MT durch Julius Kühn und Felix Danner bereits mit 2:0. Dazwischen lag ein technischer Fehler der Gäste und ein schnell ausgeführter Einwurf (stehend!) mit anschließendem schnellen Pass von Lasse Mikkelsen. Die Gastgeber wirkten hellwach, wie auch die Parade von Nebojsa Simic gegen Jona Schoch Glauben machte. Aber schnell war diese Anfangseuphorie wieder verflogen. Das lag am ungenauen Spiel im Aufbau ebenso wie daran, dass Balingen eine Strafe gegen Marcel Niemeyer mit einem einzigen Angriff nahezu komplett herunterspielen durfte. Vier Minuten Flaute auf beiden Seiten nach Gregor Thomanns Anschluss und weitgehend ausgeglichenes Spiel waren die Folge, bis Marino Maric und Yves Kunkel erstmals auf drei Tore Abstand erhöhten (6:3, 12.).
Weil Nebojsa Simic beim Strafwurf von Oddur Gretarsson hervorragend reagierte und es Lasse Mikkelsen auf der Gegenseite besser machte, schienen sich die Hausherren sogar schon früh absetzen zu können. Hatten die Rechnung aber ohne Gäste-Keeper Mike Jensen gemacht. Der hielt plötzlich Bälle in Serie und war fast allein dafür verantwortlich, dass Filip Taleski zum 8:7 aufschließen konnte. Nur weil Simic nachzog und gegen Gregor Thomann schon den zweiten Siebenmeter entschärfte, vermochten Lasse Mikkelsen und Julius Kühn wieder auf 10:7 zu erhöhen (21.).
Jens Bürkle nahm sofort eine Auszeit, die MT profitierte davon. Insbesondere Lasse Mikkelsen, der zu großer Form auflief. Nicht nur wegen des zweiten verwandelten Siebeners, sondern auch durch seine Übersicht und das blitzschnelle Umschalten nach allgewinnen. Davon hatte auch Yves Kunkel etwas, nach dessen insgesamt schon dritten Tempogegenstoß und dem 14:8 (24.) gleich die nächste Grüne Karte der Süddeutschen lag. Diesmal jedoch mit dem Erfolg, dass es nicht noch deutlicher wurde bis zur Pause. Im Gegenteil verkürzten Vladan Lipovina und Jona Schoch sogar noch und spielten ihren letzten Angriff vor der Halbzeit trotz angezeigten passiven Spiels seelenruhig aus.
Die ersten beiden Würfe der zweiten Hälfte wurden Beute der starken Torhüter und erst als Benjamin Meschke für zwei Minuten raus musste fand Kai Häfner die Lücke zum ersten Erfolg. Dem er kurz darauf, eingelaufen zum Kreis, gleich den zweiten folgen ließ. Marino Maric und Lasse Mikkelsen erhöhten gar auf 19:11 (36.). Der Fehlstart der Balinger in den zweiten Durchgang war damit perfekt. Zwar trafen Martin Strobel und Marcel Niemeyer doppelt, doch das schafften Maric und Reichmann direkt im Anschluss auch. Und zwangen damit Jens Bürkle früh dazu, seine letzte Auszeit zu verbrauchen (21:13, 38.).
Die bestimmenden Köpfe auf dem Feld blieben Lasse Mikkelsen und Marino Maric. Der eine lieferte hinten gegen den im Hinspiel noch groß aufspielenden Filip Taleski eine starke Partie und brachte sich vorn neben überlegten Anspielen auch immer wieder als Torschütze ein, der andere rackerte unermüdlich am Kreis und setzte sich wiederholt gegen gleich zwei oder gar drei an ihm klebende Gegner durch. Weil Yves Kunkel bei seinen Tempogegenstößen weiter eiskalt blieb und traf, waren die zehn Tore Differenz beim 24:14 des Linksaußen erstmals erreicht (41.).
Heiko Grimm begann durchzuwechseln. Dimitri Ignatow kam für Reichmann, Stefan Salger für Häfner sowie Domagoj Pavlovic für Mikkelsen. Der Überlegenheit der Rot-Weißen tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil brauchte der HBW einige Zeit, um sich auf das dadurch veränderte Spielverhalten der MT einzustellen. Das, und natürlich die weiter sehenswerten Paraden von Simic, nutzten die Melsunger, um ihren Vorsprung schnell noch weiter auszubauen. Stefan Salger traf gleich doppelt zum 31:16 (51.).
Erst als mit Roman Sidorowicz, Timm Schneider und Fin Backs auch auf den verbleibenden Positionen getauscht wurde und mit Nebojsa Simic nur noch einer aus der Anfangsformation übrig war, bekamen die Gäste, mittlerweile ebenfalls in fast komplett geänderten Formation unterwegs, wieder etwas Luft. Dennoch hielt die Youngster-Besetzung nach kurzer Einspielzeit das Resultat hoch. Und weil nach Lukas Saueressigs 36:23 in der Schlussminute nichts mehr passierte, prangte am Ende kurioserweise das gleiche Ergebnis auf der Anzeigetafel wie noch im Hinspiel. Nur diesmal zu Gunsten der Nordhessen.
Stimmen zum Spiel
Heiko Grimm: Ich glaube, wir können heute alle zufrieden sein. Wir haben eine gute Leistung geboten und in der 6:0-Abwehr viel gerackert und immer wieder Kontakt mit dem Gegner aufgenommen. In die Pause sind wir mit vier Toren Vorsprung gegangen, was auch mal ein gefährliches Ergebnis sein kann. Aber wir haben es in der zweiten Hälfte durchgezogen. Die Mannschaft hat sich zwischendurch immer wieder gegenseitig gepuscht und sowas macht dann richtig Spaß. Herausheben kann man heute niemanden. In Magdeburg waren wir schon gut, trotz der Niederlage, und haben das heute bestätigt. Jetzt wollen wir das auch am Sonntag in Erlangen nochmal tun.
Jens Bürkle: Glückwunsch an Heiko und an Melsungen zum mehr als verdienten Sieg. Wir waren heute nicht gut genug. Die erste Halbzeit war nicht schlecht, aber wir hatten schon da viele Fehler drin. Melsungen macht acht Gegenstoßtore, denen bei uns sechs technische Fehler vorausgingen. Trotzdem gehen wir mit nur minus vier in die Pause und dachten, dass da noch was gehen kann. Aber Melsungen hat uns dann die Grenzen aufgezeigt und das Ergebnis fiel wesentlich höher aus als wir uns das vorgestellt hatten. Wir haben viel gewechselt, um schon etwas für das Spiel in drei Tagen zu schonen. Wenn man uns vor der Saison gesagt hätte, dass wir gegen Melsungen 2:2 Punkte und 59:59 Tore holen, wäre das toll gewesen. Nach dem Spiel heute fühlt es sich allerdings bescheiden an. Das war für uns ein Jahr mit vielen Höhepunkten wie dem Aufstieg oder auch dem Sieg gegen die MT. Das müssen wir jetzt positiv ins neue Jahr mitnehmen.
Axel Geerken: Für uns war das ein wechselhaftes Jahr, das nicht immer so lief, wie wir uns das vorgestellt hatten. Aber trotzdem sind wir im Final Four des nationalen Pokals und in der europacup-Gruppenphase. Was und gefehlt hat, war die Konstanz. Das drücken gerade die beiden Spiele gegen Balingen-Weilstetten trefflich aus. In der Liga haben wir mit dem Spiel in Magdeburg quasi einen Neubeginn hingelegt, auch wenn man mit einer Niederlage nicht glücklich sein kann. Heute wurde die Leistung bestätigt und wie Heiko schon sagte, muss es in Erlangen fortgeführt werden. Nach der dann folgenden EM-Pause wollen wir so viele Punkte holen wie nur möglich. Die Liga ist zwar sehr ausgeglichen, aber wenn wir uns so präsentieren wie im Moment, werden wir noch viele Punkte holen. (pm)
Statistik
MT Melsungen: Simic (x Paraden / x Gegentore), Sjöstrand (n. e.); Maric 5, Kühn 4, Reichmann 2, Ignatow 3/1, Kunkel 5, Mikkelsen 7/3, Danner 1, Schneider, Sidorowicz 1, Häfner 4, Backs, Salger 3, Pavlovic 1 – Trainer Heiko Grimm.
HBW Balingen-W.: Jensen (11 P. / 25 G.), Bozic (5 P. / 11 G.); Zobel 1, Niemeyer 3, Lipovina 3, Kirveliavicius 1, Taleski 1, Hausmann, Thomann 1, Nothdurft 1, Meschke 2, Gretarsson, Strobel 4/3, Schoch 2, Saueressig 4, Röller – Trainer Jens Bürkle.
Schiedsrichter: Sebastian Grobe (Braunschweig) / Adrian Kinzel (Bochum).
Zeitstrafen: 2 – 10 (Danner 18:42 – Niemeyer 3:10, Meschke 31:57, Kirveliavicius 43:14 45:35, Hausmann 55:19).
Strafwürfe: 4/4 – 5/3 (Gretarsson scheitert an Simic 12:13, Thomann scheitert an Simic 18:43).
Zuschauer: 4.300 in der Rothenbach-Halle, Kassel (ausverkauft).
Das nächste Spiel:
So, 29.12.19, 13:30 Uhr, HC Erlangen – MT Melsungen, Arena Nürnberger Versich., Nürnberg