ZIEGENHAIN. Wer am 4. Advent abends durch Ziegenhain gegangen ist, hat sie sicherlich gesehen. Das Team der Schwalm – Touristik hatten zur ersten Fackelwanderung in die Festungs- und Konfirmationsstadt Ziegenhain eingeladen. Und es waren über 50 wissbegierige Gäste, die zusammen mit Kunigunde von Lüder (Gabriele Franke) und Hebamme Ursula (Andrea Grede) die historischen Gassen bei Nacht erkundeten und sich in die Zeit von Landgraf Philipp entführen ließen.
Simone Roth-Happel vom Team der Schwalm Touristik hatte die Idee zu dieser außergewöhnlichen Veranstaltung so kurz vor dem Weihnachtsfest. Leider kam der bestellte Schnee in einem anderen Aggregatzustand vom Himmel, aber das bisschen Regen tat dem Erlebnis keinerlei Abbruch. Gegen Mitte der der Führung hörte es sogar auf zu regnen und die Regenschirme konnten eingepackt werden.
Kunigunde von Lüder und Hebamme Ursula, die beiden Themen – Stadtführerinnen
Wegen der großen Nachfrage musste die Gruppe aufgeteilt werden. Während Kunigunde von Lüder, die Ehefrau des Festungskommandanten Heinz von Lüder, aus ihrem Leben mit einem der berühmtesten Ziegenhainer und Berater Philipps des Großmütigen, Landgraf zu Hessen, erzählte, konnte die Hebamme Ursula einige Geschichten aus dem Alltag in der Festungsstadt berichten.
Kunigunde, adlige Patriziertocher aus Marburg, wusste natürlich sehr viel über das, was ihr Ehemann so mit dem Landgrafen besprochen hatte. Sie kannte auch ein paar sehr intime Details zum Landgrafen. So munkelt man, dass der Landgraf derer drei Hoden hat, sagte sie hinter vorgehaltener Hand.
Hebamme Ursula hat dagegen stets das Ohr am Volk. Sie kommt sehr viel mit den Soldaten zusammen und konnte daher auch einen kleinen Einblick geben, wie es sich so in der Festung Ziegenhain lebt. Es war nicht immer leicht hier in der Festung, Die Soldaten durften so gut wie nichts. So manches Elend hab ich schon hier erlebt. Viele junge Frauen entbunden, bei denen niemand wusste wie es im Leben weitergeht, weil sie von einem Soldaten schwanger waren, berichtete Ursula.
Zum Ende der Führung trafen sich wieder beide Gruppen in der Touristinfo „Neue Wache“. Dort duftete es nach heißem Glühwein und Punsch für die Kinder. Jeder bekam noch etwas Heißes zu trinken. Der bereitgestellte Spendentopf war auch rasch gefüllt. Die Veranstaltung wurde kostenlos angeboten! Fazit der Besucher: Ein sehr gelungener Abend, der unbedingt wiederholt werden muss.
Wiederholung der Führung am 11. Januar 2020 – 17.00 Uhr
Und dies haben Simone Roth-Happel und Gerhard Reidt von der Schwalm Touristik auch sofort spontan beschlossen. Die nächste Führung, diesmal mit Laternen, findet bereits zum Ende der hessischen Weihnachtsferien am Samstag, den 11. Januar 2020 um 17:00 Uhr statt. Anmeldungen können ab sofort an info@schwalmtouristik.de geschickt werden. Auch bei dieser Folgeveranstaltung wird auf die Erhebung einer Gebühr verzichtet und ein Spendentopf bereitgestellt.
Einziger Wermutstropfen des Abends waren die vielen modernen Kutschen der Wächter der Gefangenen, die sich immer wieder auf dem Paradeplatz als Dauerparker einfinden, statt auf dem eigenen großen Platz zu parken. Aber der ein oder andere Wächter ist wohl nicht ortskundig genug, um diesem Platz zu finden. Kunigunde und Ursula empfehlen daher, mal an einer der Stadtführungen teilzunehmen.
Klassische und Themen-Führungen können bei der Schwalm-Touristik ganzjährig gebucht werden unter Tel. 06691 – 207 400 oder per Mail an die o.g. Adresse. (gr)