Delphin-Therapie und Wünschewagen etc. auf Wunschliste des Vereins
ALSFELD. Sie liefen im Regen Runde um Runde, und sie ließen sich nicht beeindrucken von den Wassermassen, die vom Himmel kamen: An die 900 Schülerinnen und Schüler sowie zahlreiche Lehrkräfte der Albert-Schweitzer-Schule hatten sich im Sommer zum Spendenlauf des Gymnasiums versammelt.
Sie hatten von Familien, Freunden und anderen Unterstützern eine Zusage für einen Spendenbetrag pro gelaufener Minute oder eine Pauschale bekommen. Dazu hatten einige Unternehmen und Organisationen sich finanziell an der Aktion beteiligt. Nun sind alle Listen ausgezählt, alle Spenden eingegangen, alle Spendenquittungen verschickt und alle Posten zusammengerechnet. Heraus kam die beeindruckende Summe von 29.640,24 Euro, die Schulleiter Christian Bolduan und Helge Hastrich vom Orga-Team des Fachbereichs Sport kurz vor Weihnachten an Julia Schuchardt und Carmen Stock vom Verein „Alsfeld erfüllt Herzenswünsche“ übergeben konnten.
Sprachlos von dieser Riesensumme und dem außerordentlichen Engagement nahmen die beiden Vorstandsmitglieder den großen Scheck entgegen – Pläne für die Verwendung des Geldes hat der junge, rührige Verein schon einige, wie die Vorsitzende Julia Schuchardt im Gespräch mit Christian Bolduan berichtete.
„Unser bisher größtes Projekt war die Autospende an Shanaia, die wir nun abschließen konnten“, blickte Schuchardt zurück. Nun möchte sich der Verein auch noch an einer Delphin-Therapie für die kleine Komapatientin beteiligen.
Als eigenen großen Wunsch hat der Verein einen „Wünschewagen“ auf dem Zettel. Da „Alsfeld erfüllt Herzenswünsche“ auch Sterbebegleitung machen darf und die letzten Wünsche todkranker Menschen erfüllen möchte, benötigt der Verein ein Fahrzeug, das für den Transport kranker Menschen ausgestattet ist. „Bisher konnten wir dafür auf die Unterstützung des DRK zugreifen, doch das funktioniert überregional weniger gut. Und auf einen der zwei Wünschewagen zu warten, die wir in Hessen zur Verfügung haben, ist mitunter nicht möglich, weil unseren Klienten nicht immer die Zeit dafür bleibt“, so Schuchardt. Mit der großen Summe der Schulgemeinde der Albert-Schweitzer-Schule ist man nun ein großes Stück weiter auf dem Weg zum eigenen Wünschewagen.
Auch Schulleiter Christian Bolduan zeigte sich sehr beeindruckt von der Leistung seiner Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte. „Ich habe das Gefühl, dass der Regen am Lauftag für einen zusätzlichen Schub gesorgt hat“, so sein Eindruck: „Wenn man erstmal nass war, war es egal und es ist ein Riesengemeinschaftsgefühl daraus entstanden. Plötzlich wollten alle bis zum Schluss laufen.“ Vielleicht nicht wirklich alle, aber viel mehr Schülerinnen und Schüler als bei den Läufen zuvor haben die volle Stunde genutzt und somit für überraschte Gesichter bei ihren Spendern gesorgt und für großen Stolz und Freude bei sich selbst. „Manche Klasse hat allein weit über 1000 Euro zusammengetragen“, wird der Schulleiter nicht müde zu berichten.
Die Spenderlisten zeigten Adressen in der ganzen Republik, sodass man durchaus sagen kann, dass diese Aktion weite Kreise gezogen hat.“ Die VR Bank HessenLand, die Sparkasse Oberhessen, der Alsfelder Rewe-Markt von Alexandra Richber, der Rotary Club Alsfeld, Ferrero und der Förderverein der Albert-Schweitzer-Schule waren ebenfalls mit großzügigen Spenden am Erfolg des Laufs beteiligt, wie Bolduan unterstrich: „Und auch die Lehrkräfte haben kräftig gespendet.“
Ein weiterer Faktor für die Begeisterung, mit der die Schülerinnen und Schüler bei der Sache waren, war die Verbundenheit mit den Projekten des Vereins. Entstanden aus einer Idee der inzwischen nicht mehr in Alsfeld tätigen Lehrerin Michaela Marin, hat sich das Projekt zu einer Kooperation mit der Schule entwickelt: Der Verein stellte sich in der Schule vor, hat seine Spendenprojekte präsentiert und den Kindern und Jugendlichen eindrücklich vor Augen geführt, dass es auch vor Ort viele Menschen gibt, die auf Hilfe angewiesen sind. „Dabei scheuen sich immer noch viele Menschen, zu uns zu kommen“, führte Schuchardt im Gespräch an. Dass Schülerinnen und Schüler sich mit diesen Themen auseinandersetzten, sei umso wichtiger, sind sich Schuchardt und Bolduan einig. So ist angedacht, die Aktivitäten des Vereins im Rahmen des Religions- und Ethik-Unterrichts sowie des Sozialpraktikums der Schule zu unterstützen. „Neben unseren Spendenaktivitäten gehen wir zu regelmäßigen Veranstaltungen wie einem Kaffeetrinken oder Spielenachmittag ins Seniorenheim“, zählte Schuchardt eine weitere Aktivität auf, zu denen auch der Second-Hand-Laden in der Baugasse gehört, der ehrenamtlich geführt wird und über den weitere Einnahmen generiert werden. Hier befindet sich derzeit auch der Wünschebaum, an den Bedürftige ihre dringendsten Wünsche hängen dürfen. Wer etwas geben mag, kann sich eine Wunschkugel abnehmen und für die Erfüllung des Wunsches sorgen. „Der Wünschebaum ist noch bis zum 22. Dezember offen, und am Heiligabend gibt es die Bescherung“, freut sich Schuchardt.
Christian Bolduan lobte den erst vor anderthalb Jahren gegründeten Verein, der bereits über 80 Wünsche von Menschen in Not erfüllt hat. Dazu sein ein großes Netzwerk nötig, wie Schuchardt berichtete, und das Vertrauen der Spender in den Verein. „Dafür sind wir unendlich dankbar.“ (pm)