Brief an den Reinhardswald und Heimatgefühle
REGION KASSEL. Region Kassel. Lange war der Begriff „Heimat“ belastet. Das hat sich geändert: Wer in gängigen Internet-Suchmaschinen nach „Heimat“ sucht, wird inzwischen über 70.000 Einträge finden – von Jung und Alt, von Vertretern aller politischen Gruppierungen, vor allem auch von Rechtspopulisten, die den Heimatbegriff für ihre Politik besetzt haben.
„Anrührende, bewegende und spannende Beiträge zum Thema Heimat werden die Leser im neuen Jahrbuch des Kreises finden“, sagte Landrat Uwe Schmidt bei der Vorstellung des Buchs. „Wir räumen dem viel diskutierten Thema aus gutem Grund größeren Raum im aktuellen Jahrbuch ein und zeigen, was Menschen, die im Kreis verwurzelt sind oder es waren, mit dem Begriff Heimat verbinden, was Heimat für sie bedeutet“.
Wie in Nordhessen gesprochen, gefeiert und gesungen wird
So beschreibt der in Israel lebende Dr. Dan Frank (ältester Sohn der Jüdin Meta Frank, die 1934 aus Nordhessen floh) die „überschattete Vergangenheit“ seiner Familie und der in Frankreich lebende Literaturprofessor Karl-Heinz Götze schildert, „was aus meiner Heimat (Hofgeismar) wurde, „während ich lange weg war“. Daneben gibt es Geschichten darüber, wie in der nordhessischen Region gesprochen, gefeiert, gesungen wird – und auch, wie „Heimat schmeckt“.
Das Jahrbuch enthält zudem wieder Berichte über historische Bauwerke, aktuelle Entwicklungen, interessante Projekte unter anderem aus Baunatal, Vellmar, Bad Karlshafen, Wolfhagen, Kaufungen und anderen Orten in der Region. Der „Blick nach Kassel“ fällt in diesem Jahr auf die vor rund 150 Jahren errichtete Drahtbrücke – ein „Zeugnis altbewährter Ingenieurskunst“, wie der Autor feststellt.
Lieber Reinhardswald
Ein ungewöhnliches Format hat ein Beitrag, der die dramatischen, durch Stürme, Borkenkäfer und andere Schädlinge sowie Wassermangel verursachten Schäden in den Wäldern beschreibt: der Autor hat einen persönlichen, emotionalen Brief an den „lieben Reinhardswald“ geschrieben. Auf einer originellen Fotoseite können zudem alltägliche und besondere „Zapfstellen“ entdeckt werden und den Kopf schütteln können die Leser und vermutlich vor allem die Leserinnen über die Ansichten des Theologen und Philosophen Paul J. Möbius, der anno 1900 ein Buch „Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes“ verfasste und damit gegen starke Frauen zu Felde zog, die für das Frauenwahlrecht kämpften.
„Insgesamt gibt es auf rund 150 Seiten 50 Beiträge, die aus einer noch größeren Zahl von Vorschlägen ausgewählt wurden“, sagte Landrat Schmidt, der den ausschließlich ehrenamtlich tätigen Autorinnen und Autoren dankte. „Ohne sie wäre die Produktion unseres Jahrbuchs undenkbar“. Im zweiten Teil des Buchs findet sich auf weiteren 147 Seiten, wie immer, der Rückblick aller Kreiskommunen auf wichtige Ereignisse.
Ab sofort zu haben!
Das aktuelle Jahrbuch 2020 ist ab sofort zum Preis von 7,00 Euro im Buchhandel, bei der Landkreisverwaltung (Christien-M. Borschel, Tel.: 0561/1003-1329, E-Mail: christien-madeleine-borschel@landkreiskassel.de) sowie den Städten und Gemeinden im Kreis zu haben. (pm | rs)
Foto:
Christien-M. Borschel (Redaktion Jahresrückblick und Anzeigen), Landrat Uwe Schmidt und Anne Riedel (Redaktion Jahrbuch) präsentieren das Jahrbuch 2020 © Foto: pm | nh