Ehrenstadträtin nach 30 Jahren Mandatstätigkeit in Schwalmstadt
SCHWALMSTADT. Christel Gerstmann ist seit Freitag Ehrenstadträtin. Damit wird sie für 30 Jahre und 5 Monate ehrenamtliche Arbeit als Mandatsträgerin in unterschiedlichen Aufgaben ausgezeichnet.
Begonnen hat sie im April 1989 als Ortsbeirätin und gleich Ortsvorsteherin in Ziegenhain. Von 1993 bis 1997 und noch einmal 2016 bis August 2019 war sie Stadtverordnete. Dazwischen, von 1997 bis 2016 gehörte sie dem Magistrat, also der „Regierung“ der Stadt Schwalmstadt an. Tätigkeiten im Haupt- und Finanzausschuss, der KWS-Betriebskommission, dem Kirmesausschuss Ziegenhain, dem Seniorenbeirat oder der Verbandsversammlung für das Europabad kamen hinzu.
Weil sie wesentlich länger Magistrat gewesen ist als die zuletzt in der Stadtverordnetenversammlung, wählte der Magistrat die Ehrenbezeichnung als Ehrenstadträtin als angemessen aus. Stadtverordnetenvorsteher Reinhard Otto und Bürgermeister Stefan Pinhard überreichten Urkunde und Blumen.
Zwei Erinnerungen an eine männerdominierte Lokalpolitik
Die Geehrte selbst erinnerte mit zwei Begebenheiten aus der Zeit als Ortsvorsteherin in Ziegenhain daran, dass sich die politische Arbeit stark verändert hat und für Frauen Spitzenpositionen nicht immer selbstverständlich gewesen sind. „Sehr geehrter Herr Ortsvorsteher“, so begann eine Einladung, die mit den Worten endete, „Sie können gerne ihre Gattin mitbringen“. Für den Einladenden war offensichtlich gar nicht vorstellbar, dass ein Frau Ortsvorsteherin ist. In der Bundeswehr offensichtlich noch weniger: der „Dresscode“ dort gab einmal lediglich „Anzug oder Uniform“ vor. Von wegen Kleid, Rock oder Kostüm. Und sie verabschiedete sich mit den Worten: „Jetzt gehe ich nach Hause und lege die Beine hoch.“ Der Applaus der Kollegen verhieß, dass ihr das – parteiübergreifend – gegönnt wird. (rs)