BAUNATAL. Adrenalin ist das, was der Körper ausstößt, wenn er Energiereserven benötigt, um Leistung zu erbringen oder wegzulaufen. Es ist aber auch das Hormon, dass dafür sorgt, dass wir ein gutes Gefühl bekommen in positiven Stresssituationen. In Baunatal ist es alle zwei Jahre Synonym für Akrobatische Höchstleistungen im XXL-Paket.
An zwei Abenden (Freitag und Samstag) präsentierte Nordhessens mitgliederstärkster Sportverein, der KSV Baunatal, seine Sportschau mit Top-Artisten, Sportlern und Künstlern aus der ganzen Welt, aber auch aus Baunatal. Und das Schöne: Man erkennt kaum Unterschiede, das Niveau ist ausgeglichen. Timo Gerhold ist es ein weiteres Mal gelungen das Vertraute, wie die Flying Superkids, zusammen mit ganz neuen Artisten, wie die Funky Monkeys, in ein abwechslungsreiches Paket zu schnüren, bei dem nicht nur die sportlichen Darsteller, sondern auch die Zuschauer drei Stunden lang Adrenalin freisetzten.
Zweimal Nordhessen zum Auftakt
Marco Grawunder und Christoph Klein führten erstmals durch das Programm und mussten gleich zu Beginn am Freitagabend improvisieren, als die Musik der Turntalentschule Nordhessen nicht so lief, wie vorgesehen. Die jungen Turnerinnen und Turner aus verschiedenen Nordhessischen Vereinen zeigten zum Auftakt, welch artistisches Potential in Nordhessen schlummert. Gar nicht schlummern tut es bei den Sportakrobaten des KSV Baunatal, die mit beeindruckenden Hebeübungen, Sprüngen und Salti in einer ausgefeilten Choreografie begeisterten.
Gleich danach ging Laura Stullich mit ihrem Programm „Wheel Sensation“ und dem „Aerial Ring“ in der Rundsporthalle in die Luft. Mit viele Anmut zeigte sie Akrobatik in einem LED-beleuchteten Reifen. Beeindruckend vor allem, weil sie gerade vor 11 Wochen Mutter geworden ist. Mit Jimmy Enoch folgte ein dänisches „Supertalent“ auf dem Kunstrad.
Día de Muertos und ein Wirbelwind aus Dänemark
Die mehrfachen Deutschen Meister im Karnevalistischen Tanzsport, die Stadtgarde der GCG Baunatal, holte mit wenigen Tagen Verzögerung den Día de Muertos, zu Deutsch den Tag der Toten mit ihrem aktuellen Schautanz aus Mexiko nach Nordhessen. Am 1. November feiert man dort die Toten und gedenkt ihnen, als wären sie unter uns. Das Showproject Tablobatik zeigte, für was der Küchentisch so alles gut sein kann. Jonglissimo ist eine Truppe mit 23 Weltrekorden aus Österreich. Mit leuchtenden Keulen in dunkler Halle jonglierten sie sicher und gekonnt.
Dann fegte der dänische Wirbelwind, die Flying Superkids mit 30 Artisten durch die Rundsporthalle. Sie sind der Dauerbrenner bei Adrenalin und jedes Jahr ist ihre Artistik ein bisschen anders. Langeweile kann bei dieser Darstellung mit lauter fliegenden und wirbelnden Körpern nicht aufkommen. Alles wirkt leicht und selbstverständlich.
Trommeln und „Holzstäbe“ – auch Musik kann Artistik sein…
Ebenso leicht und selbstverständlich trommeln die Fascinating Drums. Allerdings stecken im synchronen Rhythmus und der Kunst, nicht nur die eigene Trommel, sondern gleich die vom rechten oder linken Nachbarn auch noch zu spielen, schon eine ordentliche Portion Disziplin. Zumindest Übungsdisziplin muss auch Dirk Scheffel für seine Xylofon-Nummer bewiesen haben. Wie sagten die Moderatoren? Geschlossene Anstalt oder das Instrument waren die Alternative.
Auf so etwas muss man erst einmal kommen: Das Showprojekt Barrolin vermischt – wie der Name erahnen lässt – Barren und Trampolin. Die Geräte sind aufeinander montiert und eröffnet völlig neue Perspektiven. Die boten auch Wheel Sensation beim zweiten Auftritt als Duo und mit dem Rhönrad. Faszinierend als Doppel oder synchron als doppeltes Solo…
Fliegende Affen, fliegende Körper und fliegende Kinder
Das „Dream Team Skating“ ist Welt- und Europameister, was man den flinken Damen auch anmerkt. Ein wenig Starlight Express in der Rundsporthalle. Raumgreifend, die erste Reihe muss die Füße ordentlich einziehen. Die Funky Monkeys sind international. Sie kommen aus Deutschland, Vietnam und Brasilien und haben beim Zirkusfestival in Monte Carlo den Silberner Juniorclown errungen. An der vertikalen Stange zeigten sie Körperbeherrschung und faszinierende Akrobatik. Das Trio Bokafi präsentierte sich völlig losgelöst von der Erde. Die drei treten aktuell im Zirkus Roncalli mit dem Schleuderbrett auf. Vor jeder Übung werden die Scheinwerfer an der Hallendecke ins Visier genommen.
Nachdem noch einmal die Flying Danish Superkids durch die Luft gewirbelt hatten, kamen zum Finale alle Artisten und Sportler noch einmal zum Einsatz. Ein beeindruckendes Erlebnis, auch für die vielen Ehrengäste. Silke Engler pariert die Frage des Moderators von der Kölner Sporthochschule, in Köln sei immer zu wenig Geld für den Sport da, humorvoll mit der Bemerkung, „bei uns jetzt auch, aber in Baunatal klappt der Zusammenhalt auch ohne Geld!“ Baunatal bleibt vor allem eine (Breiten-) Sportstadt, aber mit solchen Höhepunkten bietet sie immer wieder hochklassiges. (rs)