Mitfahrt bei Landwirt Seitz in Gudensberg
CHATTENGAU. Einmal im Jahr sind sie für ein paar Wochen unterwegs, die „Ungetüme“ auf den Feldern. Wenn sie auf der Straße vor uns „hertuckern“, sich „ordentlich breitmachen“, dann nerven Sie uns. In einer modernen Landwirtschaft garantieren sie aber eine optimale und maximale Ernteausbeute.
„Der Chatte“- und nh24-Redakteur Rainer Sander ist im Sommer mitgefahren, als Marcus Seitz aus Gudensberg zwischen der Chattengau-Metropole und Niedenstein-Metze ein Getreidefeld abgemäht hat. Aus der Ferne sehen sie gemütlich aus und in der Abenddämmerung erzeugen Gegenlicht und Staubentwicklung eine fast romantische Szenerie. Steht man vor einer solchen Maschine, dann fängt sie sofort an zu beeindrucken. Außerdem dröhnt der Motor, direkt vor einem Mähdrescher ist jede Unterhaltung schwierig.
Staubfrei und leise im Innenraum
Wer meint, vor Staub und Lärm könne man in einem Mähdrescher weder vernünftig atmen noch kommunizieren, irrt. Die Kabine ist staubdicht und für heiße Tage gut klimatisiert. Lärm dringt kaum durch, man könnte hier tatsächlich Beethoven genießen. Schließlich ist die Kabine ein Arbeitsplatz. Der Claas 570 leistet 360 PS und wiegt Elf Tonnen.
Der Mähdrescher schwebt scheinbar geräuschlos durch ein Meer aus Getreide. Die Haspel dreht sich und neigt das Getreide, drückt es zum Schneiden in das Schneidwerk. Der Abstand kann je nach Getreidelänge variiert werden. Mit 5,5 Stundenkilometern Fahrgeschwindigkeit schafft Marcus Seitz etwa 4 Hektar und 35 Tonnen Weizen in der Stunde. 7,70 Meter ist das Schneidwerk breit und die ganze Maschine schwankt sanft während sie mit ihren 10 Metern Länge durch das Getreide gleitet.
Drei Kameras und jede Menge Hightech
In der Kabine ist jede Menge Hightech. Mit drei Kameras kann Marcus Seitz den Schnitt und auch das Entladen beobachten. Der Computer kann mehr als die Technik in jedem Auto. Viele Einstellungen erfolgen automatisch. Nach dem Anmähen, wenn die die Kurven rund um das Feld ohne Rangieren gefahren werden können, fährt der Mähdrescher Laser-gesteuert von allein an der Schnittkante entlang. Das gibt dem Fahrer die Freiheit, sich ganz auf die Einstellung des Schneidwerkes, die Geschwindigkeit und andere Justierungen zu konzentrieren. Außerdem sorgt die Automatik für den optimalen Schnitt. „Niemand“, sagt Seitz, „kann sich so lange konzentrieren, um immer gerade und optimal zu fahren. Die maximale Ausnutzung der Schnittbreite sorgt am Ende aber dafür, wie wirtschaftlich ein Getreidefeld gemäht werden kann.
Das achsiale und tangentiale Dreschsystem des Mähdreschers mit Rotorabscheidung sorgt für die optimale Leistung. Knapp 10.000 Liter Getreide fasst der Korntank, der Kamera-gesteuert in bereitgestellte Wagen entleert wird.
Gerät wird mit Kollegen geteilt
„So ein bisschen arbeiten wir immer gegen das Wetter“, sagt Markus Seitz, während nach Sonnenschein die ersten Wolken auftauchen. So ist kein Arbeitstag wie der andere und kein Getreidefeld ist Standard. Ob sich solch ein Gerät für einen einzelnen Hof lohnt, wollen wir wissen? Das hängt natürlich von der Getreidemenge ab. Familie Seitz teilt sich den Mähdrescher mit einem Kollegen, damit sich die Investition rechnet. (rs)