GDL Bebra: Punktuelle Verbesserungen auf dem Weg zur Verkehrswende
BEBRA. Seit dem 15. Oktober können Reisende, Pendler und Eisenbahninteressierte im Internet auf den ab Mitte Dezember gültigen Fahrplan der Deutschen Bahn zugreifen.
Patrick Rehn, Vorstandsmitglied der Ortsgruppe Bebra der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer: „Seitdem der Klimawandel einen höheren Stellenwert in der öffentlichen Diskussion erhalten hat, spielt auch das über Jahrzehnte von der Politik stiefmütterlich behandelte Verkehrssystem Eisenbahn wieder eine wichtige Rolle. Doch das, was man in den kommenden Jahren erleben wird kann man vermutlich mit dem Begriff Wachstumsschmerzen am besten umschreiben: Es fehlt an nahezu Allem.“
Durch eine falsche politische Kursvorgabe wurde in den letzten Jahrzehnte viel Infrastruktur in Form von Gleisen, Bahnhöfen, Lokomotiven und Waggons ebenso vernichtet wie Personal reduziert und einstmals gut genutzte Stationen sich selbst und dem fortschreitenden Vandalismus überlassen. Interessenverbände und Gewerkschaften haben stets davor gewarnt, nun „hat man den Salat“, wie es Rehn beschreibt.
Große Sprünge sind daher für die Region Waldhessen nicht zu erwarten, obwohl die hier agierenden Unternehmen einen „guten Job machen“. Rehn: „Der Nordhessische Verkehrsverbund und der Rhein-Main-Verkehrsverbund haben in den letzten Jahren viel in den Ausbau und die Ausweitung des Angebot investiert. Und auch zur Anpassung im Dezember wird es entsprechende Verbesserungen geben.“
So erhält die Region im morgendlichen Berufsverkehr eine neue schnelle Verbindung in das Rhein-Main-Gebiet: Die bisher von Eschwege nach Fulda fahrende cantus, welche dort um 7:27 Uhr eintraf wird durch einen Doppelstockzug der Deutschen Bahn ersetzt. Dieser startet um 6:43 Uhr in Bebra und hält bis Fulda an allen Stationen, bietet jedoch den besonders hier mitfahrenden Schülern und Pendlern erheblich mehr Platz. Ab Fulda fährt der Zug beschleunigt, mit Halt nur in Schlüchtern, Bad Soden-Salmünster, Hanau und Frankfurt Süd nach Frankfurt Hauptbahnhof, wo er um 8:40 Uhr ankommt. Rehn: „Dieser Zug ist besonders für Pendler interessant, welche bisher mit der cantus nach Bad Hersfeld oder Fulda fuhren um hier auf den ICE nach Frankfurt umzusteigen. Mit der neuen Direktverbindung sind sie nicht nur umsteigefrei, sondern sogar einige Minuten schneller in der Main-Metropole.“ Als Zubringer aus Eschwege fährt weiterhin ein Zug von cantus, welcher künftig in Bebra endet, wo die Reisenden auf den neuen Zug nach Frankfurt umsteigen können.
Bad Hersfeld wird zudem zusätzlich von zwei zusätzlichen RegionalExpress der Deutschen Bahn angefahren. Rehn: „Diese Züge stellen ebenfalls eine schnelle Verbindnung nach Frankfurt her, halten allerdings zwischen Bad Hersfeld und Fulda nur in Hünfeld und auch danach nur auf ausgewählten Stationen.“ Abfahrt der beiden Züge in der Festspielstadt ist um 14:56 Uhr (Montag bis Freitag) und 16:56 Uhr (täglich außer Samstag), die Ankunft entsprechender Gegenzüge erfolgt um 10:02 Uhr, 16:02 Uhr und 20:03 Uhr.
Neu sind zudem nächtliche Verbindungen bei cantus: Nachdem bereits im vergangenen Jahr eine Spätverbindung von Bebra nach Kassel um 23:42 Uhr hinzukam fährt künftig um 23:02 Uhr ein weiterer Zug aus der Biber-Stadt in Richtung Kassel ab. In der Gegenrichtung fährt künftig ein Zug um 3:55 Uhr ab Kassel und erreicht Bebra um 4:43 Uhr und fährt von dort weiter bis Bad Hersfeld.
Im Fernverkehr gibt es keine Änderungen in der Region, das Angebot im ICE- und InterCity-Verkehr bleibt ebenso erhalten wie der unter der Woche verkehrende EuroCity „Chiemgau“ von Graz, Schladming, Bischofshofen, Salzburg, München und Stuttgart über Fulda, Hünfeld und Bad Hersfeld nach Erfurt.
Die GDLer aus Bebra zeigen sich mit den Änderungen zufrieden, haben jedoch noch einige Wünsche für den Verkehr in der Region. Rehn: „Es wäre wünschenswert, wenn die schnellen Regionalzüge von Bad Hersfeld nach Frankfurt und zurück ab und bis Bebra fahren würden. Der Bahnhof des osthessischen Eisenbahnkreuz ist Dreh- und Angelpunkt im regionalen Nahverkehr und weist zudem wichtige Umsteigebeziehungen zu regionalen Buslinien auf. Zudem könnte während der Stillstandszeiten zwischen den Fahrten die Ver- und Entsorgung der Züge stattfinden.“
Die neuen Züge geben, so Rehn abschließend, einen Vorgeschmack auf den Zielfahrplan 2030 der Bundesregierung: „Darin enthalten sind die sogenannten Hessen-Express, welche die Zugzahlen in der Region nahezu verdoppeln. Es wäre wünschenswert, wenn die ab Dezember neuen Verbindungen entsprechend angenommen und genutzt werden.“ (pm)