VIDEO: Volkswagen-Auszubildende erleben und restaurieren Konzentrationslager
BAUNATAL | OSWIECIM. Wie schwer es ist mit der Geschichte umzugehen, erleben wir gerade vielfältig. Für eine Gruppe von Auszubildenden des Volkswagen Konzerns aus den Werken Wolfsburg, Ingolstadt, Baunatal und in Polen hat sich die Sicht auf einen Teil deutscher Vergangenheit gerade gravierend verändert.
Im Rahmen ihrer Ausbildung hatten sie die Gelegenheit, in einem Projekt beim Restaurieren und dem Erhalt von Gegenständen und Einrichtungen im Konzentrationslager Auschwitz mitzuarbeiten. Eine Erfahrung, wie Merve Erdogan schildert, die vieles verändert. „In Birkenau“, so die Auszubildende zur Industriekauffrau, „habe ich gespürt, auf Wegen zu gehen, auf denen Menschen gestorben sind.“
Auschwitz war wie eine Fabrik
Zäune und Baracken, aber auch Geschirr haben sie restauriert, um den Ort auch für die Zeit zu erhalten, in der es keine Augenzeugen mehr geben wird. Erschrocken hat sie, dass selbst in restaurierten Baracken schnell wieder eingeritzte Hakenkreuze zu finden sind. Das Konzentrationslager, so Merve, die in Deutschland geborene Tochter türkischer Migranten, hat wie eine Fabrik funktioniert. Die Ware Mensch kam, gute Ware eignete sich zur Zwangsarbeit, schlechter Ware blieb nur der Weg in den Tod. Und der hat hier massenweise stattgefunden.
Auch die beiden polnischen Auszubildenden Julia und Max glauben angesichts der Tatsache, dass viele Menschen in Auschwitz in ihrem Alter waren daran, dass es wichtig ist an die Geschichte zu denken und gemeinsam gegen den Hass zu kämpfen, der in Europa immer stärker wird.
Erinnerung am ersten Tag von Jom Kippur
Dass Holocaust-Leugner dort keine Chance haben, wo Menschen vor Ort gesehen haben, wie gut die Vernichtungs-Maschinerie funktioniert hat, wird aus den Schilderungen der Jugendlichen schnell deutlich. Wie sehr auch das Gespräch mit einem Überlebenden berührt hat, schildert Lukas Grede, der in Wolfsburg Werkzeugmechaniker lernt. Und Christoph Heubner, in Baunatal-Guntershausen aufgewachsener Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, erinnerte daran, dass die gefangenen Juden – selbst in Zeiten des Hungers – zu Jom Kippur gefastet haben, um ihren Glauben nicht zu verlieren. Dass die Veranstaltung gerade ersten Tag dieses höchsten jüdischen Festes stattfand, verlieh den Schilderungen besondere Tiefe. Wer in Birkenau gewesen ist, so war aus allen Schilderungen zu erfahren, nennt den Ort nicht mehr beim deutschen Namen Auschwitz, sondern Polnisch Oświęcim.
Lebendiger Baum gegen das Vergessen
Bürgermeisterin Silke Engler bekam von den Auszubildenden einen lebendigen Baum gegen das Vergessen geschenkt. Der, so versprach die Bürgermeisterin, wird – mit einer Tafel versehen – dazu beitragen, die Erinnerung am Leben zu erhalten. Dass gerade deutsche und polnische Jugendliche– auch sieben Jahrzehnte danach – auf diese Weise gemeinsam mit der Vergangenheit umgehen, hat für sie einen hohen Stellenwert. In Baunatal spreche man dank der drei Partnerkommunen viel mit Menschen aus anderen Nationen und „wenn wir uns kennenlernen, werden wir Freunde und Freunde schießen nicht aufeinander!“
Der Volkswagenkonzern ist sich, wie Jens Dembowski, Leiter der VW-Akademie, gestern in Baunatal erzählte, der Verantwortung bewusst, die Vergangenheit am Leben zu erhalten. Erst bei den eigenen Besuchen in Breitenau (Guxhagen) und Auschwitz ist ihm bewusst geworden, dass es massenweise Zwangsarbeiter gegeben hat und diese auch für VW gearbeitet haben. Dieses Wissen allein bleibt aber ohne Konsequenz, wenn kein persönlicher Bezug entsteht. Den hat er erfahren, als er auf der riesigen Wand, wo alle Namen, aller in Auschwitz umgekommener Menschen stehen, die zahlreichen Dembowskis gelesen hat.
VW steht zu seiner Verantwortung für die Vergangenheit und die Zukunft
Der Volkswagenkonzern unterstützt als einziges großes deutsches Unternehmen das Internationale Auschwitz Komitee so intensiv und ganz sicher werden noch viele Gruppen von Auszubildenden in Oświęcim mithelfen und dazu beitragen, dass der Ort und alles, was dort passiert ist, auch dann nicht vergessen wird, wenn niemand mehr aus eigener Erfahrung darüber berichten kann. (rs)
Film vom Y-Kollektiv
Das Team vom Y-Kollektiv hat dieses jüngste Projekt mit der Filmkamera begleitet. Das Video ist bei YouTube zu sehen und zeigt, welche Spuren der Aufenthalt im Konzentrationslager und Vernichtungslager hinterlassen hat. (rs)
4 Kommentare
Was hat unserer Generation mit dem Holocaust zu tun frag ich mich,jeden Tag bekommt man es aufs Brot geschmiert,da darf man sich nicht wiundern,dass sich manche Menschen nach RECHTS orientieren.Diese ständige Hetze von den Medien ist unerträglich.In Syrien werden jeden Tag Kriegsverbrechen begangen,da wird sogar das eigene Volk mit Giftgas besprüht,da regt sich keiner drüber auf.
Robert,
das ist ein Teil unserer deustchen Geschichte, Ihrer und meiner, um genau zu sein der schlimmste Teil, nicht etwa nur Vogelschiß wie manche meinen.
Wir müssen alles tun, damit sich das nicht wiederholt. Hierzu zählt auch die regelmässige Erinnerung.
Gerade der Terror der NSU, der Mord an unserem Regierungspräsidenten zeigt uns, dass es noch genug Erben der rechtsradikalen Bewegung der Nazis gibt. Diese halten mit ihren Taten das gennten Verbrechen auch aktuell.
Also Sie sehen es ist immer noch aktuell und gehört deshalb auch leider zu unserer aller Gegenwart.
Man sieht ja Hakenkreuz und Co. nicht nur im Fernsehen, sondern auch von deren Anhängern aufgesprüht in der Öffentlichkeit.
Gerade die RECHTEN sorgen damit dafür, dass es präsent bleibt. Der Reiz des Verbotenen ist halt noch bei vielen sehr gross.
Man muss abwarten ob der Anschlag heute in Halle auf die Synagoge auch diese Handschrift trägt.
Hoffentlich wird so etwas nie wieder passieren Rassismus müsste keinen platz in unserem Land haben BRD ist bunt für immer
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