Fünfter Sieg in Folge
KASSEL. Der Höhenflug der MT Melsungen in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga hält weiter an. Das musste der bisher ungeschlagene Tabellenführer TSV Hannover-Burgdorf beim 31:25 (17:15) der Nordhessen leidvoll erfahren.
Vor wieder restlos ausverkauften Haus in der Kasseler Rothenbach-Halle lieferten sich beide Mannschaften in der ersten Hälfte einen mitreißenden Schlagabtausch, in dessen Verlauf die Führung insgesamt siebenmal wechselte! Mit dem Start in den zweiten Durchgang übernahmen die Gastgeber das Kommando unwiderstehlich und bauten ihren Vorsprung kontinuierlich aus. Überragend präsentierte sich einmal mehr Nebojsa Simic im Tor, der drei Siebenmeter hielt. Erfolgreichster Torschütze beim Sieger war Kai Häfner, der gegen seinen ehemaligen Klub achtmal traf. Zweimal weniger versenkte Fabian Böhm das Leder im Netz.
Melsungen mit Kai Häfner und Felix Danner, letzterer sogar in der Startformation im Abwehrkollektiv auf dem Feld, Hannover ohne Morten Olsen. Das waren die vor der Partie heiß diskutierten fraglichen Personalien, die sich zumindest für die Hausherren positiv auflösten. Bei den Gästen schlüpfte Alfred Jönsson dafür in die Rolle des Spielmachers. Nach Evgeni Pevnovs erstem Treffer der Partie mischte auch Häfner mit – und wie. Von der Bank kommend ein kräftiger Antritt, der Blick für die Lücke und das Leder zum Ausgleich in der langen Ecke, noch bevor die erste Spielminute vollendet war.
An Tempo mangelte es nicht, an Fehlern hüben wie drüben auch nicht. Die Angriffsfrequenz war enorm, geregeltes Aufbauspiel fand nur selten statt. Durchschnaufen war allenfalls möglich, wenn es Unterbrechungen gab. Die jedoch waren selten, sodass der Spielstil am ehesten mit „Wildwest“ zu beschreiben war. Tore fielen abwechselnd. Bis zum 2:3 (3.) vom starken Fabian Böhm zur TSV-Führung, ab Domagoj Pavlovic‘ 4:3 (7.) dann zugunsten der MT.
Allerdings war auch das schnell wieder Makulatur. Es ging munter weiter hin und her. Erneut Böhm übernahm zum 5:6 (12.), Finn Lemke korrigierte auf 7:6 (13.), Timo Kastening schlug zum 7:8 zurück (15.). Dazwischen lagen klasse Paraden sowohl von Urban Lesjak, der auch einen Siebenmeter von Tobias Reichmann entschärfte, als auch von Nebojsa Simic. Woran abzuleiten ist, dass die Geschwindigkeit des Spielgeschehens weiterhin enorm hoch war. Immerhin blieb es erst einmal dabei, dass Hannover vorlegte, die Gastgeber jeweils nachzogen.
Jedenfalls bis ein Ball der Gäste im Aus landete, Julius Kühn reaktionsschnell den Einwurf auf Finn Lemke passte und der zum 13:12 einwarf (24.). Mal wieder, wen wunderte es, lediglich eine Momentaufnahme. Weil zwar eine feine Co-Produktion von Lasse Mikkelsen und Domagoj Pavlovic erfolgreich war, auf der Gegenseite aber der eingewechselte Vincent Büchner ebenso traf wie Nejc Cehte – 14:15 (27.). Dass die fünfte Parade von Simic zum fünften Tor von Häfner und zum 16:15 führte war noch „normal“. Der anschließende Ballverlust der Hannoveraner durch passives Spiel und die klasse Kombination von Mikkelsen, Häfner und Lemke zum 17:15 und der ersten Führung mit mehr als einem Tor überhaupt, passte hingegen zwar nicht ins Bild, brachte die Ränge der voll besetzten Halle aber pünktlich zur Halbzeitsirene zum Beben.
Mit dem Vorteil des Anwurfs packte Marino Maric gleich noch einen drauf, dann waren erst einmal die Torsteher dran. Je dreimal standen Lesjak und Simic im Blickpunkt. Nur Ilija Brozovic und Julius Kühn vermochten das Leder im Netz unterzubringen, was an der Drei-Tore-Führung der Rot-Weißen nichts änderte (35.). Auffällig war aber, dass die MT nach dem Seitenwechsel wesentlich besser über den Kreis kam. Der zweite Treffer von Maric bedeutete das 20:17 (36.), sein dritter das 22:18 (39.). Dazwischen war der Kroate maßgeblich daran beteiligt, dass Fabian Böhm die erste Strafzeit der Begegnung kassierte.
Ein großer Faktor im Spiel der Nordhessen war weiter Simic. Innerhalb von nur vier Minuten parierte er gleich zwei Strafwürfe gegen seinen künftigen Mannschaftskollegen Timo Kastening. Und war auch von Ivan Martinovic nicht zu bezwingen, der es beim Stand von 23:19 mit Gewalt versuchte (42.). Vorn setzte der ehemalige Burgdorfer mit seinem mittlerweile siebten Treffer für klare Verhältnisse: Kai Häfner nötigte mit seinem 24:19 TSV-Trainer Carlos Ortega zur Auszeit (44.).
Es wurde verbissener, es wurde intensiver. Die Abwehrreihen bestimmten das Geschehen, ein Torhüterwechsel der Gäste von Urban Lesjak auf Domenico Ebner, der gleich zweimal zur Stelle war, tat sein Übriges. Und dennoch fand Melsungen die besseren Lösungen im Angriff. Marino Maric war am Kreis kaum zu verteidigen, Kai Häfner und Domagoj Pavlovic trafen aus der zweiten Reihe, Lasse Mikkelsen zeigte von der Siebenmeterlinie keine Schwäche und sogar das Spiel über Linksaußen Yves Kunkel zeigte Erfolg. Resultierend in einem immer weiter anwachsenden Vorsprung (27:20, 52.).
Mit diesem Polster im Rücken war die verbleibende Zeit ein einziger Triumphlauf für die MT. In dessen Verlauf Nebojsa Simic seinen dritten Siebenmeter, diesmal gegen Mait Patrail, parierte und das Publikum zu Begeisterungsstürmen veranlasste. Ebenso wie Stefan Salger, der auch noch ran durfte und gleich zweimal zum 31:23 traf (55.). Da ließ es sich verschmerzen, dass im Überschwang der Gefühle zum Schluss nicht mehr viel klappte im Vorwärtsgang. Die Deckung dagegen hielt und ließ, bedingt durch eine Strafe gegen Finn Lemke, noch zwei Gegentore zu. Die allerdings am hochverdienten Erfolg über den nun nicht mehr ungeschlagenen Tabellenführer nichts mehr änderten.
Stimmen zum Spiel
Heiko Grimm: Wir sind, wie man sich vorstellen kann, natürlich sehr zufrieden. Es haben viele sehr interessiert auf dieses Spiel geschaut, das hat uns gut gefallen. So kurz nach dem Spiel habe ich noch keine richtige Erklärung für dieses Spiel. In der ersten Hälfte kamen wir nicht richtig rein, haben in der Abwehr nicht den richtigen Zugriff bekommen. In der zweiten Halbzeit wurde das besser, da kam die Unterstützung auch von Simic. Natürlich nicht nur von ihm. Aber auf unseren Angriff konnten wir zählen. Mit der offensiven 6:0-Deckung hatten wir gerechnet und kamen deshalb auch gut damit klar. Jetzt gilt unser Augenmerk aber schon der nächsten Aufgabe in Wetzlar.
Carlos Ortega: Glückwunsch nach Melsungen. Ich glaube, wir hatten heute sehr viele Probleme in unserer Abwehr, vor allem mit Kai Häfner und Marino Maric. Aber das Momentum, weswegen wir verloren haben, waren wohl die letzten Minuten vor der Halbzeit. In der zweiten Hälfte hatten wir zehn Minuten keine Ideen im Angriff, deshalb konnte die MT davonziehen. Melsungen war heute einfach besser als wir.
Axel Geerken: Ich denke, wir können heute zufrieden sein. Nicht nur mit dem Ergebnis, sondern vor allem mit der Art und Weise, wie es zustande gekommen ist. Wir haben uns in der zweiten Halbzeit deutlich steigern können. Bedanken möchten und müssen wir uns bei unseren Zuschauern für die Stimmung in der Halle.
Sven-Sören Christophersen: Unter dem Strich hat Melsungen absolut verdient gewonnen. Wir hatten den kurzfristigen Ausfall von Morten Olsen zu verkraften. Das konnten wir in der ersten Halbzeit noch ganz gut kompensieren. Was aber nicht passte, das war der Rückzug. In der zweiten Hälfte hat es dann im Angriff gestockt. Die Niederlage ist kein Beinbruch. Wir wussten, dass dieser Tag kommen wird. Wir werden daraus jetzt unsere Lehren ziehen und haben eine Woche Zeit, uns auf das nächste Spiel gegen Magdeburg vorzubereiten.
Die nächsten beiden Spiele:
- So, 13.10.19, 16:00 Uhr, HSG Wetzlar – MT Melsungen, Rittal Arena Wetzlar
- Do, 17.10.19, 19:00 Uhr, MT Melsungen – HC Erlangen, Rothenbach-Halle Kassel (pm)