Mehr Chancen und weniger Risiken einer 12-Millionen-Investition sehen
TREYSA. Kürzlich trafen sich auf Einladung der Stadt Schwalmstadt, unter Federführung von Bürgermeister Stefan Pinhard, Vertreter der am Projekt „Umverlagerung des tegut…-Marktes in die Schmelzaue“ beteiligten Firmen, Institutionen und die politischen Gremien.
Wie aus einer Presseerklärung der Werner Projektentwicklung GmbH aus Fulda hervorgeht, seien insbesondere drei Kritikpunkte, die in der Öffentlichkeit eine breite Diskussion hervorgerufen hatten, Bestandteil des dreistündigen Gespräches gewesen – mit der Zielsetzung, Sachlichkeit in die öffentlich geführte Diskussion zu bringen und strittige Fragen zu klären. Die Moderation dieser Zusammenkunft habe der Leiter des Bauamtes, Alexander Inden, übernommen, der die wesentlichen Kritikpunkte zusammenfasste: Dies seien die verkehrstechnische Erschließung in Verbindung mit der bereits vorhandenen Verkehrssituation auf dem Walkmühlenweg sowie die mögliche Verdrängung des Einzelhandels durch Schaffung zusätzlicher Verkaufsflächen und die befürchtete Schwächung des Nebenzentrums Ziegenhain.
Einen kurzen Rückblick zum Projekt, das bereits 2013 mit dem damaligen Bürgermeister Dr. Näser angestoßen worden war, gab Klaus Diegelmann von der WERNER-Gruppe. Damals habe das Unternehmen mit Sitz in Fulda klare Signale einer Zustimmung zur Verlagerung des tegut…-Marktes in die Schmelzaue erhalten. Die Schmelzaue wurde daraufhin auch als Erweiterungsfläche für Handel in das Einzelhandelskonzept der Stadt aufgenommen. Seit April 2017, so führte Diegelmann aus, existiere auch ein positiver Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zu beiden Projekten – vorbehaltlich der gutachterlichen Zustimmung und der Zustimmung des RP in Kassel. Zeitgleich seien der Kauf des ehemaligen tegut…-Standortes und im Januar 2019 die Zustimmung des Regierungspräsidiums erfolgt. Sein Fazit: „Wir haben die uns gestellten Hausaufgaben gemacht, es liegt eine Lösung für beide Flächen vor, ebenso der Nachweis der Verträglichkeit beider Projekte und die Zustimmung zur Regionalplanung.“ Nach Überzeugung von Diegelmann seien die vorgelegten Konzepte eine große Chance, den Schandfleck in der Schmelzaue zu beseitigen und einer neuen Nutzung zuzuführen. Gleichzeitig ermögliche man tegut und Joneleit sich neu und zukunftsfähig zu präsentieren. Man beabsichtige hierfür rund 12 Mio. Euro in Schwalmstadt zu investieren.
Städteplaner Michael Linker präsentierte die Bebauungspläne und verdeutlichte, dass es an der planungsrechtlichen Voraussetzung für beide Projekte gar keine Zweifel gebe. „Andere Mittelzentren würden sich solche pragmatischen Lösungsansätze wünschen.“ Darüber hinaus schaffe die Stadt durch die Neuaufstellung beider Bebauungspläne Rechtssicherheit an beiden Standorten.
Eine neue Erschließungsvariante für die Schmelzaue stellte Heiko Völke vom Verkehrsplanungsbüro Oppermann aus Kassel vor. Im Vorfeld zur Gesprächsrunde war diese Variante bereits mit der Straßenbauverwaltung abgestimmt worden. Danach sei eine dreispurige Zu- und Ausfahrtsstraße auf die Schmelzaue vorgesehen, die es zukünftigen Kunden ermögliche, den Parkplatz direkt nach links Richtung Friedrich-Ebert-Straße zu verlassen. „Vom Tisch“ sei damit die bisherige Erschließungsvariante „rechts rein, rechts raus“, an welcher viel Kritik geübt worden war.
Zustimmung kam auch von Andre Strube: Der Vertreter von tegut… betonte, dass sich die vorliegende Lösung bereits an anderen Standorten gut bewährt habe.
Zu der vom Einzelhandelsverband Nordhessen öffentlich geäußerten Kritik einer unzumutbaren Ausweitung der Verkaufsflächen nahm Sandra Emmerling vom Gutachterbüros Lademann & Partner aus Hamburg, Stellung. Die Gutachterin fand deutliche Worte und stellte klar, dass die Verträglichkeit beider Investitionsvorhaben nachgewiesen ist und durch den Gutachter der Stadt bestätigt worden sei. „An der Richtigkeit der Ergebnisse besteht daher kein Zweifel.“ Zur Ausweitung der Verkaufsflächen stellte Emmerling klar: „Wir reden von 450 Quadratmetern Zuwachs, nicht wie zu lesen war von 1000 Quadratmetern oder mehr.“
Emotional meldete sich anschließend Sascha Bischof zu Wort. Der Inhaber von Joneleit wandte sich in einem Appell an den Vorstand des GUT: „Ein Gewerbeverein, der sich gegen Investitionen in Höhe von 12 Mio. Euro stellt, erfüllt seine Aufgaben nicht.“ Wenn er mit einzelnen Mitgliedern des Gewerbevereins spreche, erfahre er eine andere, positive Haltung. „Diskutieren Sie mehr über die Chancen und weniger über die Risiken und bedenken Sie, dass es auch um Arbeitsplätze geht.“ Dass er damit die Stimmungslage vieler Anwesender traf, zeigte sich an der Tatsache, dass sein Beitrag in der sonst sehr sachlichen Diskussion mit Beifall kommentiert wurde.
Auch die Frage nach dem Verbleib des tegut…-Standortes in Ziegenhain konnte Andre Strube positiv beantworten: „Ziegenhain wird keinesfalls geschlossen.“ Man erwarte sogar steigende Umsätze durch den Händler Action, welcher sich in direkter Nachbarschaft ansiedele.
Wie es abschließend in der Pressemitteilung heißt, sei in einem Resümee von allen Seiten betont worden, dass alle Fragen ausführlich und zufriedenstellend beantwortet werden konnten, auch die vorgelegte Alternative zur Verkehrs-Erschließung sei positiv bewertet worden. Das Schlusswort sei dem Bürgermeister zugekommen, der den Stadtverordneten ein „gutes Händchen“ für die anstehende Entscheidung wünschte. (pm)
9 Kommentare
Wir kennen die extremen Verzögerungen, wenn es um wirklich wichtiges geht in Schwalmstadt mittlerweile nur zu gut. Jedenfalls liegt es ganz sicher nicht an Bürgermeister Stefan Pinhard. Ich denke, da sollten sich schon ein paar andere Leute angesprochen fühlen !
Die Neugestaltung der Schmelzaue kann die Zentralfunktion der Bahnhofstrasse mit der Schwalm-Galerie und dem Neubau des ehemaligen Thieme Geländes mittelfristig eigentlich nur überproportional aufwerten. Damit der gesamten Stadt Potential für eine wirtschaftliche Stärkung geben ! Was den Verkehr betrifft, wird man so oder so die Gesamtsituation neu überdenken müssen. Ich denke, das der Anschluß der A49 zum Chaos führen wird und eine grosse neue Umgehung unabdinglich sein wird ! Noch ein kleiner Beitrag zum kleinen Verkehrsproblem an der Schmelzaue. Hier würde eine hübsche kleine Fußgängerbrücke ganz sicher auch schon zu einer Entlastung führen ! Und werbetechnisch sollte sich das „SUPER ANGEBOT“ an Lebensmitteln an unserem Standort eigentlich auch positiv vermarkten lassen ?
Ampeln sind vollkommen sinnfrei!
Kreisel und Zebrastreifen sind die Zukunft!
überall im lande klappt das mit den einkaufszentren nur in schwalmstadt klappt nix.
beispiel neustadt,aldie ,lidl und rewe in unmittelbarer nachbarschaft und alle leben noch.
stadtallendorf das gleiche und die haben auch noch eine tolle verkehrsführung mit vielen schönen kreiseln und alles ohne ampeln.
die verkehrsführung in schwalmstadt besonders treysa ist absolut für den popo.ampel vor kreisel die dann bei rückstau alles blockiert usw.die das geplant und genemigt haben sollte man mit ihrem privatvermögen haftbar machen.
Von welchem Einzelhandel ist wohl die Rede, ich kann nicht nachvollziehen wem denn TeGut und Joneleit die Kunden wegnehmen.
Norbert P.
der Umzug von tegut würde sicherlich zu Lasten des REWE in der Schwalm-Galerie gehen.
Am alten Standort des REWE im Walkmühlencenter parkte man sein Auto und war mit wenigen Schritten im REWE.
Heute muss man vom Parkplatz entweder durch die ganz Schwalm-Galerie laufen oder von oben per Rollband „anreisen“.
Das Problem ist die Zentralisierung des Lebensmitteleinzelhandel (ausser Kaufland) an einem Verkehrsknotenpunkt.
Ferner werden die tegut-Kunden die rund um den jetztigen Standort wohnen gezwungen sein bisher zu Fuß erledigte Einkäufe per Auto zu tätigen. Auch wenn vielleicht an den derzeitigen Standort des tegut ein Discounter hinkäme.
Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen Wettbewerb, aber nicht zu Lasten punktuellem mehr Verkehrsaufkommen.
In Neustadt sind REWE ALDI und Co. ausserhalb der Innenstadt..
Herr Krause,
es ist aus meiner Sicht aber von Vorteil, wenn die Lebensmittelmärkte in der Stadt zentral liegen. So bekommen die ansässigen Einzelhändler durchaus evtl. nochmal Laufkundschaft. In Neustadt ist das eher nicht so, und dort sieht die Innenstadt noch trostloser aus, wie leider aktuell in Treysa.
Noch dazu darf man nicht vergessen, dass gerade der Umzug von der Firma Joneleit durchaus Potential hätte, die Innenstadt bzw. den Einzelhandel in Treysa aufzuwerten. Möglicherweise erweitert die Firma ja auch ihr bisheriges Elektroniksortiment – ein fähiger Elektromarkt fehlt hier definitiv und könnte durchaus ein Anreiz sein, nach Treysa anstatt nach Kassel oder Marburg zu fahren. Bekleidungstechnisch sind wir mit Vockeroth, Heinmöller und mit Abstrichen Sport&Mode Gundlach aus meiner Sicht sehr gut aufgestellt.
Ihre Aussage mit den wenigen Schritten im Rewe kann ich so auch nur bedingt nachvollziehen. Je nachdem wo man parken musste, stellenweise in der letzten Ecke bei der HNA war der Weg ins Rewe auch nicht unbedingt kurz, bzw. sehe ich dort keine große Verschlechterung zur Situation in der Schwalmgalerie. Sicherlich wird es in Teilen zu Kannibalisierungseffekten kommen, aber man darf nicht vergessen, das Tegut relativ hochpreisig ist. Von daher glaube ich nicht, das die Menschen in Scharen vom Rewe ins Tegut wechseln.
Und ich sehe ehrlich gesagt relativ wenige Leute, die zu Fuß ins Tegut laufen. Ich glaube, dieser negative Effekt wird sich durchaus in Grenzen halten. Und Sie sagen es ja, es soll ja ein Discounter nachfolgen. Der Lebensmitteleinzelhandel im Bereich des Harthberges ist dann auch weiterhin gesichert.
Das Problem wird allerdings die Verkehrssituation sein. Dies wird durchaus ein Knackpunkt sein und ich bin gespannt auf die tatsächliche Umsetzung, wenn die Stadtverordneten dem Projekt (hoffentlich) zustimmen.
Wen die Verkehrsplaner Schwalmstadt auf den Plan gerufen werden, dann kann man schon geneigt sein Schnappatmung zu bekommen. Zu frisch ist die Erinnerung an die Baudauer des „Hazienda-Kreisel“ und wie „praktisch“ der „ALDI-Kreisel“ ist. Die legendären Rückstaus wenn ein LKW vor der Ampel wartet bis hoch zum Bahnhof und/oder im dann blockierten Kreisel sind ja legendär.
Schon heute hat man zeitweise enorme Schwierigkeiten vom Walkmühlencenter links abzubiegen.
Dann erfüllt der Walkmühlenweg/die Friedrich-Ebert-Str. zukünftig noch die Zubringerfunktion zur A49.
Richtig wäre es heute schon die Ampeln am Wasserwerk, Sachsenhäuser Str. und aus der Bahnhofstr. auf Fußgängerbedarfsampeln zu reduzieren. Der Verkehr von der Sachsenhäuserstr. sollte dann nur per Vorfahrt achten Schild rechts abbiegen und über den Kreisel dann Richtung Freidrich-Ebert-Str. führen. Aus der Bahnhofstr. ebenfalls Vorfahrt achten Schild, bleibt bei Rechtsabbieger. Die B454 ist Vorahrtsstr. und es bleibt auch da bei Fußgängerbedarsampeln/Alternativ zur Verkürzung der Standzeiten Zebrastreifen.
So würde man heute schon mit geringsten Investitionen den Verkehr flüssig halten.
Ob man jetzt in der Schmelzaue einen weiteren verkehrsfrequentierten Einzelhandel aufbaut? Es wird dadurch nicht einfacher.
Da man aber seit Jahren das Gewerbegebiet A49 verpennt hat ist die Abwägung unter Berücksichtigung aller Interessen nicht so einfach. Als Konsument und Autofahrer würde ich vom Ausbau der Schmeldzau absehen und wie erwähnt den Verkehr für die Zukunft verflüssigen. Nur weil ein Investor schon mind eine Millionen für Kauf usw. dort reingesteckt hat, da sollte man nix übers Knie brechen und statt blockierendem Einzelhandel sich wirklich was sinnvolles einfallen lassen, ja ich habe dazu derzeit auch keine bessere Idee.
Ein nur für Autofahrer erreichbares Gewerbegebiet weit außerhalb der Stadt an der A49 anzusiedeln, wäre mit großem Abstand das Dümmste, was man hier in Schwalmstadt machen könnte.
Herr Dörrbecker, das Gewerbegebiet soll GewerbegebietA49 heissen, Rastplatz und sonstiges für Nutzer der A49
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