Ausstellung im Marburger Landratsamt noch bis 18. Oktober
CAPPEL. Im Beisein der ukrainischen Generalkonsulin Alla Polyeva hat Landrätin Kirsten Fründt die Fotoausstellung „Hessische Trachten. Reise in die Zukunft“ im Foyer des Marburger Landratsamtes eröffnet.
Knapp 100 Besucherinnen und Besucher kamen zur Eröffnung der Ausstellung von Anna Scheidemann, Elena Ryazantseva und Natalia Gridina ins Landratsamt. Landrätin Kirsten Fründt machte darauf aufmerksam, dass man sich diese eindrucksvollen Fotografien intensiv anschauen solle. Denn: Wer glaube, nur gute Trachtenfotos zu sehen, täusche sich. „Viele Bilder erschließen sich erst auf den zweiten Blick und erzeugen eine interessante Spannung. Neben den klassisch inszenierten Trachtenfotos erfordert die Ausstellung eine andere Sichtweise auf unsere Tracht und deren mögliche Weiterentwicklung“, sagte die Landrätin.
Sie begrüßte im Landratsamt nicht nur die Ausstellerinnen, die mitwirkenden Models, die Vertreterinnen und Vertreter der heimischen Politik und der Trachtengruppe aus Roßdorf sowie die Besucherinnen und Besucher, sondern als Ehrengast auch die Generalkonsulin des ukrainischen Konsulats in Frankfurt, Alla Polyeva.
Laudator Thomas Gebauer, der in die Ausstellung einführte, zeigte sich tief beeindruckt. Es sei sehr interessant, dass diese Ausstellung aufgrund der Initiative von Anna Scheidemann in Zusammenarbeit mit dem deutsch-ukrainischen Verein OBOZ auch eine internationale Komponente erhalte. Die Wertschätzung heimischer Tracht, ursprünglich aus ukrainischer Sicht, und die dann erfolgte Weiterentwicklung mit Trachtenelementen in Verbindung mit modischer Kleidung sowie die Berücksichtigung von Models mit Tätowierungen und Piercings sei hier in außerordentlich guter Qualität umgesetzt worden.
Svitlana Dyachenko vom Deutsch-Ukrainischen Verein OBOZ Plus e.V. erläuterte, dass die Einnahmen aus den verkauften Bildern, nach Abzug der Selbstkosten, ihrem Verein gespendet werden. Damit werde das Kinderprojekt „ZWEI WOCHEN OHNE KRIEG“ unterstützt, das im Sommer 2020 bereits zum vierten Mal stattfindet. Etwa 30 Kinder, die durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine beispielsweise Waisen oder Halbweisen wurden oder deren Eltern durch den Krieg verwundet und Behinderungen davontrugen oder stark traumatisiert sind, dürfen 2020 für zwei Wochen nach Marburg reisen, um hier eine unbelastete Zeit der Erholung zu genießen.
Zu sehen sind Fotografien von Menschen aus dem Landkreis, die sich für Trachten interessieren und die für das Projekt der Künstlerinnen gewonnen werden konnten. Darauf verwies die Fotografin Anna Scheidemann, die seit fünf Jahren in Marburg lebt und den Großteil der Fotografien im eigenen Fotostudio produzierte. Darüber hinaus arbeitet sie auch bei internationalen Projekten mit. So wurden Fotoarbeiten von ihr auch im Verlag „Vogue“ publiziert.
Die Ausstellung im Landratsamt ist bis zum 18. Oktober 2019 während der üblichen Öffnungszeiten (montags bis donnerstags: 7 Uhr bis 16 Uhr und freitags von 7 Uhr bis 14 Uhr zu sehen.
Hintergrundinfos zu den Künstlerinnen: Die Personen hinter dem Projekt
Die Fotografin Anna Scheidemann kommt aus der Ukraine Dort ist das Tragen von Tracht weit verbreitet, da dadurch eine nationale Identifikation erfolgt und dies von der Bevölkerung sehr unterstützt wird. „Ich möchte der Welt mit meinem Blick durch das Objektiv die Schönheit und Originalität traditioneller Trachten aus Hessen und speziell unserem Landkreis zeigen, damit die nächsten Generationen ihr Erbe bewundern können“ – so Anna Scheidemann.
Elena Ryazantseva kommt ebenfalls aus der Ukraine und ist Grafikerin und Malerin. Sie hat die Arbeiten für diese Ausstellung unterstützt und koordiniert. Sie nimmt an dieser Ausstellung mit eigenen Aquarellen teil. „Die Farben und Vielfalt der Trachten sind für mich eine neuentdeckte Quelle der Kreativität und Liebe für meine hessische Heimat und unser Land.“
Die Stilistin Natalia Gridina, gebürtig aus Russland, ermöglicht einen Blick in die Zukunft von Trachten – die Vision für die neue Generation traditionelle Kleidung in den Alltag zu integrieren. „Mit dem Projekt möchte ich dem Land, in dem ich seit 8 Jahren lebe, meine Wertschätzung und heimatliche Verbundenheit zum Ausdruck bringen”. (pm)