Gedenktag zum 80. Jahrestag des Überfalls auf Polen
GUDENSBERG | JELCZ-LASKOWICE | SCHTSCHYREZ. „Wir wollen alle gemeinsam in Frieden leben und den Frieden in Europa für unsere Kinder und deren Kinder bewahren und beschützen. Nur im Frieden können wir zusammenleben und zusammenarbeiten, uns besser kennenlernen und die Zukunft mit ihren schwierigen Aufgaben gestalten.“
Das sagte der Bürgermeister der Gudensberger Partnerstadt Jelcz-Laskowice, Bogdan Szczęśniak bei der Unterzeichnung einer Friedenerklärung der drei Partnerstädte.
1. September Jahrestag des Überfalls auf Polen
Am 1. September jährte sich zum 80. Male der deutsche Überfall auf Polen 1939, den Beginn des II. Weltkriegs markiert. Dieser Krieg mit Millionen Ermordeten, Gefallen, Entrechteten und Vertriebenen, mit Millionen Menschen, die körperlich und psychisch litten, ist der entscheidende Einschnitt des 20. Jahrhunderts in die Menschheitsgeschichte. Die Folgen dauern bis heute an.
Die Täter waren fanatische Nationalsozialisten und Rassisten, aber auch „ganz normale Männer“, wie sie der Historiker Christopher Browning nannte. Diese Männer und Frauen waren verblendet vom Ungeist der Zeit und Karrieristen, und sie versteckten sich hinter einer imaginären Pflicht ihrem Vaterland, ihrem Führer und ihrem Volk gegenüber.
Einladung war sehr engagiertes Zeichen
Besonders betroffen war das polnische Volk. Deshalb war es ein sehr engagiertes Zeichen des Bürgermeisters von Jelcz-Laskowice, Bogdan Szczęśniak, seine Amtskollegen zu den Gedenkfeierlichkeiten am 01. September einzuladen. Er legte mit Bürgermeister Frank Börner aus Gudensberg und Oleh Vasylyshyn aus Schtschyrez einen Kranz am Ehrenmal nieder und besuchte mit ihnen einen Gedenkgottesdienst. Außerdem hatte Bürgermeister Szczęśniak eine Friedendeklaration der drei Partnerstädte aus Polen, der Ukraine und Deutschland verfasst.
Die Unterzeichnung der Deklaration durch die drei Bürgermeister fand in Anwesenheit von Vertretern der Stadtparlamente und der Presse statt. Allen drei Bürgermeistern war ihre tiefe innere Betroffenheit anzumerken. In einem Interview erklärte Bürgermeister Oleh Vasylyshyn aus Schtschyrez in der Ukraine: „In der Ostukraine herrscht Krieg und täglich sterben dort Menschen. Die Krim ist von Russland besetzt worden und unsere Wirtschaft und Politik stehen vor großen Herausforderungen. Wir können sie nur meistern, wenn wieder Frieden einkehrt und wenn wir die Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, mit Polen und Deutschland vertiefen können.“
Börner: Besuch keine Selbstverständlichkeit
Die Unterzeichnung fand im Rathaus von Jelcz-Laskowice statt, einer polnischen Stadt in der ehemals preußischen Provinz Schlesien. Diese Tatsache zeigt eine der Folgen des II. Weltkriegs, die riesigen territorialen Verschiebungen in Ost- und Mitteleuropa. Daran erinnerte Bürgermeister Frank Börner, der sich aber besonders für die Initiative und die Einladung seines polnischen Amtskollegen bedankte. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ein deutscher Bürgermeister zu den Gedenkveranstaltungen zum verbrecherischen Überfall Nazideutschlands auf Polen eingeladen wird. Ich empfinde es als eine große Ehre, dass Bürgermeister Szczęśniak und der Stadtrat der Stadt Jelcz-Laskowice ihre Hand austrecken und uns reichen. Wir wollen aller Opfer des II. Weltkriegs und der Nazidiktatur gedenken und uns versprechen, alles dafür zu tun, dass der Frieden erhalten bleibt und in Kriegsgebieten wieder einkehrt. Ich fühle nicht nur den aufrichtigen Wunsch dazu, sondern als Deutscher auch eine tiefe innere Verpflichtung.“
Besuch der Schweidnitzer Friedenskirche und des Gut Kreisau
Am Nachmittag besuchten die Bürgermeister und Delegationen die Schweidnitzer Friedenskirche und das Gut Kreisau. Hier hatten sich 1942/43 die Mitglieder der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ getroffen und Pläne für ein Deutschland nach dem Untergang der nationalsozialistischen Herrschaft beraten. In Kreisau trafen sich 1989 der erste nichtkommunistische Ministerpräsident Polens, Tadeusz Mazowiecki, und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl zu einer Versöhnungsmesse. Das Gut Kreisau beherbergt heute nach der Renovierung eine Stiftung und eine Internationale Jugendbegegnungsstätte. In Kreisau trafen die Delegationen der Partnerstädte den deutschen Generalkonsul in Breslau, Hans Jörg Neumann, der sie auf ihrer Besichtigung begleitete. Er drückte seine Hochachtung über die Friedensdeklaration der Bürgermeister aus.
Die „Friedenserklärung
Im Bewusstsein der schwierigen Geschichte unserer Völker, der bewaffneten Konflikte, des angetanen Leides und vergossenen Blutes erklären wir am 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen unseren Willen zur Versöhnung, friedlichen Zusammenarbeit und zur Entwicklung der Freundschaft zwischen unseren Städten.
Wir wollen durch die Kontakte unserer Bewohner und gemeinsamen Initiativen vieler Menschen zur Aufrechterhaltung einer friedlichen Ordnung in Europa beitragen. Das Gedenken der Opfer des Zweiten Weltkrieges sei für unsere Völker eine Mahnung, nie wieder gegeneinander zu kämpfen!
Jelcz-Laskowice, 01.09.2019“
(Eberhardt Kettlitz | rs)
3 Kommentare
schade,dass mein komentag gelöscht wurde. 🙁
auch andere staaten haben machtig dreck am stecken.
es muss auch einmal schluss sein.
erinnern kann man sicherlich,aber immer wieder der ruf nach reperationen muss nicht sein.
andere staaten haben auch genug dreck am stecken und gerade diese staten will heute keiner belangen immer nur die dummen deutschen sollen für alles und jeden zahlen.
was ist mit gross britanien,usa,frankreich ect. ??? die haben auch alle genügend leichen im keller liegen.
Hallo Herr Muenchinger,
ich bin auch gegen weitere Reparationszahlungen. Wir müssen aber auch sehen, dass wir als Deutschland im letzten Jahrhundert in W I und W II sehr grosse Schuld auf uns geladen haben. Dass bedeutet nicht, dass wir in grosser Demut durch die Gegend gehen, sondern mit entsprechender Sensibilität mit den Themen umgehen.
Das eine Partei die in Landtagen und im Bundestag sitzt, immer wieder eine individuelle Erinnerungskultur an die Nazizeit an den Tag legt wird unser Bild im Ausland nicht verbessern:
https://www.nwzonline.de/politik/niedersachsen/hannover-werbegeschenk-der-afd-landtagsfraktion-afd-dragees-mit-nazi-geschmack_a_50,5,3311844253.html
Für die Leichen im Keller der von Ihnen genannten Länder interessieren sich leider zuwenige, das stimmt.
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