HOMBERG/EFZE. In einer feierlichen Veranstaltung hat die Steinmetz- und Bildhauer-Innung Hessen-Nord in Homberg (Schwalm-Eder-Kreis) die neuen Gesellen freigesprochen. Eröffnet wurde die Zeremonie von den Steinmetzmeistern, die das Steinmetzlied sangen, ehe Ehrenobermeister Holger Rode (Kaufungen) als Zeremonienmeister nach „alter Väter Sitte“ durch die Freisprechung führte.
Im Laufe des Festaktes wurden die Gesellen nun auch symbolisch von ihren Ketten der Lehrlingszeit befreit und absolvierten die letzte Prüfung „das Leeren des Kruges in einem Zug“ mit Bravour. Schließlich wurden sie mit einem Richtscheit zum Gesellen „geschlagen“. Obermeister Jochen Bollerhey (Schauenburg-Breitenbach) und Gesellenprüfungsausschussvorsitzender Friedrich Gerloff (Kassel) würdigten die persönliche Leistung der neuen Gesellen und überreichten die Gesellenbriefe.
Die besten Gesellenprüfungen legten Samuel Bartl aus Lohra ab, ausgebildet vom Steinmetz- und Steinbildhauermeister Jan Trautmann aus Marburg und Jan Lukas Kieling, Homberg, ausgebildet im Petrax-Stein & Kunst, Naturstein GmbH, Homberg.
Obermeister Bollerhey dankte den Ausbildungsbetrieben für ihr Engagement, der Berufsschule sowie den Eltern für die gute Wegbegleitung der Lehrlinge während der Ausbildung. Ferner dankte er dem Betrieb Petrax-Stein & Kunst, Naturstein GmbH in Homberg für die Unterstützung der Gesellenfreisprechungsfeier.
Anschließend setzte sich ein besonderer Trauerzug in Gang. In einem feierlichen Zeremoniell wurde der „Bernhard“ zu Grabe getragen. Der Begriff Bernhard löst bei den Steinmetzen eine gewisse Schadenfreude sowie die Vorfreude auf einen feuchtfröhlichen Umtrunk aus. Grundlage dafür ist die Herstellung einer steinernen Figur um 1190 n. Chr. Die Figur sollte den Heiligen Bernhard von Clairvaux (1090-1153) darstellen, doch die Arbeit der Steinmetze misslang gründlich und das unbrauchbare Werkstück wurde feierlich beerdigt. Dieses Beerdigungsritual von verpfuschten Werkstücken wurde ab der frühen Gotik besonders zelebriert. Auf eine Bahre gelegt wurde das „Trauerspiel um den Bernhard“ nun in Homberg vollzogen. Die Trauermusik wird durch Aneinanderschlagen von Spitzeisen und Winkeln erzeugt. Die Trauerrede hielt in diesem Jahr Steinmetz- und Bildhauermeister Benjamin Ritter aus Neukirchen/Knüll.
Die neuen Gesellen Steinmetz- und Steinbildhauer: (in Klammern der Ausbildungsbetrieb)
Samuel Bartl, Lohra (Jan Trautmann, Steinmetz und Steinbildhauer, Marburg); Jeremy Bornscheuer, Gemünden (Mühlbach Naturstein, Hohenhameln); Nico Deschler, Korbach (Gerhard Wilhelm Emde, Steinmetz- und Steinbildhauermeister, Korbach); Felix Hoffmann, Wolfhagen und Max Mohrmann, Ahnatal (Friedrich Gerloff, Naturstein GmbH, Kassel); Jan Lukas Kieling, Homberg (Petrax-Stein & Kunst, Naturstein GmbH, Homberg); Lucas Scholl, Burgwald (Karl-Heinz Tripp, Steinmetzmeister, Frankenberg-Haubern)
Das Bild: Obermeister Jochen Bollerhey (Schauenburg-Breitenbach) und Gesellenprüfungsausschussvorsitzender Friedrich Gerloff (Kassel) sprachen die neuen Gesellen im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk frei. Ehrenobermeister Holger Rode war der Zeremonienmeister.