„Verein zur Förderung“ geht in die Öffentlichkeit
SCHWALMSTADT-ZIEGENHAIN. Der Verein zur Förderung der Konfirmationsstadt Schwalmstadt hatte geladen und eine ganze Menge Menschen folgten Dekan Christian Wachter und dem Vorstand gestern Abend in den Rosengarten. Ziel: Den Verein bekannt machen und Mitglieder werben.
Dekan Christian Wachter nahm die Besucher mit auf eine Reise durch die zahlreichen aktuellen, symbolträchtigen Orte und Ereignisse rund um das Thema Luther und Reformation, aus dem schließlich auch die Konfirmation entstanden ist. Ausgehend von Wittenberg, einer von mehreren Lutherstädten – zur Reformationszeit nicht größer als Ziegenhain -, schilderte der oberste Hirte des Kirchenkreises Ziegenhain Konfirmationsfeste und auch die Anpflanzung der Lutherkiefer in Ziegenhain durch Fritz Malkemus 1982 nach einem DDR-Kirchentag.
Schwalmstadt oder Ziegenhain?
Dadurch wurde deutlich, welche Möglichkeiten und Chancen sich für eine Konfirmationsstadt Schwalmstadt ergeben. Sie fördern und öffentlich bekannter machen, möchte der Verein. Nicht unerwähnt blieb die Frage, ob denn nun Schwalmstadt oder Ziegenhain Konfirmationsstadt sei. Offiziell ist Schwalmstadt Konfirmationsstadt, weil es Ziegenhain als Stadt schließlich seit inzwischen fast 50 Jahren nicht mehr gibt. Allein den Hessischen Regeln Ortsschilder zu beschriften folgend, erhält Ziegenhain scheinbar wieder Stadtrechte, so Wachter. In Hessen wird der Stadtteil großgeschrieben, die Kerngemeinde klein darunter. Namenszusätze – wie Konfirmationsstadt stehen oben. So heißt es also eher zufällig Konfirmationsstadt Ziegenhain, Stadt Schwalmstadt.
Dabei könnte man es lassen. Das ist in Schwalmstadt aber schwierig. Ja, Schwalmstadt gab es noch nicht zu Zeit der Reformation. Dirk Spengler (CDU), im Ziegenhainer Ortsbeirat und Stadtverordneter, stellte fest, dass es auch Totenkirche Treysa und nicht Schwalmstadt heißt. So wird der Vorstand der ersten Mitgliederversammlung nach der Gründung die Streichung des Ortsnamens Schwalmstadt aus dem Vereinsnamen vorschlagen. Im Gegensatz zu mehreren Lutherstädten, gibt es nur eine Konfirmationsstadt und damit ist schließlich klar, welche gemeint ist.
Spengler: Ortsbeirat nicht einbezogen!
Das Alleinstellungsmerkmal ist natürlich genau das Interessante an diesem Namenszusatz. Spengler nutze die Bühne zu einem politischen Angriff. Der Ortsbeirat sei nicht involviert, der Verein erst heimlich und dezent gegründet worden und jetzt werde die Öffentlichkeit einbezogen, die doch so wichtig sei. Das klang ganz nach Stadtverordnetenversammlung.
Dekan Wachter schien weit entfernt von einer Rechtfertigung, als er in aller Ruhe erklärte, dass es vielleicht ein Fehler gewesen sei, so vorzugehen, aber die Beteiligten würden nicht oft Vereine gründen, er selbst zum ersten Mal und in Deutschland sei es nun einmal so, dass sieben Personen einen Verein gründen können. Stadtmanager Achim Nehrenberg erläuterte, dass er Ortsvorsteher Karsten Schenk durchaus informiert habe. Bürgermeister Stefan Pinhard sorgte dafür, dass die Politik keine offizielle Rolle spielt, indem er weder zum Verein und seinen Zielen noch zur politischen Beteiligung etwas sagte.
Marita Natt: Es geht um die Sache
Das spielt aber alles nicht wirklich eine Rolle, denn in der Tat ist es eine zivilgesellschaftliche Errungenschaft in der Bundesrepublik, dass für eine Vereinsgründung eben nicht die Obrigkeit gefragt oder gar beteiligt werden muss, sondern neutrale Gerichte über die Eintragung von Vereinen entscheiden. Und immerhin bleibt die Konfirmation ein kirchliches Thema. Die ehemalige Prälatin Marita Natt, ebenfalls Vorstandsmitglied, erklärte entspannt, dass es um die Sache ginge und dieser Abend dazu diene, etwas weiterzuentwickeln. Heinrich Gringel räumte ein, dass die Gründung vielleicht nicht glücklich gelaufen sei, forderte aber Pragmatismus und vor allem mehr mediales Engagement ein. nh24 war als einziges Medium anwesend.
Am 18. September ist Mitgliederversammlung und dann sollen auch fünf weitere Beisitzer-Posten im Vorstand geschaffen werden. (rs)
7 Kommentare
Wem gehört die Konfirmationsstadt? Das scheint hier ja leider eine selbsternannte Elite für sich zu beanspruchen. Grober Schnitzer, die Öffentlichkeit erst nach Vereinsgründung einzubeziehen und sie so vor vollendete Tatsachen zu stellen. Für mich weckt das den Eindruck, dass sich die Herrschaften ihre Plätze sichern wollten, alle anderen dann aber gerne spenden dürfen 🙁
Sehr schade…
Seit wann muss man vor Vereinsgründung die Bevölkerung fragen? So wie bei einem Sportverein beschließen Interessierte, einen Verein zu gründen und tun das auch. Alle Vereine sind so entstanden. Wo also liegt ihr Problem und auf welcher Grundlage stellen Sie Forderungen?
Da die Vereinsgründer sich da nicht klar und deutlich positionieren, ist wahrscheinlich der Höflichkeit geschuldet.
haben wir hier in schwalmstadt den wirklich keine ernsteren probleme ???
Der „Verein zur Förderung der Konfirmationsstadt Schwalmstadt“ will Einblicke in die Vereinsaktivitäten ermöglichen. Das ist das Recht eines jeden Vereins, nicht mehr und nicht weniger. Was die Stadt Schwalmstadt für Probleme hat, steht doch in keinem Zusammenhang. Genauso könnte der tuspo einladen und über seine Ziele informieren. Auch wenn der Vereinsname „Stadt“ beinhaltet, ist es kein Problem der Stadt Schwalmstadt.
Ich denke Schwalmstadt hat andere Probleme als sich über Namensbezeichnungen zu streiten.
Es klingt doch irgendwie wie ein individuelles Profilierungsbedürfnis wenn man als Ortsbeirat das so einen Wind drum macht, weil ja der Bürgermeister Pinhard Vorstandsmitglied ist und man da mittelbar Kritik üben kann.
Wenn es bei Konfirmationsstadt ZIG bleibt ist es auch ok, denn in Treysa wurde ja im August 1945 die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegründet. Dadurch solten sich andere Religionen aber nicht benachteiligt fühlen.
Auch hier scheint die CDU wieder schlechte Stimmung machen zu wollen. Wann hört das endlich auf in Schwalmstadt? Damit meine ich aber alle Parteien!
Immerhin hat ein Mitglied des Ortsbeirats Interesse gezeigt.
Der Blick geht nach vorne.
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