DHB Pokal: THW Kiel schlägt Großenritter standesgemäß 23:43
BAUNATAL. Es war ein Glückslos für die Baunataler Eintracht, zum Auftakt des DHB-Pokals den amtierenden Pokalsieger und 20-fachen Deutschen Rekordmeister THW Kiel in eigener Halle empfangen zu dürfen. Eine ausverkaufte Halle, dem Baunataler Publikum ordentlich etwas bieten und eine mächtige Herausforderung zum Saisonstart – was geht mehr?
In der Rundsporthalle herrschte gute Stimmung, die unter den 1.400 Zuschauern auch über die gesamte Spielzeit nicht nachließ. Den Baunatalern um Trainer Matthias Deppe merkte man an, dass sie die Partie sehr ernst nahmen. Natürlich ist es einerseits eine Herausforderung, der besten Deutschen der besten Deutschen Handballmannschaft gegenüberzustehen, andererseits hat man dabei auch wenig zu verlieren. Welchen Stellenwert der Handball in der Hauptstadt Schleswig-Holsteins hat, verrät das Kennzeichen des Teambusses: Das Kennzeichen KI – EL 1 gehört dem THW, nicht dem Bürgermeister
Hoch konzentriert bei der Sache
Schon beim Start mit den Einlaufkindern war zu erkennen, dass die Eintracht hoch konzentriert die Halle betrat. So spielte sie dann auch auf, mit vollem Einsatz, aber nicht verkrampft. Auch der THW Kiel war konzentriert, aber es nicht leicht, sich gegen einen Drittligisten so zu motivieren, als ginge es gegen Flensburg, die Rhein-Neckar Löwen oder die MT Melsungen. Nicht überheblich, aber auch nicht voll bei der Sache zeigten sich Dario Quenstedt, der im Tor begann, Niklas Landin, Magnus Landin Jacobsen, Rune Dahmke, Ole Rahmel oder Hendrik Pekeler. Es dauerte fast fünf Spielminuten – im Handball eine kleine Ewigkeit – bis die Kieler erstmals in Führung gehen konnten. Bis dahin führte der frech aufspielende Gastgeber durch Fynn Reinhard und Florian Weiß 2:1.
Eine Viertelstunde lang konnte die Eintracht die Partie absolut ausgeglichen gestalten und nährte die Baunataler Träume von der Sensation, die im Handball zweifelsohne schwieriger ausfällt gegen höherklassige Teams als im Fußball.
Klassenunterschied in Hälfte zwei unübersehbar
Im Handball zählt jeder Angriff und als die Kieler nach einer Auszeit gegen Ende der ersten Hälfte etwas aufdrehten, enteilten sie den Baunatalern mit 13:19. Im zweiten Abschnitt hatten sich die Kieler dann endgültig berappelt. Es wurde um jeden Ball gekämpft, Entscheidungen der Schiedsrichter kritisiert und endlich eine erstligareife Leistung abgerufen. Obwohl jetzt klar war, was oben und unten ist, behielt die Eintracht ihre Linie bei und überraschte immer wieder mit hohem Einsatz und Mut. Das wichtigste: Felix Rehberg, Marvin Gabriel, Sven Vogel und Co blieben selbstbewusst, versteckten sich vor der zunehmenden Übermacht nicht. So blieb es bis zum Schluss ein munteres Spiel, in dem nie Langeweile aufkam.
Das Publikum – unter anderem mit Baunatals Bürgermeisterin Silke Engler – honorierte jede Aktion und jeden Einsatz mit Beifall. Am Ende stand ein standesgemäßes 23:43. 20 Tore Differenz geben nicht ganz die Verteilung der Spielanteile wieder, waren aber durchaus angemessen.
Heute das Endspiel
Der Verein hatte ein regelrechtes Fest aus dem Viererturnier mit dem TV Emsdetten, der sich am zuvor gegen den Dessau-Roßlauer HV durchsetzen konnte, gemacht. Heute um 15 Uhr treten die beiden Sieger zum Finale an. Die DKMS sorgte vor der Halle dafür, dass sich möglichst viele Besucher als Knochenmarkspender typisieren lassen. So hatte die Veranstaltung neben dem sportlichen und unterhaltsamen Wert auch eine soziale Komponente. (rs)