176 Wohnungs-Eigentümer investieren in die Zukunft
BAUNATAL. Im Alter in der eigenen Wohnung bleiben? Ein Thema, das für viele Menschen immer näher rückt und in Zeiten von Pflegenotstand sowie demografischem Wandel stets präsenter wird. In den fünf Hochhäusern an der Mozartstraße war es bisher kaum möglich zu wohnen, wenn eine Gehbehinderung vorliegt, die das Treppensteigen verhindert
Die eingebauten Aufzüge sind vom Eingangsbereich nicht zu erreichen, sondern nur über den Keller oder das erste Stockwerk.
Die Eigentümer der 176 Eigentumswohnungen haben sich zusammengetan und auf eigene Kosten – ohne einen Zuschuss – in jedes Haus einen Treppenlift bis in den Keller einbauen lassen. Um den Fahrstuhl auch mit Rollstuhl oder Rollator zu erreichen, wurde eine Variante mit einem beweglichen Podest vom Erdgeschoss, bis in den jeweiligen Keller realisiert. Etwa 18.000 Euro musste die Gemeinschaft pro Lift aufwenden. Dem vorausgegangen waren teils schwierige Verhandlungen und Gespräche der Hausverwaltung, um die entsprechenden Beschlüsse herbeizuführen. Letztlich konnten die Beträge alle aus den Rücklagen finanziert werden. Dem Mehrheitsbeschluss stellte sich nur etwa 1 Prozent der Eigentümer entgegen.
Brandschutzbelange beachtet
Alles andere hätte auch nicht funktioniert, weil jeder Lift im Treppenhaus den Fluchtweg blockieren würde. Das hätte gegen Brandschutzvorschriften verstoßen. Die Bauvorschriften müssen natürlich auch bei der barrierefreien Ausgestaltung eines Wohngebäudes eingehalten werden. Im Haus Mozartstraße 1 greifen sogar entsprechend höheren Vorschriften, denn dieses Gebäude gilt als sogenanntes Hochhaus. Alle anderen Gebäude sind hingegen klassische Mehrfamilienhäuser. Die Feuerwehr war einbezogen in die Planung, damit auch die Belange des Brandschutzes berücksichtigt werden konnten.
Notwendigkeit unmittelbar bewiesen
In einem aktuellen Fall konnte mit dieser Maßnahme ein Umzug verhindert werden, was die Notwendigkeit der Maßnahme eindrucksvoll untermauert hat. Aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigung hätte ein Bewohner jetzt ausziehen müssen, wäre nicht der Lift im Haus eingebaut worden.
Hausmeister Andreas Huke, für alle fünf Häuser zuständig und Leonardo Ciuffreda, seit 10 Jahren Haussprecher für die Mozartstraße 1, hatten nach mehreren Anläufen schon fast resigniert. Mal war die Höhe ein Problem, dann der Brandschutz oder andere Widrigkeiten. Um so größer ist die Freude jetzt auch für Roswitha Knierim, die mit ihrem Rollator nur bei fremder Unterstützung hätte das Haus verlassen können. Der Bürgerbeauftragte der Stadt Baunatal, Heinz Kaiser, hat das Projekt, für das es nur in wenigen Einzelfällen Zuschüsse gegeben hat, begleitet. (rs)
Foto: Freude über die technische Hilfe: Heinz Kaiser, Andreas Huke, Roswitha Knierim (auf der Bühne), Filomena Ciuffreda, Leonardo Ciuffreda © Foto: Rainer Sander