Vier Tage Burg-Herzberg-Festival
BREITENBACH AM HERZBERG. Ein Jahr vor Woodstock – im Jahr 1968 – begann in der Burg Herzberg im damaligen Kreis Ziegenhain (Heute Kreis Hersfeld Rotenburg) die 51-jährige Erfolgsgeschichte des inzwischen größten Hippie-Festivals Europas.
Längst ist das Festival so groß, dass es nicht mehr in der Burg, sondern auf den Wiesen unterhalb des Herzberges stattfindet. Einmal im Jahr – für vier Tage – entsteht dort eine ganze Kleinstadt mit Zelten, Wohnmobilen, umgebauten LKWs, Läden mit allerlei Nützlichem (oder Unnützem aber Schönen), Getränkeständen und allerlei exotischen sowie traditionellen Imbissbuden. Freak-City ist ein Synonym für vier Tage in einer scheinbar völlig anderen Welt.
Vier Tage in einer anderen Welt
Tatsächlich kann man am Fuße des Herzbergs für vier Tage aussteigen aus der realen Welt. Hier ist alles anders. Die Kleidung erinnert an die Phase von Love & Peace Ende der 60er Jahre, der Umgang ist freundlich und friedlich, weil Tausende Menschen, die hier aufeinandertreffen das so wollen. Dabei treffen hier Menschen, die seit 1968 nichts anderes gemacht haben, als den inneren Ausstieg zu zelebrieren auf diejenigen, die mitten im Leben stehen, aber einmal im Jahr zurückkehren in eine Zeit, die schön, anders, friedlich und liebevoll war.
Es spielen Musiker, die schon vor 50 Jahren auf Bühnen gestanden haben und solche, die heute in die Welt der Neo- und Alt-Hippies passen.
Chris Robinson und Riverside
Gestern Abend beglückten unter anderem Chris Robinson Brotherhood und Riverside das Publikum in Breitenbach. Chris Robinson, der mit den Black Crowes in den 90ern mit Shake Your Moneymaker international ein Millionenpublikum begeisterte, ist in Deutschland noch ein wenig auf der Suche nach seinem Publikum. Wer sich die großen Zeiten von Grateful Dead zurückwünscht, findet hier vielleicht ein paar Erinnerungsstücke. Mit Riverside überraschte eine polnische Progressive-Rock-Band das Publikum mit vielen Anleihen aus dem Metal-Bereich. Ein energiereicher Auftritt ließ alle Müdigkeit der Besucher nach drei Festivaltagen schlagartig verschwinden.
Auch wenn das Festival die Welt nicht verbessern oder verändern kann, es trägt doch dazu bei, dass ein paar Inseln in einer Welt voller Wut, Hass und Feindseligkeit – für eine andere Ansicht des Lebens – Bestand haben. Eine Erfahrung, die sich lohnt.
Graham Nash kommt heute
Heute Abend, am letzten Festivaltag geht es noch einmal ganz weit zurück in die Musikgeschichte. Mit Graham Nash reist ein Teil des Trios/Quartetts Crosby, Stills, Nash (& Young) und der ehemalige Sänger und Gitarrist der Hollies nach Nordhessen. Mit ihm ganz sicher auch Titel wie Cathedral, Teach Your Children Well, Chicago oder Love The One You’re With. Was auch immer Graham Nash auf die Bühne zaubern wird, mit ihm kommt ein Stück Woodstock, und so viel politischer Einfluss der Rockmusik wie eben möglich ist, auf die Bühne am Herzberg. (rs)