Sozialdemokraten fordern Lockerungen beim Denkmalschutz und bessere Förderung für Eigentümer
NIEDER-MOOS. Viele Ortskerne in den Dörfern und Städten des Vogelsbergkreises sind geprägt durch Fachwerkhäuser, bei denen Denkmalschutz immer wieder ein Thema ist.
Mit den negativen Auswirkungen des Denkmalschutzes auf die Entwicklung von Stadt- und Dorfkernen beschäftigen sich sozialdemokratische Kommunalpolitiker aus dem gesamten Kreisgebiet bei der jüngsten Kommunalkonferenz der Vogelsberger SPD im Freiensteinauer Ortsteil Nieder-Moos.
„Viele Vogelsberger kennen Geschichten darüber, wie aus Gründen des Denkmalschutzes verfallene Gebäude entweder gar nicht oder erst nach langem hin und her und mit teurem Dokumentationsaufwand abgerissen werden durften oder wie Hauseigentümern bei Sanierungs- und Renovierungsarbeiten hohe Auflagen gemacht werden, die die Kosten enorm in die Höhe treiben. Das muss sich ändern. Natürlich muss darauf geachtet werden, dass unsere Ortskerne ihren typischen Vogelsberger Charakter behalten. Aber Denkmalschutz darf nicht so weit gehen, dass der Kauf und das Wohnen in einem Fachwerkhaus oder einem anderen alten Gebäude für Normalverdiener nicht mehr zu stemmen sind und dadurch Ortskerne nach und nach aussterben. Die Forderungen des Denkmalschutzes müssen angepasst und überdacht werden, damit eine den heutigen Bedürfnissen angepassten Nutzung von Wohnraum möglich ist“, forderte der Vorsitzende der Vogelsberger SPD, Patrick Krug.
Auch bestehe nach Meinung der Sozialdemokraten Änderungsbedarf bei den Regelungen, welche Behörde abschließende Entscheidungen, beispielsweise über Abrissgenehmigungen oder Auflagen bei Renovierungen und Sanierungen, treffen könne. Derzeit habe zu oft das Landesamt für Denkmalpflege das letzte Wort, welches auch gegen den Willen des Landkreise Genehmigungen verweigern kann.
„Nur weil ein Gebäude auf dem Papier alt ist, macht es das noch nicht erhaltenswert. Die Entscheidung darüber, welche Gebäude charakteristisch sind und wo es im Sinne der Dorfentwicklung besser ist ein Gebäude aufzugeben kann vor Ort in der Kreisverwaltung, die näher an der Sache dran ist und die Gegebenheiten vor Ort kennt, besser getroffen werden als in einem Landesamt“, ergänzte der Vorsitzende der SPD Kreistagsfraktion, Matthias Weitzel.
Neben der Lockerung denkmalschutzrechtlicher Vorgaben sei es zudem notwendig Hauseigentümer, die sich dafür entscheiden ein denkmalgeschütztes Haus zu erhalten und damit oftmals hohe finanzielle Verpflichtungen eingehen, besser zu unterstützen. Hier sei das Land gefordert, Fördermöglichkeiten deutlich zu verbessern und einen Schwerpunkt auf Stadt- und Dorfkerne im ländlichen Raum zu setzen. „Wenn wir wollen, dass sich zukünftig nicht eine Bauruine an die andere reiht und das Leben sich nur noch in den Neubaugebieten abspielt, müssen Hauseigentümer beim Erhalt ihrer denkmalgeschützten Häuser spürbar finanziell unterstützt werden. So können auch Anreize für junge Menschen und Familien geschaffen werden, neues Leben in alte Fachwerkhäuser zu bringen“, machte Krug abschließend die Position der Vogelsberger Sozialdemokraten deutlich. (pm)