Michael Gsänger „zeichnet verantwortlich“
SCHWALMSTADT. Es sind selten diejenigen Menschen, die Werbung machen, die damit auffallen. Wer kennt schon den Werbegrafiker für Volkswagen, den Werbetexter für Rossmann oder den Drehbuchautor für die Snickers Werbespots?
Selbst in der Schwalm gibt es Menschen, die Produkte, Firmen oder Veranstaltungen auf ihre Weise so präsentieren, dass sie uns auffallen, damit wir gut über sie informiert sind oder damit wir gerne hingehen. Wer genau hinschaut, erkennt manchmal sogar die „Handschrift“ eines Grafikers oder Texters. Zu denjenigen, die trotz unterschiedlicher Aufgabenstellungen und Produkte über Jahre hinweg ihren Stil gefunden und entwickelt haben, gehört Michael Gsänger. Er ist einer dieser Menschen, deren Werke wir allzu gut kennen, aber nicht das Gesicht dazu.
Michael Gsänger beherrscht PC und Tuschestift gleichermaßen
Dabei begegnet uns Herr Gsänger jeden Tag an vielen Stellen mit dem, was er gestaltet, schreibt oder zeichnet. Grafiker und multimediale Konzeptentwickler – zu dieser Berufsgruppe gehört er – arbeiten am PC und benutzen ausgefeilte Grafik-, Layout oder Bildbearbeitungsprogramme. Michael Gsänger gehört allerdings zu den wenigen Ausnahmen seines Berufsstandes: er kann nämlich noch richtig mit Tusche oder Bleistift zeichnen. Diese Fähigkeit nutzt er sehr gerne.
Die Ziegenhainer Salatkirmes beginnt bald und den lustigen Salatkopf, der schon seit 2007 sympathisch für das Traditionsfest wirbt, hat Michael Gsänger gezeichnet. Dieses Logo ist aber nur Teil eines modernen Erscheinungsbildes, in dem sich dennoch die Geschichte von drei Jahrhunderten wiederspiegelt. Wer Käppies mit der Rotkäppchen-Card sammelt, erkennt im Gesicht der originell gezeichneten Identifikations-Figur eindeutig den Stil des 48jährigen Zeichners.
Design im täglichen Gebrauch
Das sind nur zwei Beispiele, die uns immer wieder irgendwo begleiten. Den Autoren dieser Zeilen hat Michael Gsänger schon als Bast von der MAZ mit der grafischen Umsetzung dieser Kult-Figur begleitet und das dazugehörende Buch illustriert. Eine Grafik daraus findet in der neuen Zeitung „Der Schwälmer“ Verwendung: in der Kolumne „Der Schwälmer erzählt“. Wer sich eine Flasche Schwalm-Bräu schmecken lässt, hält auch immer ein Produkt von Michael Gsänger in der Hand. Er „zeichnet verantwortlich“ für die Etiketten auf den Flaschen. Natürlich steckt mehr dahinter. Das gesamte Erscheinungsbild der handwerklichen Traditionsbrauerei wurde so angepasst, dass Tradition nicht verstaubt und altbacken rüberkommt.
„Das ist das schöne, an den Entwicklungen in meinem Beruf“, sagt Michael Gsänger, „wir machen nicht nur Print, sondern schreiben Texte, gestalten Fahrzeugwerbung und sorgen für Online-Präsenz bis in die Sozialen Medien.“ Entscheidend ist bei so viel crossmedialer „Streuung“, dass der Wiedererkennungswert erhalten bleibt.
Wer durch die Region streift, findet viele weitere Beispiele. Zu den jüngsten Aufträgen gehört das Marketing-Konzept für Griesel‘s Milchhof im Chattengau, mit eigener Speiseeisproduktion.
Treue Kunden und regionale Bindung
Begonnen hat Michael Gsänger seine berufliche Karriere nach dem Diplom-Studiengang als Grafiker in Kassel bei Konzept 2000 in Ziegenhain und danach in der Druckerei Ordemann. Hier ist er die ersten Schritte gegangen und hat viele Firmen bei ihr Werbeauftritten begleitet. Bei der Firma sys.tem AG (Ziegenhain) hat der begonnen komplette Werbekonzepte umzusetzen und das später bei Kreativservice in Loshausen. Heute ist er für die Druckwerker in Ascherode tätig und viele Kunden sind ihm vom ersten Tag an treu geblieben, ganz gleich, wo er gerade tätig war.
In diesen wenigen Stationen seiner beruflichen Entwicklung ist Michael Gsänger stets seiner Heimat treu geblieben. Die großen Agenturen in den Werbemetropolen haben Michael Gsänger nie gereizt, obwohl in großen Kampagnen für bekannte Konzerne sicher „mehr drin“ gewesen wäre. „Die Verlockung war manchmal da, denn Anfragen gab es schon “, sagt er im Gespräch mit dem Schwälmer, „aber mir gefällt es hier“, lautet die simple Formel. Aktuell hat er mit den Druckwerkern (Thomas Kölle) den Wahlkampf für Engin Eroglu (FW) zur Europawahl begleitet. Nach dem Erfolg bekommen die Druckwerker nun auch Anfragen aus anderen Landesverbänden der Freien Wähler. Dafür, so der bescheidene Künstler seines Faches, muss ich aber nicht nach Hamburg ziehen.
Die Region und ihre Betriebe ins rechte Bild rücken
Michael Gsänger hat stattdessen mit seiner langjährigen Bodenständigkeit und Treue dazu beigetragen, seiner Heimatregion ein Gesicht zu geben. Das Stadtmarketing Schwalmstadt trägt seine kreative Handschrift hinaus in die Welt. Apropos Welt: „Ein Freund aus Indien war gerade da“, erzählt er: „er lebt dort in einer Millionenmetropole und meinte geflasht: Hier ist es grün und hier ist es ruhig!“ Alle Schwälmer können tatsächlich tagtäglich geflasht die Schönheit der Region mit allen ihren Charakteren genießen. Und damit das alle ein bisschen intensiver wahrnehmen, wird Michael Gsänger noch viele Jahr das tun, was ein Schwälmer Grafiker eben tun muss: Die Region und ihre Betriebe ins rechte Bild rücken. (Rainer Sander)