BORDEAUX | TREYSA. Neue Freunde kennenlernen, die gelernten Französischkenntnisse anwenden und gemeinsam auf einem Bauernhof anpacken: Die Teilnehmer des Frankreich-Austausches an der Hermann-Schuchardt-Schule (HSS), ein Standort der Hephata-Förderschule, erlebten im April zwei spannende Wochen.
Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Kerstin Thiel hatten die Schülerinnen und Schüler der HSS das Programm für den Besuch der Gäste aus der Nähe von Bordeaux erarbeitet. Da der Austausch den Charakter eines Auslandspraktikums hat, gehörten auch Arbeitstage auf dem Bio-Hofgut Richerode dazu. Insgesamt zwölf französische Gäste des Institut Me’dico-Educatif (IME) Don Bosco – acht Jugendliche und vier Begleitpersonen – haben die HSS-Schüler in Treysa begrüßt.
In der ersten Woche verbrachte die Gruppe vier Tage auf dem Bio-Hofgut Richerode. Betriebsleiter Frank Radu zeigte den Jugendlichen den Hof während eines ausgedehnten Rundgangs – mit Erklärungen auf Französisch, was die Gäste sehr beeindruckte. Arbeitsgruppenleiterin Claudia Kitz erklärte den Jugendlichen anschließend die Arbeitsbereiche und leitete sie an. Dann hieß es: Hinein in Blaumann und Gummistiefel und ran an die Mistgabel! Die Jugendlichen packten bei der Fütterung von Bullen und Schweinen mit an, streuten die Ställe ein, halfen beim Sortieren und Verpacken der Eier.
Dabei haben die Bullen einen besonderen Eindruck bei den Schülern hinterlassen, denn reihum berichteten die Jugendlichen, wie viel Spaß sie beim Verteilen von Karotten und Schrot an die großen Tiere hatten. „An einem Tag haben wir auch im Wald gearbeitet und Äste aus dem Bach geholt, damit das Wasser wieder fließen kann“, berichtete Mohammed. Während der Tage im Betrieb bekamen die Schüler zudem Einblicke in die Landmaschinentechnik und sammelten Müll am Straßenrand. Sowohl die deutschen als auch die französischen Schüler hatten die Arbeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb bereits vor dem Austausch kennengelernt.
Neben der Arbeit auf dem Hof stand für die Teilnehmer des Austauschs auch ein kreatives Projekt auf dem Programm. Unter Anleitung von Rolf Göbel entstanden im KulturGut Richerode „digitale und analoge“ Kunstwerke. „Wir haben in drei Gewerken etwas gestaltet: Fotografie, Zeichnen und Skulptur“, erklärte Rolf Göbel. Für fast alle Jugendlichen war es die erste Begegnung mit einer echten Kamera, denn mittlerweile hat das Smartphone die klassische Fotokamera abgelöst. „Zuerst war das Fotografieren ungewohnt, doch zum Schluss waren alle so begeistert, dass sie sich gegenseitig in lustigen Posen fotografiert haben“, so Kerstin Thiel. Mit der Kamera sind die Jugendlichen losgezogen, um Tiere zu fotografieren. Die Fotos sollten anschließend als Vorlage für Zeichnungen dienen. „Wir haben Tiere mit Kohle und Kreide gezeichnet“, berichtete Erna Miller. Unter Einsatz von Raspeln formten die Schüler anschließend Tierskulpturen aus Ytong-Steinen. Rolf Göbel hatte zuvor entsprechende Rohlinge vorbereitet, die die Jugendlichen anschließend weiter bearbeiten konnten. „Dabei haben wir auch so manche Ytong-Amputation repariert“, so Göbel lachend. Zum Abschluss erhielten die Figuren noch einen bunten Anstrich im Atelier.
Natürlich gehörte auch ein umfangreiches Freizeitprogramm zum Austausch. Bei einer Stadtführung in Treysa und dem Besuch des Märchenhauses in Neukirchen lernten die Gäste die Umgebung kennen. Auch die Hephata-Rallye auf dem Stammgelände in Treysa gehörten dazu, ebenso ein Fußballturnier und der Besuch einer lokalen Brauerei.
Der Frankreich-Austausch an der HSS wird alle zwei Jahre angeboten und ist ein übergreifendes Angebot für Schülerinnen und Schüler der Haupt- und Berufsorientierungsstufe. (pm)