Europatag von Stadt Baunatal und Landkreis Kassel
BAUNATAL | REGION KASSEL. Gemeinsam hatten die Stadt Baunatal und der Landkreis Kassel am Donnerstag zum Europatag auf den Marktplatz in Baunatal eingeladen. „Wir wollen über Europa im Allgemeinen und seine Bedeutung für unsere Region informieren“, berichten Landrat Uwe Schmidt und Bürgermeisterin Silke Engler im Vorfeld der Veranstaltung.
Einen ganzen Nachmittag lang präsentierten Kommunen des Landkreises und der Kreis selbst, auf welche Weise, sie teilweise seit Jahrzehnten über Partnerkommunen mit Europa freundschaftlich eng verbunden sind; aber auch, dass Europa keine Einbahnstraße ist, in der Deutschland nur einzahlt. Auch wenn es populärer geworden ist, anderes zu behaupten. Viele Fördergelder fließen zurück nach Nordhessen, das über viele Jahre eine Schwerpunktregion für die EU war. Ob Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Europäischer Sozialfonds (ESF) oder der Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), aus unterschiedlichen Bausteinen fließt Geld in den Landkreis Kassel.
Geben und Nehmen
Der Landkreis Kassel gab erst diese Woche bekannt, dass 30 Millionen Euro 2019 in den Kreis und seine 29 Städte und Gemeinden fließen. Da Deutschland pro Kopf 129 Euro an die EU zahlt, würden hochgerechnet die 235.000 Einwohner des Landreises etwa genau diesen Betrag auch an die EU überweisen. Wie sich dieses nordhessische Nullsummenspiel in der Region positiv auswirkt, konnten interessierte Bürger an Infoständen erfahren. Die gastgebende Stadt Baunatal, Zierenberg, Bad Emstal mit Bürgermeister Stefan Frankfurth oder Lohfelden mit dem ehemaligen Bürgermeister Michael Reuter als Gast zeigten, wie lebendig und fruchtbar Begegnungen sein können.
Die Baunataler Gesamtschulen Erich-Kästner-Schule (EKS) und Theodor-Heuss-Schule (THS) informierten über zahlreiche Austauschprojekte und Begegnungen mit Schülern der Partnerstädte. Sehr selbstverständlich gehen junge Menschen mit anderen Nationalitäten sowie länderspezifischen Eigenarten um. Mit dabei war auch die Zierenberger Elisabeth-Selbert-Schule, deren Schulband – neben dem Orchester der Musikschule Baunatal – Teil des musikalischen Rahmens war. Die Schülerinnen und Schüler befragten auch viele Besucher zu ihrem Wissen über Europa, sodass diese selbst reflektieren konnten, wie viel oder wie wenig individuelles Wissen über Europa präsent ist.
Klare Aussagen von Engler, Werner und Schmidt
Die Europaabgeordnete Martina Werner, Landrat Uwe Schmidt und Bürgermeisterin Silke Engler eröffneten den Europatag gemeinsam. Uwe Schmidt machte den Auftakt mit einem Zitat von Jean-Claude Juncker: „Alle, die an Europa zweifeln, sollten die Soldatenfriedhöfe besuchen“ und sich die Gräber anschauen. Europa, so Schmidt voller Leidenschaft, lebe seit 70 Jahren in Frieden, weil nationales Denken nicht mehr zu Konfrontationen führt. Diese endeten in der Vergangenheit tatsächlich fast immer mit Versuchen, sie militärisch zu lösen.
Silke Engler schilderte sehr anschaulich wirtschaftliche Verflechtungen und Abhängigkeiten Baunatals im Europaweiten Handel, vor allem für den Hauptsteuerzahler Volkswagen. Baunatal ist eine europäische Kommune und wäre ohne Europa eine andere Stadt. Martina Werner forderte mit Blick auf die Europawahl dazu auf, demokratisch orientierte Parteien zu wählen. Sie begrüßte, dass französische Partner aus Partnerkommunen angereist waren. Es wäre vor einigen Jahrzehnten noch ein Traum gewesen, dass sich Deutsche und Franzosen so wie heute begegnen.
Zum Abschluss des Europa-Tages zeigte das Cineplex Baunatal um 18.30 Uhr den Film „Das Mädchen aus dem Norden“, der mit dem Lux, dem Filmpreis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet wurde. (rs)
Foto: Engagierten sich gemeinsam für den Europatag: Silke Engler, Uwe Schmidt und Martina Werner © Foto: Rainer Sander