HOMBERG/EFZE. Ab Dienstag (30. April) ist eine ganz besondere Ausstellung am Homberger Gymnasium auf Initiative der AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ unter der Leitung von Oberstudienrat Thomas Schattner zu sehen.
Die vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration initiierte Ausstellung thematisiert das Leben von lesbischen Frauen und schwulen Männern in Hessen im Zeitraum von 1945 bis 1985. Die Ausstellung basiert auf einem Forschungsprojekt, das von Dr. Kirsten Plötz und Markus Velke zum Thema durchgeführt wurde. Die Ausstellung thematisiert sehr stark den Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches (StGB), der jegliche sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte. Dieser wurde erst im Jahr 1994 aus dem StGB gestrichen.
„Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde der Paragraph verschärft und erweiterte den Tatbestand auf ´sämtliche unzüchtige Handlungen´. Zahlreiche Männer wurden verfolgt und ins Gefängnis oder ins Lager gebracht. Lesbischen Frauen wurden ihre Kinder weggenommen oder anderen Repressalien unterworfen. Diese Verschärfung prägte nachhaltig das gesellschaftliche Klima, dem homosexuelle Menschen von der Gründung des Bundeslandes 1945 bis zur Etablierung der Emanzipationsbewegung Mitte der 1980er Jahre ausgesetzt waren. Die Ausstellung mit den dazugehörigen Texttafeln beleuchtet schonungslos sowohl die vielfältigen Formen von Verfolgung und Diskriminierung durch straf- und zivilrechtliche Gesetze, die Abwertung und Entwürdigung durch konservative Moralvorstellungen, als auch die Ausgrenzung und Marginalisierung durch Medien und Kultur. Bei alledem würdigt die spannende Ausstellung jedoch auch den beherzten und beharrlichen Kampf von Lesben und Schwulen für ein selbstbestimmtes Leben und Lieben“, so die Pressestelle des Wiesbadener Ministeriums.
„Mit dieser Ausstellung und der zugehörigen Broschüre leistet die Hessische Landesregierung einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen und Verschweigen einer ganzen Opfergruppe. Die staatliche Repression von Lesben und Schwulen hat gesellschaftliche Haltungen negativ geprägt, Lebenswege zerstört und auch in Hessen viel individuelles Leid verursacht“, betonte Staatssekretär Klose anlässlich der Ausstellungseröffnung im November 2017. „Mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses bislang viel zu wenig beachteten Teils der hessischen Nachkriegsgeschichte lösen wir auch ein Versprechen ein, das wir im Regierungsprogramm gegeben haben“, ergänzte Klose, so das Ministerium in Wiesbaden. Des Weiteren verwies Staatssekretär Klose darauf, dass der Hessische Landtag am 12. September 2012 mit den Stimmen aller Fraktionen beschlossen habe, sich bei den Opfern des §175 zu entschuldigen. „Um Licht in das Dunkel der Verfolgung und Diskriminierung schwuler Männer und lesbischer Frauen in Hessen nach 1945 zu bringen und ihre Schicksale sichtbar zu machen, wurde die Landesregierung gebeten, eine Dokumentation und eine begleitende Ausstellung zu initiieren und zu unterstützen“, erklärte der Staatssekretär. Und das wurde in die Tat umgesetzt.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Ausstellung kennzeichnet ein sehr außergewöhnliches Design, welches von den Berliner Designern Vera Hofmann und Johannes Büttner entworfen wurde. Drei lange Tische, die zickzackartig die Ausstellung gliedern, vier Aufsteller und ein ganz markantes Gerüst, bestehend aus zahlreichen „Vorhängen“ und „Fahnen“, bilden zusammen eine sehr markante und ästhetische Ausstellungskonzeption. Ergänzend dazu kommen zwei Ständer mit Informationsmaterial, die mit QR-Codes arbeiten.
Die Ausstellung ist vom 30. April bis zum 29. Mai in der BTHS zu sehen. Sie ist von Montag bis Freitag der interessierten Öffentlichkeit von 8.00 Uhr bis 13.00 Uhr zugänglich. Um Anmeldung im Sekretariat der Schule wird gebeten. Andere Schulen sind herzlich eingeladen, die Ausstellung zu besuchen. Sie werden aber ebenfalls gebeten, sich vorher in der Schule per E-Mail zwecks Terminvereinbarung anzumelden. Thomas Schattner wird sich dann jeweils mit ihnen in Verbindung setzen (poststelle@gym.homberg.schulverwaltung.hessen.de oder sekretariat@ths-homberg.de). (Von Thomas Schattner)
3 Kommentare
Die Zeit, wo man mit dem Nationalsozialismus von aktuellen Problemen ablenken konnte, neigt sich langsam dem Ende zu.
Und Dummheit ist keine Meinung!
Bin beim Lesen fast dabei eingeschlafen!
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