KASSEL. Die Feuerwehr Kassel ist im vergangenen Jahr zu 1.110 Brandeinsätzen ausgerückt. Das sind 76 weniger als im Jahr 2017. Während die Zahl der Großbrände (mehr als 3 C-Rohre im Einsatz) mit neun im Vergleich zum Vorjahr stabil war, nahm die Zahl der Mittelbrände (2-3 C-Rohre im Einsatz) von 28 auf 13 ab.
Dafür musste die Feuerwehr Kassel häufiger zu Kleinbränden ausrücken, bei denen ein C-Rohr eingesetzt wurde: Deren Zahl stieg von 112 auf 131. Die Jahresstatistik 2018 der Feuerwehr Kassel stellten Brandschutzdezernent Dirk Stochla und Tobias Winter, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Kassel, jetzt vor.
Seit Jahren geht die Zahl der von der Feuerwehr bei Brandeinsätzen zu rettenden Personen zurück: Von 37 im Jahr 2016 über 18 im Jahr 2017 auf nun fünf im vergangenen Jahr. „Hier macht sich offensichtlich die Verbreitung der Heimrauchwarnmelder und die Sensibilität der Nachbarn bemerkbar“, erklärt Tobias Winter. Die Zahl der Brandtoten ist seit Jahren stabil bei einem Brandopfer.
Brände werden durch Rauchwarnmelder frühzeitig entdeckt
Durch die Rauchwarnmelder in privaten Wohnungen, die seit 2014 auch für Bestandswohnungen gesetzlich vorgeschrieben sind, werden Entstehungsbrände inzwischen so frühzeitig entdeckt und von den Bewohnern oder Nachbarn über den Notruf 112 gemeldet, dass sich die Menschen selbst in Sicherheit bringen können und der Brand von der Feuerwehr gelöscht werden kann, solange er noch keinen großen Schaden angerichtet hat.
Auch die Zahl der Technischen Hilfeleistungen ist im Jahresvergleich gesunken: Von 1749 im Jahr 2017 auf 1.521 im vergangenen Jahr. Erfreulich ist, dass bei den technischen Hilfeleistungseinsätzen weniger Verletzte gerettet werden mussten. Deren Zahl sank von 303 auf 235. Damit liegt die Zahl der Unfallopfer wieder auf dem Niveau von 2016. Allerdings waren mit 24 toten Unfallopfern zwei mehr zu beklagen als im Jahr 2017.
Die sieben Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Kassel unterstützten die Berufsfeuerwehr an 393 Einsatzstellen. In 136 Fällen besetzten die ehrenamtlichen Feuerwehrleute ihre Feuerwehrhäuser oder eine der beiden Wachen der Berufsfeuerwehr, um bei Einsätzen sofort ausrücken zu können.
Stochla: „Menschen in Kassel können sich sicher und gut geschützt fühlen“
„Die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr sowie unserer sieben Freiwilligen Feuerwehren tragen mit Ihrem Engagement erheblich dazu bei, dass sich die Menschen in Kassel sicher und gut geschützt fühlen können“, erklärt Kassels Brandschutzdezernent Dirk Stochla. Gerade die stete Einsatzbereitschaft der ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleute zu jeder Tages- und Nachtzeit sei nicht selbstverständlich. Stochla: „Das wissen wir sehr zu schätzen und sagen dafür danke.“
Die Feuerwehr Kassel ist auch im Rettungsdienst aktiv. Die Zahl der Einsätze in diesem Bereich ist von 12.222 auf 12.073 gesunken. Dies liegt vor allem daran, dass die Feuerwehr weniger Krankentransportfahrten durchgeführt hat (963; minus 263). Während die Zahl der Notfalleinsätze mit einem Rettungswagen der Feuerwehr von 7.508 auf 7.337 gesunken ist, waren die zwei Notarzteinsatzfahrzeuge der Feuerwehr häufiger im Einsatz als im Jahr zuvor. Ihre Einsatzzahl stieg von 3.488 auf 3.773.
Besondere Einsätze: Sturm „Friederike“ und Weltkriegsbomben
Am 18. Januar 2018 sorgte Sturmtief „Friederike“ auch in Kassel für zahlreiche Einsätze der Feuerwehr. Zwischen 12 und 17 Uhr verzeichnete die Feuerwehr 60 Einsatzstellen im Stadtgebiet. Im Einsatz waren etwa 160 Männer und Frauen der Berufsfeuerwehr sowie aller sieben Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Kassel.
Drei Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg wurden im vergangenen Jahr in Kassel gefunden und sorgten für größere Einsätze der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen. Am 8. Mai wurde eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe in der Karlsaue gefunden. Von dem Sicherheitsradius waren nur einige wenige Wohnhäuser in der Südstadt betroffen – der größte Bereich lag innerhalb der Karlsaue. Die Weltkriegsbombe, die am 30. Juli bei Bauarbeiten in der Westendstraße gefunden wurde, war mit 125 Kilogramm zwar kleiner – da der Bereich aber dicht bebaut ist, mussten etwa 360 Menschen aus den direkt angrenzenden Straßen ihre Wohnungen während der Entschärfungsarbeiten verlassen. Etwa 1.500 in der Kasseler Innenstadt wohnende Menschen waren dann von der Evakuierung betroffen, als am 19. September eine Fliegerbombe bei Bauarbeiten an der Fünffensterstraße gefunden wurde. Etwa 300 Einsatzkräfte der Feuerwehr Kassel, des Rettungsdienstes, der Katastrophenschutzeinheiten von ASB, DRK und Johanniter Unfallhilfe sowie des Technischen Hilfswerks waren im Einsatz.
ZDF: Zahlen – Daten – Fakten zur Feuerwehr Kassel
292 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 250 im Einsatzdienst
242 Frauen und Männer (+ 10) in sieben Freiwilligen Feuerwehren
126 Jungen und Mädchen (-2) in den Jugendfeuerwehren
47 Jungen und Mädchen (+/- 0) in den Kinderfeuerwehren
434 Stellungnahmen (+41) in Baugenehmigungsverfahren
6.453 Stunden (+365) Brandsicherheitsdienste im Staatstheater, im Auestadion und bei anderen Veranstaltungen
115 Führungen mit 2428 Besuchern (+435) auf der Feuer- und Rettungswache 1
125.938 (+622) disponierte Einsätze in der Leitstelle für Stadt und Landkreis Kassel
Hintergrund: Berufsfeuerwehr und sieben Freiwillige Feuerwehren
Die Feuerwehr Kassel besteht aus der Berufsfeuerwehr mit zwei Feuer- und Rettungswachen sowie sieben Freiwilligen Feuerwehren in den Stadtteilen Wolfsanger, Forstfeld/Bettenhausen, Harleshausen, Niederzwehren, Nordshausen/Brasselsberg, Oberzwehren, Waldau und Wolfsanger. Die Leitstelle der Berufsfeuerwehr nimmt die Notrufe aus der Stadt und dem Landkreis Kassel entgegen. Sie alarmiert und koordiniert die Einsätze von Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz. Im Rettungsdienst sind neben der Berufsfeuerwehr der Arbeiter-Samariter-Bund, das Deutsche Rote Kreuz und die Johanniter-Unfall-Hilfe aktiv.
Rettungsdienst Kassel
Die Feuerwehr Kassel ist die Ausführungsbehörde für den Rettungsdienst in Stadt und Landkreis Kassel. Für die Notfallrettung sind im Gesamtbereich 18 Rettungswachen und 6 Notarztstandorte eingerichtet. Die Patientenversorgung wird von den Leistungserbringern Arbeiter-Samariter-Bund LV Hessen e. V. Regionalverband Nordhessen an 9 Rettungswachen, der Deutschen Roten Kreuz -Rettungsdienst Kassel gGmbH an 3 Rettungswachen, dem Deutschen Rotes Kreuz Kreisverband Hofgeismar e. V. an 3 Rettungswachen, dem Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. Regionalverband Kurhessen an 2 Rettungswachen und der Feuerwehr Kassel an 2 Rettungswachen sichergestellt. Die Notärztliche Versorgung ist im Rendezvous-System organisiert und wird von Ärzten der Gesundheit Nordhessen Holding, dem Elisabeth-Krankenhaus und eingebundenen niedergelassenen Ärzten sichergestellt. Die Notarzt-Einsatz-Fahrzeuge (NEF) sind an den Standorten Klinikum Kassel, Elisabeth-Krankenhaus, Feuer- und Rettungswache 1 und 2, sowie den Kreiskliniken Hofgeismar und Wolfhagen stationiert.
Die gemeinsame Leitstelle der Stadt und des Landkreises Kassel ist die Zentralstelle, bei der die Notrufe eingehen und die Rettungsmittel alarmiert und eingesetzt werden.
Für die Zuweisung der Notfallpatienten in die Klinik ist das System IVENA (Interdisziplinären Versorgungsnachweis) eingeführt. Mit diesem System hat die Leitstelle zeitnah und aktuell eine Übersicht der Versorgungssituation der Kliniken und kann die Patienten einer der geeigneten Kliniken zugewiesen. Die jeweilige Klinik wird automatisiert über die Zuweisung unterrichtet und die Anmeldung registriert. Dadurch lässt sich das Versorgungsspektrum des Rettungsdienstes genauer analysieren.
Der Rettungsdienstbereich Kassel nimmt an dem Deutschen Reanimationsregisters der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V.(DGAI) teil.
Das Deutsche Reanimationsregister – German Resuscitation Registry (GRR) stellt die größte überregionale Datenbank für die Erhebung, Auswertung und Beurteilung von Reanimationen in Rettungsdienst und Klinik, sowie von innerklinischen Notfallversorgungen im deutschsprachigen Raum dar. Es zählt zu einer der tragenden und zukunftsweisenden Instrumente zur Optimierung der Notfallversorgung für Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand. (pm)