Günter Wald verabschiedet – Frielendorf wird KOMPASS-Gemeinde
FRIELENDORF. Zwölf Gäste begleiteten am Montagabend die Sitzung der Gemeindevertretung Frielendorf im Dorfgemeinschaftshaus Leimsfeld, darunter die zwei Ehrenbürgermeister Gerhard Weitzel und Birger Fey. Sie waren vor allem gekommen, um den langjährigen Ersten Beigeordneten Günter Wald aus dem Amt zu verabschieden.
Hans-Günther Wald hat dieses Ehrenamt, das die Stellvertretung des Bürgermeisters mit sich bringt, 22 Jahre innegehabt und jetzt, am 31. März 2019 niedergelegt, so Bürgermeister Thorsten Vaupel. Seit 1981 (da war Thorsten Vaupel 11 Jahre alt), mit der ersten Wahl in den Ortsbeirat Leimsfeld, hat Günter Wald – mit einer Unterbrechung von 9 Jahren – 30 Jahre ehrenamtlich die Kommunalpolitik in seiner Heimatgemeinde mitgestaltet. 1985 wurde er erstmals in die Gemeindevertretung gewählt, 1997 in den Gemeindevorstand. Seit 1998 ist er Erster Beigeordneter der Silberseegemeinde. Für die Gemeinde ist er seit über neun Jahren ehrenamtlicher Geschäftsführer der WellnessParadies GmbH. Seit 1995 sorgt er außerdem als Schiedsmann, mit ausgleichendem Wesen, wie Vaupel feststellt, für friedliche Streitbeilegung in der Gemeinde.
Statt tun, was man mag, mögen, was man tut
Dafür verliehen ihm die Gemeindevertreter einstimmig die Ehrenbezeichnung als Ehrenbeigeordneter und der Gemeindevorstand die Ehrenplakette der Gemeinde Frielendorf in Silber. Für Thorsten Vaupel „keine Anlass, der alltäglich ist.“ Er fasste das Wirken Walds mit einem Zitat aus Peter Pan zusammen: Glück liegt nicht daran, dass man tut, was man mag, sondern mag, was man tut. Er habe in 30 Jahren unglaublich viel für die Gemeinde geleistet und seine Handeln war immer dann wertvoll, wenn es schwierig war.
Das, so der Bürgermeister, geschah Immer mit Leidenschaft und vorrangig für die Interessen der Gemeinde, nicht der Partei oder des Ortsteils. Wald habe nie davor gescheut, anspruchsvolle Herausforderungen anzunehmen, wie bei der kurzfristigen Übernahme der ehrenamtlichen Geschäftsführung im WellnessParadies nach der Insovenz im Jahr 2009. Nur wer etwas vorlebt, könne erwarten, dass andere Gleiches tun. Wald habe Immer so gehandelt, besitze ausgesprochen gute Führungsqualitäten, Teamfähigkeit, immer eine eigene Meinung und profunde Erfahrung. Er sei beliebt und geachtet in der Bevölkerung: „Wir konnten uns immer auf Dein strategisches Denken verlassen. Dass in Frielendorf vieles in schwierigen Jahren möglich wurde, war auch Dein Verdienst“.
Stellvertreter für drei Bürgermeister
Für den amtierenden Bürgermeister war er Ziehvater, Vorbild, Freund – und Fußballtrainer. Einer vom Typ Felix Magath: Hart aber gerecht, nie nachtragend. Für drei Bürgermeistern war Wald Erster Beigeordneter und damit Stellvertreter. Für sie überreichte Gerhard Weitzel ein Erinnerungsfoto mit den drei Verwaltungschefs.
Als Geschäftsführer im WellnessParadies bleibt Günther Wald der Gemeinde noch erhalten. Gerhard Pflug fasste die aktiven 30 Jahre – insgesamt fast 40 Jahre seit 1981 – in einem Satz zusammen: „Keiner war so nah an der Gemeinde, 50 Prozent Deines Lebens warst Du für die Gemeinde da!“
Dietrich Hahn (CDU) war „geschockt“, als er die Einladung bekam. Er habe von den Rückzugsplänen nichts gewusst. Einer der herausragenden Kommunalpolitiker gehe damit, der immer überparteilich gehandelt habe. So, wie das in Frielendorf praktizierter Stil sei. Die CDU-Fraktion sei sehr dankbar für die Arbeit. „Im Kreistag und am Silbersee arbeiten wir weiter zusammen!“ Eckard Schmid-Pfähler (FWGF) befand, Wald habe sich die Ehrenbezeichnung redlich verdient.
Frau Wald: Entscheidend für passende Worte und Krawatten
Wald selbst war sichtlich gerührt und dankte mit leicht bebender Stimme: „Es fällt schwer, selbst etwas zu sagen!“ Ohne Unterstützung war das nicht möglich. Er dankte den drei Bürgermeistern. Auf Weitzels Anfrage habe er sehr spontan „Ja“ gesagt, ohne zu ahnen, was das bedeutet. Mit Karl Hassenpflug und Heinrich Hahn waren Schwergewichte im Gemeindevorstand, mit denen er gut ausgekommen sei und von denen er viel gelernt habe. In der Kommunalpolitik stehe die Gemeinde immer vor der Partei. Vor allem seine Frau habe nie kritisiert, dass er so viel Zeit für die Gemeinde aufgewendet habe: „Nur, wenn man solch eine Partnerin hat, kann man so etwas machen!“ Sie hat immer die fertigen Reden korrigiert und das letzte Wort beim richtigen Schlips gehabt.
Zu seinem Nachfolger Rudolf Matheis sagte er, er sei schließlich noch länger in der Kommunalpolitik und schön, dass sein Sohn Christoff in den Gemeindevorstand nachrückt, ohne dazu überredet zu werden. Er gehe mit gutem Gefühl.
Rudolf Matheis und Christoff Wald wurden in ihre ehrenamtlichen Ämter eingeführt, Christoff Wald leistete als Nachrücker seinen Amtseid
Reale und gefühlte Sicherheit
Nach Gudensberg, Fritzlar und Schwalmstadt, beschlossen die Gemeindevertreter der Silberseegemeinde einstimmig, dem Projekt KOMPASS beizutreten. KOMPASS ist ein Angebot des Hessischen Ministeriums des Inneren und für Sport (HMdIS) an Städte und Gemeinden zur nachhaltig ausgerichteten Verzahnung und engerer Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen und Bürgern einerseits sowie Polizei und Kommune andererseits. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern erhebt die Polizei die kommunalen Sicherheitsbedürfnisse – auch die Sorgen und Ängste der Bürger -, analysiert die reale Sicherheitssituation und gemeinsam wird dann ein möglichst passgenaues Lösungsangebot entwickelt.
Direkt vor Ort soll auf Probleme wie Vandalismus, Ruhestörungen, Einbrüche und andere Auffälligkeiten hingewiesen und möglichst Antworten gefunden werden. Auch auf die Belange von Jugendlichen und Senioren, wie zum Beispiel Internetkriminalität, wird eingegangen.
Präventionsrat soll gebildet werden
In der Regel wird ein kommunaler Präventionsrat als freiwilliger Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern gegründet und entweder als Verein oder in loser Form ohne vereinsrechtliche Struktur organisiert. Sinnvoll ist die Angliederung an die Kommunalverwaltung. Zur Entwicklung und Koordination von Maßnahmen, die auf Verhütung von Kriminalität gerichtet ist, ist es jetzt sinnvoll, so die Empfehlung der Polizei, dass in dem kommunalen Präventionsrat neben der Verwaltung und der Polizei auch Jugendpflege, Seniorengremien, Pfarrämter, Schulen, Kindertagesstätten, Vereine sowie Bürgerinnen und Bürger mitwirken.
Bürgermeister Thorsten Vaupel erklärte über diese schriftliche Begründung hinaus: „Wir werden keine Straftaten verhindern aber wir haben den direkten Draht zur Polizei und wir können auf die Nöte und Sorgen der Bürger eingehen.“ So schlimm wie in anderen Kommunen müsse es in Frielendorf nicht werden!
Dietrich Hahn sieht Chance für die Dorfgemeinschaft
Dietrich Hahn (CDU) erkennt die Gegensätze zur statistisch untermauerten Realität und setzt auf soziale Kontrolle innerhalb einer funktionierenden Gemeinschaft: „Die Wahrnehmung der Bürger ist oft eine andere“. In der Hauptstraße, so Hahn, wurde am vergangenen Wochenende randaliert, Blumen wurden herausgerissen und an Häuserwände geworfen. Das sei nichts Fürchterliches, aber es irritiert Menschen. Trotzdem zögert man, ob deshalb überhaupt die Polizei angerufen werden muss oder sinnvoller wäre, vieles in der dörflichen Gemeinschaft unmittelbar zu regeln: „die Polizei hat genug zu tun“, findet Hahn. Also: nicht kriminalisieren, sondern kommunizieren.
Gerhard Pflug (SPD) sieht es ähnlich: Die gefühlte Sicherheit sei oft anders als die Statistik mit real zurückgehenden Straftaten zeigt. Auch die Internetkriminalität sollte einbezogen werden und Delikte, in denen ältere Menschen geschädigt werden.
Die FWG gab zu diesem Punkt keine Stellungnahme ab, stimmte aber – wie die anderen beiden Fraktionen – geschlossen für die Aufnahme in das KOMPASS-Programm.
Der Weg aus dem Schutzschirm
Der Weg aus dem Schutzschirm sei zwar vorgezeichnet, aber bis zur Prüfung aller Jahresabschlüsse müsse noch halbjährlich berichtet werden. Nach den nächsten beiden Abschlüssen kann die Gemeindevertretung den Austritt aus dem Schutzschirm beantragen. Zum Bericht über den Haushaltsvollzug für das Haushaltsjahr 2018 erklärte der Verwaltungschef, der Jahresabschluss sei erstellt, werde nun geprüft und soll in der nächsten Sitzung vorgestellt werden. Die Haushaltsansätze wurden fast immer hundertprozentig eingehalten. 2,5 Millionen Euro Liquidität reichen aus, um alle anstehenden Investitionen aus den flüssigen Mitteln zu bezahlen. Die Konjunkturprognosen, so Vaupel, werden allerdings auch zukünftig zur Haushaltsdisziplin zwingen, denn die Abschreibungen – eine nicht beeinflussbare Größe – sind in Frielendorf eine der höchsten Haushaltspositionen. Sie resultieren aus dem Wertverlust des Anlagevermögens der Gemeinde.
Einstimmig stimmte – wie bisher die meisten Kommunen im Schwalm-Eder-Kreis – der Charta der Energiewende Nordhessen, einer gemeinsamen Selbstverpflichtung, zu. Thorsten Vaupel erklärte, die Gemeinde habe 2017 schon die Charta für den Umweltschutz unterschrieben. Die Gemeinde habe viel auf Photovoltaik umgestellt. Die Charta ist eine Fortführung dessen, was in Nordhessen aktuell passiert.
Baumaßnahmen: Haustgasse wird etwas teurer
Rund 15.000 Euro für über- und außerplanmäßigen Aufwendungen nahmen die Gemeindevertreter zur Kenntnis, 10.000 Euro entfallen dabei auf die Neugestaltung der Haustgasse im Kernort. Dort war gestern Baubeginn. Die Maßnahme soll bis zum Himmelfahrtsmarkt abgeschlossen sein. Für die Neugestaltung des Marktplatzes erstellt das Büro AKP jetzt einen Plan, dann soll eine Anliegerversammlung dazu eingeladen werden.
Im Hessenhaus Lenderscheid wird das Sonnensegel gesetzt, die Baugenehmigung für das Gerätehaus liegt vor. Im Ortsteil Spieskappel gibt es Hoffnung auf den Abbruch der ehemaligen Gaststätte im Oberdorf 12. In der Never Ending Story, so Vaupel, könnte die WIBank diese Woche ihr OK geben. Umfassend informierte der Bürgermeister über die Bauarbeiten in Verna. Einige Arbeiten wurden nach Insolvenz einer Baufirma neu vergeben. Im Bereich Gassenäcker werden die Tiefbauarbeiten begonnen und sollen bis 31.10. fertig sein. In der Frankfurter Straße wird die Asphaltierung als mangelhaft empfunden und die Firma zur Nacharbeit aufgefordert. Am Silbersee wird der Funpark neu eingezäunt und hoffentlich bald der Fußweg rund um den See erneuert. Die Friedhofskapelle Frielendorf erhält eine neue Kühlzelle, das Freibad Frielendorf einen Duschcontainer. Im Gewerbegebiet wird die Straße bei Remax verlängert und die Feinschicht aufgetragen. (rs)