Open Stage in Gudensberg
GUDENSBEG. Was für eine fantastische Veranstaltung, möchte man sagen! Es ist zu einer richtig schönen Tradition geworden, regelmäßig vor allem jungen Musikerinnen und Musiker sowie jungen Sängerinnen und Sängern in Gudensberg eine Bühne zu bieten.
Die Open-Stage-Veranstaltung im Bürgerhaus, die im Sommer gerne auch in den Stadtpark rund um die Märchenbühne verlegt wird, hat sich zu einer regelrechten Talentshow entwickelt. Auch wenn das klassische Konzept einer „Offenen Bühne“ Musiker einlädt, die ganz ungezwungen vors Publikum treten können und einfach loslegen, bewährt sich Gudensberg das Modell der Voranmeldung. Auf diese Weise kann man dem Bedarf der Musiker an Technik für unterschiedliche Instrumente auch gerecht werden. Schön beispielsweise, dass der Flügel im Bürgerhaus stets gestimmt und die Musikanlage für jedes Instrument entsprechend vorbereitet ist.
Kribbeln im Bauch mit Bass-Ukulele – Gänsehaut mit dem Raben
Wer kennt schon eine Bass- oder eine Tenor-Ukulele? Das muss man verstehen und selbst für erfahrene Musiker waren die Instrumente von Michael Brundig und Babs eine kleine Offenbarung. Der Bassist von „Stoned“ und der Mark Prang Band ist zwar kein Newcomer auf Nordhessens Bühnen, aber in der Formation als „Happy-Ukuleles auf jeden Fall ein musikalisches Startup, das man gesehen und vor allem gehört haben muss. Und dann passte auch der alte Gassenhauer, „Ich will keine Schokolade!“
Begeistert haben gleich zu Beginn Elke und Rolf, Anja Mann (unter anderem „The Rose“) und Phillip Althoff, der mit einer Piano-instrumental-Version von „Nothing else matters“ (Metallica) das Publikum regelrecht verzauberte. Nichts anderes ist von Bedeutung… Er begleitete dann auch Betty Bier bei einer bewegenden Interpretation von Edgar Allan Poes Gedicht „The Raven“ am Flügel. Die studierte Englischlehrerin offenbarte erstaunlich schauspielerisches Talent und wer an Allan Parsons dachte, der wurde eindrucksvoll belehrt, dass ganz andere musikalische Variationen möglich sind. Von wegen „nevermore!“
Begegnungen bereichern – Musik erst recht!
Eine außergewöhnlich reife Leistung lieferten drei Schüler der Musikschule Schwalm-Eder-Nord ab. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Natalia Bachmann am Klavier sangen Lara Kliebisch und Laura Knuth Titel von Demi Lovato oder Alicia Keys. Das Duett der Hexen-Schülerinnen aus „Oz“, Glinda und Elphaba aus dem Musical Wicked war symbolträchtig für den Abend. „Wie ein Schiff erfasst vom Sturmwind, das die Richtung verliert und ein nie gesehenes Ufer gewinnt“, heißt es im deutschen Text, des auf Englisch gesungenen Titels. Und neue Ufer erreichten viele, die an diesem Abend auftraten.
Glinda und Elphaba stellen auch fest, dass sie nur sind, wer sie sind, weil sie sich begegnet sind, dass alle Menschen sind, weil sie sich begegnen. Die Menschen, die sich am Freitagabend im Bürgerhaus Gudensberg begegnet sind, werden keine anderen geworden sein, aber ein wenig bereichert dürften sie nach Hause gefahren sein. Dazu beigetragen haben auch der dritte Schüler der Musikschule, Maximilian Unser und Organisator Andreas Olbrich zusammen mit Markus. (rs)