LEIPZIG | MELSUNGEN. Die MT Melsungen hat sich ihrer Auswärtsaufgabe beim SC DHfK Leipzig mit einem souveränen 29:26 (18:12)-Sieg entledigt. Knappe 20 Minuten vermochten die Sachsen Paroli zu bieten, gerieten dann aber bereits vor der Pause in vorentscheidenden Rückstand.
Einmal mehr Lasse Mikkelsen und der ehemalige Leipziger Yves Kunkel bereiteten mit zusammen elf Toren schon in Durchgang eins den Boden zum Sieg. Den die MT mach der Halbzeitpause praktisch nur noch verwalten musste. Leipzig kam zwar noch einmal näher heran, ohne ihre Gäste aber noch einmal in wirkliche Gefahr zu bringen. Lasse Mikkelsen war mit neun Toren am Ende um einen besser als Yves Kunkel, der achtmal traf. Für Leipzig war Philipp Weber mit sechs Toren der erfolgreichste Schütze.
Das Leipziger Publikum musste lange stehen zu Beginn der Partie. In der schönen Tradition, sich erst zu setzen nach dem ersten eigenen Treffer, geriet das zur Geduldsprobe. Melsungen mit dem Vorteil des Anwurfs spielte seine Angriffe lange aus, Nebojsa Simic im Tor blieb bei den ersten beiden SC-Würfen siegreich. So dauerte es geschlagene 05:17 Minuten, bis Alen Milosevic die eigenen Fans erlöste – indes, es war erst das 1:1. Denn auch die Nordhessen hatten bis auf einen erfolgreichen Versuch von Dimitri Ignatow bis dahin nicht viel Zählbares zustande gebracht. Es blieb vieles Stückwerk in dieser Anfangsphase, und das auf beiden Seiten.
Melsungen fand schließlich zuerst zu seinem Spiel. Dimitri Ignatow, durch die Verletzung von Tobias Reichmann in die erste Sieben gerutscht, nutzte seine Chance und traf mit dem 3:2 (8.) schon zum zweiten Mal aus spitzem Winkel. Abzusetzen vermochte die MT sich jedoch nicht. Bis zum 4:4 durch Maximilian Janke (11.) blieb Leipzig dran. Um dann jedoch Boden preiszugeben. Lasse Mikkelsen und zweimal der quirlige, gut aufgelegte Yves Kunkel – ausgerechnet an seiner alten Wirkungsstätte – sorgten innerhalb von nur 65 Sekunden für eine 7:4-Führung (13.).
Der Vorsprung schmolz allerdings wieder. Eine Strafzeit gegen Simon Birkefeldt nutzte der SC, um auf 10:9 zu verkürzen (19.). Um danach sofort wieder in alte Fehler zu verfallen: zu hektisch, zu ungenau, insgesamt zu drucklos gegen die sich immer besser findende MT-Deckung. Die Folge war fast zwangsläufig eine sich wieder absetzende Melsunger Mannschaft, die in Lasse Mikkelsen und weiterhin Yves Kunkel seine auffälligsten Akteure hatten. Einzig Roman Sidorowicz unterbrach die Trefferfolge dieser beiden einmal, bis Mikkelsen erst im Gegenstoß, dann per Siebenmeter auf 18:11 erhöhte. Franz Semper zeichnete kurz vor der Sirene für den Halbzeitstand verantwortlich.
Auch nach Wiederbeginn setzte Dimitri Ignatow die ersten Ausrufezeichen aus Sicht der Gäste. Weitere zwei Mal war der Rechtsaußen bis zum 20:15 (36.) erfolgreich und hielt damit die Leipziger praktisch im Alleingang auf Distanz. Es wurde insgesamt ruppiger auf der Platte, wobei die Auswirkungen durch Strafen beiderseits gering blieben. Leipzig mühte sich nach Kräften, Melsungen verwaltete eher. Das spielerische Resultat war nicht spektakulär, aber keineswegs unansehnlich. Im Gegenteil blitzte immer wieder individuelle Klasse auf. So bei Franz Sempers zwei Toren oder Lasse Mikkelsens Traumpass auf den zur Kreismitte eingelaufenen, völlig freien Yves Kunkel zu dessen 23:18 (41.).
Leipzigs Trainer André Haber versuchte viel, um vielleicht doch noch den Anschluss zu finden. Der siebte Feldspieler sollte es richten. Tatsächlich verfehlten seine taktischen Varianten ihren Sinn nicht. Zweimal Lukas Binder und einmal Philipp Weber verkürzten auf zwei, ehe wieder Ignatow die Antwort parat hatte – 24:21 (48.). Eine Minute später, und gerade als Max Janke den alten Abstand wieder hergestellt hatte, musste Bastian Roscheck nach seiner dritten Zeitstrafe ganz raus. Eine deutliche Schwächung der Gastgeber, die sich davon aber zumindest im Angriff nicht beirren ließen: Philipp Weber traf in Unterzahl zum 25:23 (52.).
Schließlich war es ein Leipziger, der die MT endgültig weiter auf der Siegerstraße verbleiben ließ. Nach Lasse Mikkelsens Siebenmeter zum 26:23 (52.) scheiterte Alen Milosevic erst völlig frei gegen den eigentlich schon geschlagenen Simic mit einem Wurf an die Latte, im darauffolgenden Angriff der Melsunger kassierte er auch noch eine Zeitstrafe. Und ermöglicht damit Dimitri Ignatow – der Entdeckung des Tages – seinen schon sechsten Treffer: Der Youngster nutzte seine Chance nach dem Ausfall von Tobias Reichmann und machte ganz abgebrüht abermals aus spitzem Winkel das 27:23 (54.). Es war der endgültige Knockout für die aufopferungsvoll kämpfenden Leipziger, deren spielerische Mittel an diesem Tag allerdings nicht ausreichten, eine über 60 Minuten ruhig und souverän spielende Melsunger Mannschaft zu gefährden.
Heiko Grimm zum Spiel
Natürlich freuen wir uns zuallererst über zwei weitere Punkte – vor allem, weil wir sie auswärts geholt haben. Wir mussten damit rechnen, dass sich Leipzig trotz unserer klaren Führung zur Halbzeit noch nicht geschlagen geben würde. Dennoch hätten wir das in dem Maße, wie es dann geschehen ist, nicht zulassen dürfen. Wir haben es plötzlich an Konzentration mangeln lassen und einige Undiszipliniertheiten gezeigt. Mit unvorbereiteten Würfe oder riskanten Abspielen haben wir es dem Gegner leicht gemacht, wieder heran zu kommen. Das ist uns in den letzten Spielen schon häufiger passiert. Jetzt wird es höchste Zeit, dass wir daraus lernen. Trainer und Spieler gleichermaßen müssen eben über die gesamten 60 Minuten die Konzentration hoch halten und nicht nur über 45 Minuten. Hätten wir heute die Führung nach einer Dreiviertelstunde etwa auf acht Tore ausbauen können, wäre das Spiel zu dem Zeitpunkt wohl schon entschieden gewesen. Aber das Positive hat an diesem Tage natürlich überwogen. Beispiele dafür waren die gute Torhüterleistung von Nebojsa Simic. Wobei die Entscheidung, ihn von Beginn an zu bringen, denkbar knapp ausgefallen war. Denn Johan Sjöstrand hat die ganze Woche über genauso stark trainiert, wie Simo. Folglich hätte auch er an diesem Tage zu einem Erfolgsgaranten werden können. Ebenfalls bemerkenswert war die Leistung von Philipp Müller, der in der kommenden Saison ja in Leipzig spielen wird und für den deshalb dieser Auftritt nicht ganz einfach war. Aber als er Mitte der ersten Halbzeit in die Abwehr kam, hat er dort die nötige Stabilität hineingebracht. Ganz besonders freut mich die Leistung von Dmitri Ignatow. Er hat als Partner von Tobias Reichmann bekanntermaßen wenig Spielanteile. Insofern war seine sehr gute Trefferquote nicht unbedingt zu erwarten.
Das nächste Spiel:
Sa., 30.03.19, 20:30 Uhr, MT Melsungen – TVB 1898 Stuttgart, Rothenbach-Halle Kassel