BORKEN | FRITZLAR. Am 18. September 1936 fand zum Abschluss eines großangelegten Herbstmanövers der Deutschen Wehrmacht zwischen den nordhessischen Städten Fritzlar und Borken eine „Große Truppenparade“ statt.
Das spektakuläre Ereignis lockte, so zeitgenössische Presseberichte, über 50.000 Zuschauer auf die „Großenengliser Platte“. Das Publikum verfolgte den Vorbeimarsch der Soldaten, der Militärfahrzeuge, der pferdebespannten Geschützprotzen, Reiter, Musikkorps und Fahnenträger mit großem Interesse, oft sogar mit Begeisterung. Auch eine Fliegerstaffel flog an den extra errichteten Zuschauertribünen vorbei. Lediglich schweres Panzergerät fehlte, wohl aufgrund der Bodenbeschaffenheit.
Der Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und Kanzler des Deutschen Reichs, Adolf Hitler, nahm die Parade persönlich ab. In seiner Begleitung fanden sich führende Repräsentanten des NS-Staates und des Militärs, allen voran der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Werner von Fritsch und der Reichskriegs-minister, Generalfeldmarschall Werner von Blomberg. Auch die hessische Prominenz war vertreten, zum Beispiel der NSDAP-Gauleiter von Kurhessen, Karl Weinrich, der Oberpräsident Prinz Philipp von Hessen sowie Bürgermeister und Landräte aus der Region. Das „Dritte Reich“ demonstrierte den hohen Stellenwert, den die militärische Aufrüstung des Deutschen Reichs einnahm.
Das Manöver und die Parade lassen sich in eine ganze Reihe militär- und rüstungspolitischer Entscheidungen einbinden. So war am 16. März 1935 mit dem Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht die allgemeine Wehrpflicht in Deutschland wiedereingeführt und – eine interessante Umbenennung – aus der Reichswehr die Wehrmacht hervorgegangen. Am 18. Juni 1935 war ein Flottenabkommen mit Großbritannien vereinbart worden, das der Deutschen Marine eine Wiederaufrüstung in einer Stärke von 35 Prozent der britischen Flotte gestattete. Am 7. März 1936 besetzten deutsche Truppen das damals entmilitarisierte Saarland. Damit stellte sich das Deutsche Reich in aller Offenheit gegen den Versailler Friedensvertrag, der nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg eine Wiederaufrüstung des Deutschen Reiches verhindern sollte.
Am 24. August 1936 wurde die Militärdienstzeit in Deutschland auf zwei Jahre ausgeweitet. Schon wenige Monate nach dem Manöver probierte die Wehrmacht die Wirksamkeit ihrer Waffen im spanischen Bürgerkrieg unter realen Kriegsbedingungen aus. Die deutsche „Legion Condor“ unterstützte den Generalissimus Francisco Franco bei seinem Ziel, eine faschistische Diktatur auf der iberischen Halbinsel zu errichten. Am 26. April 1937 zerstörten deutsche Kampfflugzeuge die baskische Stadt Guernica nordöstlich von Bilbao. Ein Bombardement und ein Schreckensszenario, das als Motiv des gleichnamigen Bildes von Pablo Picasso weltweiten Bekanntheitsgrad erlangte.
Kriegsvorbereitung durch den Vierjahresplan
Auch die Errichtung der Vierjahresplanbehörde steht im engen zeitlichen Zusammenhang zu dem Manöver. Hitler selbst formulierte im August 1936 mit seiner Denkschrift zum Vierjahresplan eines der Schlüsseldokumente seiner Aufrüstungs- und kriegsvorbereitenden Politik. Der Reichsminister ohne Geschäftsbereich, gleichzeitig Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Göring, stellte Hitlers Denkschrift am 4. September 1936 seinen Kabinettskollegen vor. An der Sitzung nahmen unter anderem Reichskriegsminister Werner von Blomberg, Reichsfinanzminister Graf Schwerin zu Krosigk und Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht teil. Sie zählten zu dem kleinen Personenkreis, der im Jahr 1936 in die geheim gehaltenen Pläne Hitlers und Görings eingeweiht waren.
Einen Monat nach der Militärparade auf der Großenengliser Platte wurde Hermann Göring am 18. Oktober 1936 offiziell mit der Durchführung des Vierjahresplanes beauftragt. Diese Behörde organisierte in den Folgejahren die Aufrüstung.
Ebenfalls im Herbst 1936 wurden in Mittelhessen Manöver durchgeführt. Diese hatten alle nur ein Ziel: Die schleichende Mobilmachung des Deutschen Volkes, die am 1. September 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen, dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, endete.
Überspitzt formuliert führte die Große Truppenparade des Septembers 1936 direkt in den Zweiten Weltkrieg.
Knapp neun Jahre nach der Parade besetzten amerikanische Truppen nach einem verheerenden Krieg mit über 50 Millionen Toten in den Osterfeiertagen 1945 den Raum Borken/Fritzlar und die Großenengliser Platte. Der Jubel des Jahres 1936 war schon lange verflogen. (Thomas Schattner und Ingo Sielaff)
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9 Kommentare
Hat schon mal jemand die Berichte der HNA gelesen bezüglich Mun Lager Rörshain. Da war Atomare Munition gelagert , die mit den Geschützen der 5/21 Feldart. verschossen werden konnte. Stimmt auch.Haben wir in Grafenwöhr geübt. Von wegen wir wurden eingewiesen. Kalkboben wurden verschossen. Wir mussten uns alle mit Gasmaske hinwerfen. Begründung. Man konnte damit die russischen Angriffe aus Richtung Fulda abwehren können. Die Geschosse flogen ca 20 bis 25 km. Schon mal daran gedacht, dass genau diese Geschosse unser eigenes Land verseucht hätten? Es wurde also alles in Kauf genommen. Selbst das eigene Volk wäre jämmerlich verreckt. Ein atomares Geschoss, dass innerhalb von Deutschland nur ca 25 km fliegt, verseucht einfach alles.
Im gewissen Sinne muss ich Eowyn recht geben. Es wird neu gebaut, Stromnetze usw. Man braucht noch nichtmal einen Krieg um , die Energieversorgung bezüglich Strom enorm mit simpler Gewalt zu vernichten. Die Ostblockstaaten haben uns da einiges Voraus. Da wird nicht öffentlich diskutiert und Propaganda gemacht. Da werden einfach Versorgungsleitungen heimlich und ohne grössers Aufsehen der Öffentlickeit irgendwo eingebuddelt. Hier bei uns werden wochenlang Landkarten gezeigt wo eine Stromtrasse herlaufen soll oder könnte. Glaubt denn echt jemand, dass bleibt ohne Folgen. Die Presse gibt bekannt, dass hier kaum was einsatzbereit ist. Hört man vom Osten nicht. Das Überrollen des Westens wird ja so richtig Schmackhaft gemacht. Dann NATO. Herr Trump Amerika first. Der wird schön zuschauen, vor lauter Schiss, dass was über den grossen Tümpel geflogen kommt. Militärparaden brauchen wir nicht. Das stimmt. Unnnützer Schwachsinn. Schaut euch mal dass kleine kläckschen BRD auf der Weltkarte an. Und dann das grosse sowjetische Reich. Ich habe einen Film gesehen über schnelle Einsatzkräfte und KSK und so weiter. Ca 600 Mann. Leute. Dass dauert Minuten, dann ist alles rum. Da rollen tausende an. BW braucht einfach niemand mehr.
Ein BW Kollege von mir hat mal gesagt. Lieber rot als tot. Meine Meinung.
Die Grundsatzfrage sollten eher sein, ob wir die Bundeswehr überhaupt brauchen. Selbst die besten Waffen taugen nicht mehr zur Verteidigung, ausser man glaubt immer noch, dass eine konventionelle Kriegsführung in dem Fall der Fälle möglich ist. Niemand braucht mehr die üblichen AB oder C – Waffen, um ein Land verteidigungsunfähig zu machen. Ein AKW, eine Chemiefabrik oder gar unsere sensiblen Stromnetze lassen sich ohne grosses Aufsehen in die Luft jagen. So gut wie alles ist damit ausser Betrieb und die dann nicht mehr überlebensfähige Bevölkerung kann und braucht keinen Schutz mehr.
Die nächste Folge aus der beliebten Reihe „Eowyn knows best“
Ach Kevin, streichle deinen (Beleidigung gelöscht) und hör auf dich in Erwachsene Gespräche einzumischen 😛
Frage an die Redaktion, wenn eine Person namens „Eowyn“ jemanden als „Fettwanst“ betitelt wird seitens der Redaktion wegen Beleidigung das nicht raus genommen? Sehr aufschlussreich! Im Fall Weinmeister lief es anders.
Ihre Frage ist gleichzeitig eine Schlossfolgerung. Um Ihre Frage zu beantworten: Der Kommentar war mir durchgerutscht, die Beleidigung habe ich entfernt.
Alexander Wittke
Die Bundeswehr kostet einen Haufen Geld, dass sicher besser anderweitig verwandet werden könnte. Als Teil der Nato hat man Verpflichtungen, die man nicht einfach kündigen kann. Auch wenn wir mit der BW leben müssen, sollte man vorsichtig und sinnvoll mit dem Etat umgehen. Die Frage ist doch wovor soll die Bundeswehr uns schützen, verteidigen? Russland müssen wir nur dann fürchten, wenn sie nicht mehr vernünftig regiert werden. Putin weiß, dass er nur atomar Europa erobern kann. Dazu wird er seine Soldaten in atomar kontaminiertes Gebiet schicken müssen. So dumm ist kein Machthaber, Putin würde dann in Gefahr geraten dass die Chinesen die Gelegenheit nutzen, die Grenze zu Sibirien zu begradigen. Also hat Russland nur begrenzte Möglichkeiten, wirtschaftlich ist China weiter als Russland. Wenn Russland zukunftsorientiert geführt werden würde, hätte Putin das Land wirtschaftlich nach vorne gebracht. Russland ist unbestritten das reichste Land, wenn es mit Geduld und Initiative durchorganisiert wird. Einst hat ein Zar die Transsib bauen lassen, solch eine Initiative hätte Putin beginnen müssen, dann würden viele Menschen noch leben und eine Zukunft haben. Die Bundeswehr ist nicht das, was sie zu meiner Zeit war.
Da sind die Leute noch zu Paraden gegangen und waren froh sowas miterlebt zu haben….Die Bundeswehr erzeugt doch nur noch ein Lächeln bei den Leuten oder ein paar Schlechte Witze…
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