Neujahrsempfang in Gudensberg
GUDENSBERG. „Die Zukunft kann man am besten voraussagen, wenn man sie selbst gestaltet“, mit diesem Zitat von Alan Kay begrüßte Bürgermeister Frank Börner die rund 350 Gäste beim Neujahrsempfang der Stadt Gudensberg im Bürgersaal.
„Gudensberg 2030“, so lautet das Schwerpunktthema für die Stadtentwicklung in Hessens ehemaliger Hauptstadt. Alle Bürger, die Interesse haben, werden, so Börner, mit einbezogen in Diskussionsforen und Projektgruppen, um gemeinsam die Weichen für die nächsten Jahrzehnte zu stellen. Dabei beschwor der Bürgermeister auch das „Gudensberg Modell“, nachdem in der parlamentarischen Arbeit vor allem miteinander und gemeinsam gehandelt wird.
Viele Investitionen für und in die Zukunft
Die Stadt investiert in die Zukunft, hat gerade für 5,5 Millionen Euro das neue Feuerwehrgebäude fertiggestellt, wird in Maden einen neuen Kindergarten in Betrieb nehmen, konnte den Hauptsitz der Firma Rudolph Logistik aus Baunatal nach Gudensberg holen, mit der Firma Dupon einen Betrieb erhalten und mit verschiedenen Banken, wie der VR-Partner Bank, der Kreissparkasse oder auch der VR-Bank Hessenland (Alsfeld) Investitionen in Gewerbe- und Wohnimmobilien in der Stadt ermöglichen. Gleichzeitig wird das Rathaus um eine Etage vergrößert.
Wie wichtig die privaten und mittelständischen Investitionen für Gudensberg sind, wurde in der Wahl des Referenten deutlich.
Dr. Hans-Hartwig Loewenstein: Mittelstand sichert die Zukunft
Dr. Hans-Hartwig Loewenstein, ehemaliger Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, erläuterte, wie wichtig der Mittelstand auch in Zukunft für Deutschland und seine Kommunen sein wird. Dabei waren sich Börner und Loewenstein einig, dass der bürokratische Aufwand sowohl für kleine Unternehmen als auch für kleine Kommunalverwaltungen nach wie vor überproportional steigt und für beide enorm Arbeitszeit-bindend wirkt. Kleine Unternehmen, so Loewenstein, wenden einen Großteil ihrer Arbeitszeit dafür auf, die Steuerverwaltung zu erledigen und den Rechtsrahmen einzuhalten.
Der Staat, so der Referent, schafft einen immer engeren Rechtsrahmen, weil gleichzeitig immer geringer Vollzugsdichte. Immer mehr Regeln müssen beachtet werden und gleichzeitig wird die Kontrolle, beispielsweise von Schwarzarbeit, vernachlässigt. Dabei ist es der Mittelstand, der für die meisten Steuereinnahmen, die sichersten Arbeitsplätze und die meisten Ausbildungsverhältnisse sorgt.
Bauvorschriften erschweren die Zukunftsgestaltung
Im Bauwesen sieht der Bauunternehmer besonders auffällige Probleme. Die Bauvorschriften erschweren das Schaffen von Wohnungen und Infrastruktur. Sie verteuern außerdem Baumaßnahmen unverhältnismäßig. Brandschutz, Klimaschutz und Energiesparen sind in der Gesamtheit nicht bezahlbar. Der soziale Wohnungsbau wurde extrem vernachlässigt. Vor Jahren gingen alle Planungen davon aus, dass Deutschland quasi fertig gebaut ist. Heute wird offensichtlich, dass vor allem in den Städten der Wohnraum knapp ist und gleichzeitig Flächen fehlen. Kommunen können oft Zuschüsse nicht in Anspruch nehmen, weil sie nicht einmal die Eigenmittel aufbringen können. Gleichzeitig beobachtet er eine Schuldenblase in Europa, die irgendwann zu platzen droht.
Partnerstädte aus der Ukraine und Polen mit Wirtschaftsdelegation
Stadtverordnetenvorsteher Walter Pippert verwies in seinem Schlusswort darauf, dass man in Gudensberg miteinander redet und nicht übereinander und dass das Ehrenamt nach wie vor eine tragende Säule ist. Ins Programm eingebunden wurden die Bürgermeister der Partnerstädte Jelcz-Laskowice (Bogdan Sczesniak) und Schtschyrez (Oleh Vasylyshyn), die erstmals auch mit einer Wirtschaftsdelegation aus Polen und der Ukraine angereist sind. Für den musikalischen Rahmen sorgte das Duo Blue. (rs)
Das Bild: Walter Pippert (links) und Frank Börner (rechts) überreichen Dr. Hans-Hartwig Loewenstein (Mitte) einen Präsentkorb mit Produkten aus der Region