BORKEN (HESSEN). Die Freude und der Stolz des Vaters, wenn die Tochter zwar nicht seinen Musikgeschmack teilt, aber innerhalb der Feuerwehr in seine Stiefel schlüpft, und der große Verlust eines Kameraden, der mit 60 Jahren viel zu früh verstarb, waren unter anderem die prägenden Elemente der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Borken am Freitagabend im Feuerwehrhaus.
„Gott zur Ehr“ heißt es bei der Feuerwehr. Um die verstorbenen Kameraden zu ehren, erhebt sich die Versammlung zu Beginn einer jeden Jahreshauptversammlung. Diesmal unter anderem für Karl-Heinz Baberuxky, der am 18. Mai 2018 unerwartet verstarb. Vor etwas mehr als sechs Jahren hatte er bei einem Wohnhausbrand einer damals 78 Jahre alten Frau das Leben gerettet. Dafür wurde er mit dem Silbernen Brandschutzehrenzeichen als Steckkreuz für besonders mutiges und entschlossenes Verhalten ausgezeichnet.
Für die Feuerwehr war es ansonsten ein durchschnittliches Jahr. Die 56 Kameradinnen und Kameraden der Einsatzabteilung leisteten insgesamt 11.093 Dienststunden, berichtete Wehrführer Mario Diehl.
Sie rückten insgesamt 71 Mal aus:
- 15 Brandeinsätze
- 36 Hilfeleistungen
- 20 Fehlalarme
Sechsmal war die Kernstadtwehr überörtlich im Bereich Schwalm-Eder-West im Einsatz.
Als herausragenden Einsatz hob Diehl die Hilfeleistung für ca. 360 Reisende am Abend des 15. Oktober hervor. Ein IC der Bahn hatte beim Durchfahren des Borkener Bahnhofs die Oberleitung heruntergerissen und war zwischen Borken und Singlis liegengeblieben. Den Einsatz finden Sie hier: Borken: 316 Passagiere werden aus Zug evakuiert
Nahezu 90 Prozent verbringen die Kameraden der Feuerwehr Borken aber nicht mit Einsätzen:
Feuerwehrtechnische Ausbildung in Theorie und Praxis
- 946 Stunden
Einsätze
- 537 Stunden
Jugendarbeit
- 074 Stunden
Lehrgänge
- 819 Stunden
Die Arbeit der Geräte- und AGT Warte
- 717 Stunden
Nicht ganz rund läuft es mit der Atemschutzwerkstatt, die längst fertig sein sollte. Die Ehrenamtlichen um die Wehrführung haben ihr Soll erfüllt, viel Vor- und Eigenleistung erbracht. Die Verwaltung hinkt hier mit ihren Leistungen Monate hinterher. Dafür kommt aber noch in diesem Monat eine neue Schlauch-Prüf- und Wartungsanlage, wie Bürgermeister Marcel Pritsch-Rehm in seinem späteren Grußwort fast entschuldigend vorbrachte.
Neben der Atemschutzwerkstatt gab es aber in den letzten Jahren noch ein zweites Mammutprojekt: Die neue Drehleiter. Nach dem Bewilligungsbescheid des Innenministers im Mai 2018, der 282.500 Euro für die Leiter mitbrachte, setzten sich Achim Hilgenberg (Stadtbrandinspektor), Stefan Jäger (Stadt Borken) und Mario Diehl mit Kameraden aus Fritzlar, Hessische Lichtenau und Sontra oft an einen Tisch, um das Leistungsverzeichnis für die Neubeschaffung zu erstellen. Drei Drehleitern wurden von den Herstellern vorgeführt. Bis zum Ende des Jahres soll es jetzt eine Rosenbauer 3.0 auf einem Mercedes Fahrgestell werden.
Als nächstes muss ein Ersatz für das LF 16 TS gefunden werden, das seit 1986 seinen Dienst in Borken erfüllt. Hier favorisiert Diehl ein LF KathS des Bundes.
Sorgen macht Diehl auch das Feuerwehrhaus, dessen bauliche Begebenheiten und der Hof. Noch immer gibt es keine zeitgemäßen Sanitäranlagen. Frauen und Männer teilen sich eine Dusche auf der Herrentoilette. Der Prüfdienst bemängelte zudem den schlechten Zustand des Hofes zum dritten Mal seit 2008 und regte nun eine unverzügliche Beseitigung der sicherheitstechnischen Mängel an.
Starker Nachwuchs
Traditionsgemäß nimmt die gesellschaftliche Verantwortung bei der Feuerwehr Borken einen hohen Stellenwert ein, was das Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit wiederspiegelt. Hier können die verantwortlichen Kinder- und Jugendwarte jährlich auf eine erfolgreiche Arbeit, viele Aktivitäten und einen nahezu gleichbleibenden Personalstand zurückblicken. Für die 18 Jungen und Mädchen bei den Grisus (Kinderfeuerwehr) wurde in Eigenleistung ein neues Brandhaus gebaut. In der Jugendfeuerwehr sind aktuell 18 Jungen und zehn Mädchen.
Feste Gemeinschaft
Die Ehren- und Altersabteilung führt mit viel Herzblut Siegfried Bank. Die Kameraden trafen sich im vergangenen Jahr zu 22 Ausflügen und Veranstaltungen. Mit 88 Jahren ist Adolf Norwig das älteste Mitglied und noch immer voll dabei. Er wurde am Freitagabend für 70 Jahre Vereinszugehörigkeit geehrt.
Die Oberfeuerwehrfrau
Selina Diehl ist zur Oberfeuerwehrfrau befördert worden, was ihren Vater und Wehrführer Mario sichtlich berührte und mit Stolz erfüllte. Die 19-Jährige war im letzten Jahr zum ersten Mal unter Atemschutz im Einsatz – und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.
Neben Selina wurden
- André Vogel (Feuerwehrmann)
- Nadine Seeger (Oberfeuerwehrfrau) und
- Pascal Bernhardt zum Hauptfeuerwehrmann
befördert.
Jochen Hasse schied aus gesundheitlichen Gründen aus der Feuerwehr aus. Seine Kameraden dankten ihm seine Einsatztätigkeit mit einer Urkunde.
Übernahmen in die Einsatzabteilung
- Sarah Schneider
- Max Israel
- Jonathan Bär
Die Ehrungen des Feuerwehrvereins
Für 25 Jahre
- Götz Hohmann
Für 50 Jahre
- Dieter Althaus
- Bernhard Stirn (Ehrenstadtbrandinspektor)
- Bernd Heßler (Altbürgermeister)
Für 70 Jahre
- Hans Hempel
- Adolf Norwig