Bürgerinitiative gegen Lärm – aber für die Autobahn
EDERMÜNDE. Es war das Jahr 1957, als am Hahn ein Verkehrsknotenpunkt zur B254 entstand und die Bundesstraße 3 mit Grünstreifen in der Mitte geplant wurde. Es gab noch keine A49 und von Lärmschutz war keine Rede. Auch nicht, als dieser Schnittpunkt 1969 mit einer Brücke kreuzungsfrei wurde. Planungen für eine Autobahn nach Marburg wurden in Holzhausen mehrheitlich begrüßt.
15 Jahre später, am 16. November 1976 berichten die Zeitungen, dass ein Antrag auf Tempobegrenzung in Holzhausen abgewiesen wurde. Eine Messung der Verkehrssicherungskommission hatte ergeben, dass eine Begrenzung auf 100 Stundenkilometer keine Messbare Verbesserung bringen würde. Am 29. Oktober 1984 fragte Günter Rudolph öffentlich das Verkehrsministerium, ob angesichts der Lärmschutzmaßnahmen am Mattenberg und in Kirchbauna, in Holzhausen mit zweierlei Maß gemessen wird.
Mit jeder Baumaßnahme eine Verschlechterung?
Trotzdem lebt man in Edermünde mit der Autobahn. Der leise Asphalt, natürlicher Schutz durch Bäume und Sträucher, die den Schall irgendwie abgelenkt haben, machten das Leben rund um den Hahn jahrelang erträglich. Die Straße gehört dazu, sagen auch die Mitglieder der Interessengemeinschaft Lärmschutz (IgL) A49.
Dann kamen Baumaßnahmen, überraschend ein neuer Asphalt, die natürlichen Schallschlucker verschwanden. Dafür tauchten Argumente auf: es sei doch ein Flüster-Asphalt und die Büsche und Bäume hätten rein physikalisch sowieso nichts gebracht. Das Tempolimit kam, ging wieder und wurde wieder neu eingerichtet. Geschichten können die Holzhäuser inzwischen viele erzählen.
Vom Sprinter zum Marathonläufer – Unterstützung von Baunatal bis Borken
Günther Schumann und Jörg Dittmar berichten im Gespräch mit nh24, dass sie inzwischen bildlich zu Marathonläufern geworden sind. Mit einem kurzen Sprint ist an der A49 tatsächlich noch niemand erfolgreich gewesen. Längst haben sich aber die Kommunen entlang der A49 von Baunatal bis Borken angeschlossen und auch zu den Anrainern der A44 bestehen Kontakte.
Das Problem: der Verkehr nimmt zu und mit dem Lückenschluss an der A49 zur A5 wird es dann richtig laut. Hessenmobil, so die beiden Protagonisten, die längst zu Fachleuten für Lärmschutz, Autobahnplanung und vor allem den Umgang mit Planungsbehörden geworden sind, rechnet noch immer mit falschen Zahlen. Nur 20 Prozent soll der Verkehr zunehmen. Statt 40.000 Autos täglich, werden 49.000 erwartet. Es werden weit mehr, vermuten nicht nur die Anwohner.
Bitte keine Zweiklassengesellschaft an der A49!
Was ist das Ziel des „Netzwerkes“? „Wir wollen die Autobahn“, sagen Schumann und Dittmar, „aber keine Zweiklassengesellschaft. Tatsächlich wird Schallschutz an den zukünftigen Abschnitten der A49 besser umgesetzt, als an den bestehenden. Der Lärmpegel wird aber überall der gleiche sein. Wenn eine Autobahn neu geplant wird, dann sollten an der gesamten Strecke die gleichen Regeln gelten. „Wir sehen einen roten Faden“, sagen die engagierten Bürger, die längst auch die meisten Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker hinter sich haben, „aber auch noch jede Menge Arbeit“.
Wer mit der Bürgerinitiative spricht, bekommt schnell mit, dass hier keine Fundamental-Opposition am Werk ist. Hier geht es um Gesundheitsschutz und Lebensqualität. Mit viel Know-how und Taktik möchte IgL ans Ziel kommen. (rs)
3 Kommentare
Hmmmm ….. Wohnt denn ein Herr Günter Rodolph nicht auch im Ort ??? Dann ist es auch zu erklären warum hier so ein aufsehen gemacht wird…
Viel Verkehr gibt es heute überall und damit muß man Leben sonst wären in den Geschäften die Regal leer !!!!!!!!!!!!!!!!
„Wenn eine Autobahn neu geplant wird, dann sollten an der gesamten Strecke die gleichen Regeln gelten.“
Genau so sehe ich das auch. Es wird Zeit, dass die 100km/h bis Kassel wieder entfernt werden. Wenn mehr Verkehr ist, regelt sich die Geschwindigkeit eh von selbst. Das konnte man zur Rushhour bereits immer sehen.
Wir brauchen keine Landstraßenverhältnisse auf Autobahnen, das geht am komletten Zwecke der Autobahnen vorbei.
Wobei mit 20% mehr Verkehr beim Zusammenschluss mit der A5, hat sich Hessenmobil die Situation echt schön gerechnet. Der ganze Schwerlastverkehr von Norden und Nordosten Richtung Frankfurt, wird dann über die A49 fahren, da einfach dort kein Gebirge, wie der Pommer überquert werden muss. Dann regelt sich auch die Geschwindigkeit wieder von selbst.
Um bei diesen Zuständen einen geeigneten Lärmschutz zu bekommen, müsste man die Autobahn einhausen.
ist klar – war bekannt, dass die B3 mit VW Zubringerverkehr, bzw. Autobahn da war. Dafür waren die Grundstücke in Holzhausen billiger. Jetzt wird gejammert wegen dem Lärm.
Zugegeben Lärm ist nicht schön, doch der Unterschied zwischen Geschwindigkeitsbeschränkung und freier Fahrt ist hier unwesentlich
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