Hoch über den Köpfen: Fliegende Jugendliche von Max Lange & Co © Rainer Sander
Neujahrsempfang in Edermünde
EDERMÜNDE. Was tun, wenn der Aktionsradius vorgegeben ist? Die Kreativität über Bord werfen und öffentlichen Dienst nach Vorschrift machen? So vielfältig, wie die Themen in den vergangenen Jahren gewesen sind, so sehr dominiert jetzt ein einziges Thema die Edermünder Gemeindepolitik. Kinder, Kinder, so lautete das Motto des Neujahrsempfangs am Sonntagmittag in der Bilsteinhalle in Besse.
Kinder sind das Thema. Für die Eltern und die Gesellschaft sowieso, aber sie wollen auch sinnvoll beschäftigt und gut betreut werden. Beide Kindergärten Pusteblume und Vogelnest in Edermünde lassen sich jedoch – selbst mit großem Aufwand – nicht so renovieren, dass sie moderner Vorschulpädagogik und schon gar nicht zeitgemäßer Bauweise entsprechen. Es wäre auch nicht unbedingt billiger geworden. Nach intensiver Prüfung, so Bürgermeister Thomas Petrich, fiel die Entscheidung, beide Kindertageseinrichtungen komplett neu zu bauen. Und weil gleichzeitig die Spielplätze nach einem neuen Konzept völlig anders gestaltet werden, lag nichts näher, als beide Kinderthemen ins Zentrum des Neujahrsempfangs zu rücken. Die Bürgerbefragung hatte hierzu die Wünsche der Kinder und ihrer Eltern sichtbar werden lassen.
Kindergärten: Wettbewerbs-Sieger wird gebaut
Architekt Johannes Lott aus Berlin © Rainer Sander
Vom Planungsbüro Löser Lott, war Architekt Johannes Lott aus Berlin angereist und präsentierte seine Kindertagesstätten-Siegermodelle aus dem Wettbewerb, die er jetzt auch verwirklichen darf. Das Raumkonzept ist flexibel, klassische Flure gibt es nicht. Die Verbindungen für teils variable Räume sind zugleich Spielbereiche, was nur durch ein besonderes Brandschutzkonzept möglich ist. Aus zwei Etagen geht es direkt auf die Freifläche.
Beide Kindergärten unterscheiden sich nur durch die Farbgestaltung. Sie sind sonst identisch. Zwei gleiche Gebäude an die jeweilige Ortslage anzupassen, sei einfacher, als zwei unterschiedliche aber gleichgute Häuser zu planen, sagt der Ingenieur; sie zu bauen sei sicherlich günstiger, als zwei verschiedene, so ist die Hoffnung des Bürgermeisters. Kostenschätzungen aus dem Jahr 2017 liegen bei 4,5 Millionen Euro je Einrichtung. Die Ausschreibungen werden jetzt vorbereitet und dann wird sich zeigen, was Richtwerte in einer Zeit explodierender Baukosten wert sind.
Altersübergreifendes Spielplatzkonzept
Sie präsentierten das neue Konzept der altersübergreifenden Spielanlagen: Karl Scheili, Isabel Döring, Christina Semmelroth und Jörg Dreismann © Rainer Sander
Statt vieler kleiner Spielplätze, die wenig besucht werden, wird es in Besse und Haldorf demnächst nur noch je ein Spiel- und Freizeitgelände geben. Das lockt dafür mit vielen Attraktionen. Vom Bolzplatz über einen Fahrrad-Parcours, bis zu einem Parcours für athletisch ambitionierte Jugendliche, wird es alles geben, was Spaß und Sinn macht. Ein Spielgelände für alle Altersgruppen, vom „Sandkasten-Kind“ bis zum „Fußball-Jugendlichen“.
Für die Kindergarten-Finanzierung werden die Rücklagen weitgehend abgebaut, damit nur 1,3 Millionen Euro Kredite aufgenommen werden müssen. Die Spielplätze werden ohne Darlehen finanziert. Das Konzept stößt auf großes Interesse und es wird sogar eine Menge Spenden und ehrenamtliche Leistungen geben. Diplom Ingenieur Karl Scheili vom Ingenieurbüro Stadt und Natur stellte die Projekte zusammen mit Isabel Döring und Christina Semmelroth vor, die in Arbeitsgruppen aus den Ortsteilen entwickelt wurden.
„Fliegende Jugendliche“ in der Halle
Rück- und Ausblick: Thomas Petrich und Armin Wicke © Rainer Sander
Der Haushalt wird in den nächsten drei Jahren keine weiteren, größeren Ausgaben verkraften. Jeder fünfte Euro im Haushalt fließt in Personal- und Sachaufwendungen für die Kindergärten. Die Priorität der Gemeinde ist damit eindeutig.
Einen Vorgeschmack auf das, was in einem sogenannten Parcours möglich ist, präsentierten Max „Lange & Co“ quer durch die Bilsteinhalle, in der zwischen den Sitzrängen Turn-Kästen aufgebaut waren. Vier Jugendliche flogen durch die Luft und wirbelten bei Techno-Rhythmen durch die Gänge.
Bürgermeister Thomas Petrich und Armin Wicke als Vorsitzender der Gemeindevertretung, hatten die rund 500 Gäste, darunter Bundes,- Landes und Kreispolitiker, Geschäftsleute, Ehrenamtliche, Vereinsvertreter und interessierte Bürger aus Edermünde begrüßt und Rückblick sowie Ausblick präsentiert. Jörg Dreismann moderierte die Veranstaltung, die von den Young Voices unter der Leitung von Thomas Seydler musikalisch umrahmt wurde. (rs)
