Symbolträchtiger Neujahrsempfang in Bad Emstal
BAD EMSTAL. Ein bisschen mehr Frieden und weniger Streit, ein bisschen mehr Güte und weniger Neid, ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass, ein bisschen mehr Wahrheit, das wär‘ doch schon was. Mit diesen lyrischen Worten von Peter Rosegger eröffnete der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Winfried Wehnes, den Neujahrsempfang im Heilbad Bad Emstal. Abermals nicht im Kursaal, sondern bei Vitos, dem größten Arbeitgeber und größten Gesundheitsbetrieb in der Gemeinde.
Dann, so Wehnes, würde sich das Zusammenleben besser gestalten und der Begriff „Miteinander“ an Boden gewinnen. Den aufwändigen Kosten der Gemeinde stehen aktuell zu wenig Einnahmen gegenüber. Dass gerade die Sorgen Boden gewonnen haben, ist unbestreitbar, wie aus der anschließenden Neujahrsansprache von Bürgermeister Stefan Frankfurth deutlich wurde. Nur mit einer zwischenzeitlichen Haushaltssperre wusste die Gemeinde die plötzliche Halbierung der Gewerbesteuer zu kompensieren, seit der Wende schon schmelzen kontinuierlich die Arbeitsplätze weg und über das kaputte Dach auf Kursaal und Schwimmbad möchte man nicht immer wieder sprechen.
Atmen geht immer
„Atmen geht immer“, sagt Dr. Eckart von Hirschhausen, und das könnte gerade das Motto der Gemeinde Bad Emstal sein. Sowohl aus medizinischer Sicht – für einen Kurort nicht unwesentlich – als auch politisch und vor allem finanziell hilft die Gewissheit, dass die wichtigsten Grundlagen immer problemlos funktionieren und der Rest passiert eben. Wer dran bleibt, Ideen hat, das Beste draus macht, die gute Laune bewahrt, Lösungen sucht – auch wenn’s blöd wird – und Alternativen probiert, statt zu jammern über die böse Welt, die schlechte Politik in Land, Bund und Europa und die Nachbarn, denen es besser geht, hält den Schlüssel zur Lösung in der Hand.
Stefan Frankfurth beschreibt die Lage der Gemeinde mit ehrlicher Leidenschaft und man spürt das persönliche Engagement. Das, so Frankfurth, zeigen gerade sehr viele Menschen in der Gemeinde. Da hat der Sportverein in Sand sein Vereinshaus selbst renoviert, Menschen engagieren sich in der Flüchtlingshilfe und arbeiten mit an Lösungen innerhalb der Gemeindegremien. Diese haben den neuen Kindergarten auf den Weg und ein Baugebiet zur Planungsreife gebracht, eine Bestandsaufnahme bis zum letzten Schlagloch durchgeführt, den elektronischen Workflow im Rathaus eingeführt und vor allem eine Förderung beantragt, um Lösungen für das Kurgebäude auf den Weg zu bringen.
Mehr Wertschätzung für Engagement
Wer davon überzeugt ist, dass es Lösungen gibt und darauf vertraut, dass sich Alternativen erschließen, wenn man bereit ist, sie zu erkennen und auszuprobieren, hat zumindest den Vorteil des Ballbesitzes auf seiner Seite. Dass man in Bad Emstal an die Zukunft glaubt und zusammenhält, ist erkennbar. Dass die Beschlüsse der Gemeindevertretung zuletzt alle einstimmig waren, zeigt den Konsens auf politischer Ebene, stellte Wilfried Wehnes fest. Noch mehr Wertschätzung für das Engagement von Bürgern ist für Bürgermeister Frankfurth eine Herzensangelegenheit.
Landrat Uwe Schmidt sprach das einzige Grußwort und ging darin auf die Errungenschaft des 100jährigen Frauenwahlrechtes in Deutschland ein und verknüpfte das Recht zum Wählen mit der inneren Verpflichtung zu wählen. In diesem Jahr steht die Europawahl an. Die Junge Philharmonie Wolfhagen sorgte unter der Leitung von Klaudia Piecha für eine mehr als würdigen und festlichen Rahmen. Statt Silvesterfeuerwerk gab es Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel. Herausragend war das Quartett mit Tina-Marie Hübel, Miriam Schmalz, Sabrina Fierescu, Klaudia Piecha und Charles Dancla.
Interview mit Stefan Frankfurth
Ein ausführliches Interview mit Bürgermeister Stefan Frankfurth über die Zukunft von Bad Emstal lesen Sie am Mittwoch in der Zeitung „Der Chatte“ in Bad Emstal, Gudensberg, Edermünde und Niedenstein und am Donnerstag bei nh24 überall auf der Welt… (rs)