TREYSA. Dick auftragen ist keine charakterliche Eigenschaft von Vorständen regionaler Banken. So kommentierte Helmut Euler, Vorstand der VR Bank Hessenland eG, das exzellente Ergebnis der Bank während eines Pressegesprächs am Freitag in Treysa auch nur mit „gut“. Gleichzeitig bremste er die Erwartung in das kommende Jahr, wobei er die Warnung von Finanzminister Olaf Scholz für übertrieben hält.
Trotzdem: „Vermutlich werden wir in den nächsten Jahren eine so gute Konjunktur wie im Jahr 2018 nicht mehr so schnell wiedersehen“, mutmaßt Euler. Dazu werden der vermutlich anstehende Brexit, die nicht geklärte politische Lage in Frankreich aber auch die Wirtschaftspolitik eines Donald Trump beitragen. Zudem spielen die Sanktionen gegen Russland auch noch eine Rolle im ländlich geprägten Geschäftsgebiet des Kreditinstituts. Alles Umstände auf die die Bank keinen Einfluss hat.
Die Bank befindet sich in einem schwierigen, von der Politik gewollten Zinsumfeld. Für Euler selbstverständlich, da die Staaten der Euro-Zone so kumuliert seit 2007 1,42 Billionen Euro an Zinsen eingespart haben. Dies geht übrigens nichts ausschließlich zu Lasten der Banken, auch Kleinsparer und Anleger leiden unter dem aktuellen Zinsniveau. Trotzdem ist die Sparquote im fünften Jahr in Folge gestiegen und die Auftragslage der überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen bewege sich auf einem hohen Niveau. Dies hilft der Bank im schwierigen Zinsumfeld.
Die VR Bank Hessenland eG betreut 2,837 Mrd. Euro Kundeneinlagen, 134 Mio. Euro (5%) mehr als noch 2017. „Ab einer Steigerung von 100 Mio. Euro sprechen wir von einem guten Jahr“, so Euler. Dementsprechend wuchsen auch die Kundengelder um 3,1 Prozent (51 Mio. Euro) und die Kundenkredite um 7,8 Prozent (82 Mio. Euro) an.
Das schlechte Börsenjahr hat aber negative Einflüsse auf die verwalteten Kundendepots. Die Kunden büßten drei Prozent ihrer Anlagen ein. „Im Vorsorge- und Bauspargeschäft konnten Wachstumsraten von 3,4% bzw. 5,6% erzielt werden. Im Kreditgeschäft setzte sich die kontinuierliche Nachfrage mit einem Plus von 9,1% fort“, sagte Euler.
Eigenkapitalquote überdurchschnittlich
„Das überdurchschnittlich gute Geschäftswachstum führte bei tendenziell abnehmender Zinsmarge nur zu einem leichten Rückgang des Zins- und Provisionsüberschusses um 0,7 Mio. Euro auf 37,3 Mio. Euro. Der allgemeine Verwaltungsaufwand konnte auf einem unveränderten Niveau gehalten werden. Die sehr gute Kosten/Ertragsrelation von 59% trägt zu einer Stärkung des Eigenkapitals um 10 Mio. Euro bei, was zu einer Gesamteigenkapitalquote von 17,4% führt. Vor dem Hintergrund der permanent wachsenden regulatorischen Anforderungen zum Eigenkapital liegt auch in den Folgejahren die höchste Priorität in einer angemessenen Eigenkapitaldotierung“, erklärt Vorstandsmitglied Ralph Kehl.
Durch die Wirtschaftskraft der Bank fließen 4,6 Mio. Euro Ertragssteuern, davon 2,2 Mio. Euro Gewerbesteuer in die öffentlichen Kassen der Region.
Die soziale Infrastruktur unterstützte die Bank mit Spenden in Höhe von 195.000 Euro an 261 Vereine und Institutionen.
Abseits des klassischen Bankgeschäfts
Die Bank engagiert sich abseits des klassischen Bankgeschäfts mit 100 Prozentigen Töchtern in der IT-Sicherheit (GenoIT) und dem IT-Risikomanagenemt (GenoRisk). Beide Firmen erwirtschaften mit sieben Mitarbeitern einen Umsatz von rund 770.000 Euro. Hier sucht die Bank händeringend qualifiziertes Personal.
Die Hausverwaltung Wigbert Hill GmbH hat vier Mitarbeiter bei einem Umsatz von 240.000 Euro und die älteste Tochter, Raiffeisen Alsfeld-Kirchhain, erwirtschaftet mit 158 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 85 Mio. Euro. Auch relativ neu ist das Immobilienmanagement der Bank. Das größte Projekt im Schwalm-Eder-Kreis ist hier der Neubau der Rudolph-Logistikgruppe in Gudensberg. Bislang konnten in diesem Geschäftsbereich 44 Mio. Euro Investitionsvolumen realisiert werden. Geplant sind bislang 16 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 68 Mio. Euro. Eine gute Nachricht für Treysa konnten wir Helmut Euler nicht entlocken, der geplante Bau in der unteren Bahnhofstraße bleibt vorerst in der Planungsphase.
Genossenschaft eine sichere Geldanlage
Anders als bei der überwiegenden Anzahl der Sparkassen, schüttet die VR Bank Hessenland eG eine Dividende an ihre Anteilseigner aus. Die über 40.000 Mitglieder der Genossenschaftsbank erhalten vier Prozent. „Das ist das 50-fache einer Bundesanleihe“, sagte Vorstandsmitglied Werner Braun mit einem Augenzwinkern.
Für die einen Licht, für die anderen Schatten
Mitarbeiter und Geschäftsstellen nehmen ab, was auf das veränderte Kundenverhalten zurückzuführen ist. Geplant sind aktuell keine weiteren Filialschließungen, ausschließen möchte dies der Vorstand aber auch nicht.
Die Bank hat noch 227 Mitarbeiter, davon 101 Mitarbeiter in Teilzeit, sieben junge Menschen werden aktuell ausgebildet, zwei sind in Elternzeit, 16 in der Ruhephase der Altersteilzeit.
Für die Weiterbildung der Mitarbeiter hat die Bank 271.000 Euro ausgegeben. 18 Absolventen durchliefen ein berufsbegleitendes Studium, 13 Mitarbeiter befinden sich derzeit im Studium, darunter auch eine Auszubildende.
Die Bank aus Sicht der Mitarbeiter und der Kunden
100 Prozent der Mitarbeiter würden die VR Bank Hessenland eG als Arbeitgeber weiterempfehlen. Der Kollegenzusammenhalt erreicht bei „kununu“ einen Wert von 4,61 von 5. Die Mitarbeiter sind laut „kununu“ der Ansicht, dass die Bank beim Gehalt und den Sozialleistungen aber noch zulegen könnte. Insgesamt erreicht die Bank einen Wert von 4,13 von 5. (Quelle: kununu.com)
Bei gute-banken.de würden das Kreditinstitut 84 Prozent der Kunden weiterempfehlen. (wal)
Das Bild von links: Helmut Euler, André Herzog (Marktbereichsleiter) Werner Braun und Ralph Kehl
Internet: VR Bank Hessenland eG