Geodatenbasiertes System ist neues Werkzeug im Klimaschutz
MARBURG | KASSEL. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf und das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE haben das Startsignal für ihre Zusammenarbeit gegeben.
Gemeinsam wollen sie den Einsatz geodatenbasierter Systeme zur Stärkung des Klimaschutzes sowie zur Förderung der Digitalisierung im ländlichen Raum weiterentwickeln.
Landrätin Kirsten Fründt und Prof. Dr-Ing. Kurt Rohrig, stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer IEE haben dazu am 12. Dezember 2018 in Kassel eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Damit drücken das Fraunhofer-Institut IEE in Kassel und der Landkreis Marburg-Biedenkopf den Wunsch einer strategischen Zusammenarbeit und einer gemeinsamen Projektentwicklung aus. Beide entwickeln Modelle um Veränderungen für den ländlichen Raum und den Klimaschutz zu simulieren.
Mit dem Aufbau eines sogenannten Klima-GIS (Geographischen Informationssystem) können räumliche Daten zum Klimaschutz und den Erneuerbaren Energien erfasst, bearbeitet, organisiert, analysiert und präsentiert werden. „Mit einem Klima-GIS können wir klimaschutzrelevante Daten und Informationen visualisieren, dokumentieren und für viele Bürger nutzbar machen“, erläuterte Stefan Franke, Fachdienstleiter Klimaschutz und Erneuerbare Energien.
„Durch die Anwendung von GIS-Systemen lassen sich die vielfältigen Querschnittsfunktionen des Klimaschutzes noch besser innerhalb der Verwaltung und für die Bürger und Unternehmen darstellen und nutzen“, sagte Landrätin Kirsten Fründt. „Hier legen wir die Fundamente unserer Open-Government-Aktivitäten, die wir als Landkreis Marburg-Biedenkopf im Rahmen eines bundesweiten Modellprojektes gestartet haben“, so Fründt.
„Für uns sind die gemeinsamen Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte mit praktischen Bezügen von großem strategischen Interesse in unserem neuen Forschungsschwerpunkt »Energiesystem Stadt«“, sagte Prof. Rohrig vom Kasseler Fraunhofer-Institut. Den neuen Forschungsschwerpunkt »Energiesystem Stadt« baut das Fraunhofer IEE in Kassel mit einer Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst seit Anfang 2018 auf. „Damit wollen wir als Spezialisten für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik einen weiteren wichtigen Baustein für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Energiewende in Hessen und Deutschland erschließen und uns zu einem zentralen Ansprechpartner in diesem Feld entwickeln“, so Rohrig weiter.
Die Forscher wollen Synergien zwischen verschiedenen Energie-Sektoren identifizieren. „Gerade die Sektoren Wärme und Strom lassen sich nur sinnvoll gemeinsam betrachten, wobei auch der Bereich Mobilität mehr und mehr integriert wird“, erläuterte Prof. Rohrig. So könne zum Beispiel durch die gemeinsamen Arbeiten ein Beitrag zum nachhaltigen Umbau der Energieversorgung oder eine höhere Nutzung regionaler und erneuerbarer Energiequellen geleistet werden.
Aufbauend auf diesem Klima-GIS sollen dann die relevanten Energie- und Klimaschutzdaten für eine sogenannte CO2-Energie-Bilanzierung bereitgestellt werden. „Bilanziert wird nach dem BISKO-Standard (Bilanzierungs-Systematik-Kommunal), der neuen Bilanzierungsregel für Kommunen in Deutschland. Diese soll zu aussagekräftigeren Energie- und Treibhausgas-Bilanzen beitragen“, erläutert Dr. Christina Sager-Klauß, die das Kooperationsprojekt am Fraunhofer IEE leitet.
Auch Bürger und Unternehmen sollen auf die Daten des Geoinformationssystems zugreifen können. Damit können sie ihre eigenen Projekte besser planen und umsetzen. Mit ihnen können auch Projekte einfacher dokumentiert und kommuniziert werden. Dies könnte die Zusammenarbeit zwischen Kreisverwaltung und Bürgern erleichtern. Mit Hilfe der Klima-GIS-Daten könnten die Quartiere auf ihr Energiespar- und Ausbau-Potential hin besser analysiert werden. Dies wiederum verbessert die Qualität der entsprechenden Empfehlungen. Mit den Daten könnten auch leichter unterschiedliche Entwicklungsszenarien für die nachhaltige Energieversorgung von bestimmten Räumen entwickelt, sichtbargemacht und kommuniziert werden.
Das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE in Kassel forscht für die Transformation der Energieversorgungssysteme und entwickelt Lösungen für technische und wirtschaftliche Herausforderungen. Es hat sich in den Geschäftsbereichen Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik etabliert. Die Fraunhofer-Gesellschaft ist eine der führenden Organisationen für angewandte Forschung in Europa mit Hauptsitz in München. Unter ihrem Dach arbeiten 72 Institute und Forschungseinrichtungen an Standorten in ganz Deutschland. Mehr als 25 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erzielen das jährliche Forschungsvolumen von 2,3 Milliarden Euro. (pm)
Das Bild: Der Landkreis Marburg-Biedenkopf und das Fraunhofer IEE in Kassel wollen Geodaten verstärkt für den Klimaschutz nutzen und arbeiten dafür eng zusammen: (v. li.) Kilian Stroh (wiss. Mitarbeiter Fraunhofer IEE), Prof. Dr. Kurt Rohrig (stellv. Institutsleiter Fraunhofer IEE), Dr. Christina Sager-Klauß (Projektleiterin Fraunhofer IEE), Landrätin Kirsten Fründt, Stefan Franke (Fachdienstleiter Klimaschutz und Erneuerbare Energien) und Philipp Lübbeke (Klimaschutzmanager des Landkreises Marburg-Biedenkopf).